1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Ordnungen, in denen sich die „Funktionalität“ der conditiones entis nobilissimae et generalissimae<br />
aufscheint. Insofern das Sein in <strong>des</strong>sen eigenem Gattungsbereich betrachtet wird, erhalten wir eine<br />
<strong>onto</strong>logische Ordnung; wenn es dagegen im Hinblick auf seinen Bezug zur göttlichen<br />
Kausalwirkung betrachtet wird, so ergibt sich eine <strong>theologische</strong> Ordnung; und wenn man es<br />
schließlich in einem Verhältnis zur Seele <strong>des</strong> Menschen betrachtet, dann hat man eine<br />
anthropologische Ordnung.<br />
<strong>Die</strong> Systematisierung der Alexander zugeschriebenen Summa eröffnet somit im Vergleich<br />
zum Chancelier Philipp eine neue Sicht, zumal sie das Sein der Dinge nicht allein aus der<br />
Perspektive der „Negation“ bzw. der indivisio betrachtet, sondern auch über eine „Beziehung“.<br />
Sowohl das zweite wie das dritte Moment entstehen aus der Betrachtung einer Instanz, die sich <strong>als</strong><br />
„relational Modell“ verstehen ließe, während nur in der ersten Ordnung das Kriterium der Summa<br />
de bono befolgt würde.<br />
Ein weiterer von Alexanders Text geleisteter Beitrag besteht in der Theorie der<br />
„Appropriatinen“, die der <strong>theologische</strong>n Ordnung entsprechen. Darin wird Gottes dreifache<br />
Kausalfunktion, wie bereits gesehen, jeder einzelnen der göttlichen Personen zugeordnet. Obwohl<br />
diese dreifache Kausalität dem einheitlichen Wesen <strong>des</strong> Göttlichen gemeinsam ist, wird die<br />
bewirkende Ursache dem Vater zugeeignet (appropriatur), die Exemplarursache dem Sohn und die<br />
Zweckursache dem Heiligen Geist. 100 Es ist nicht so, daß jede göttliche Person an und für sich die<br />
Grundursache in einer der drei genannten Hinsichten wäre, sondern es ist vielmehr so, daß die<br />
Ursache mit der Person aufgrund der Ähnlichkeit in Beziehung steht, die sie in Hinsicht auf das<br />
„Eigentümliche“ an jeder der göttlichen Personen erhält.<br />
In der Summa fratris Alexandri wird die <strong>Transzendentalien</strong>lehre zum ersten Mal in eine<br />
<strong>theologische</strong> Synthese einbezogen und legt damit ein metaphysisches Fundament für die Reflexion<br />
über die göttlichen Attribute. 101<br />
Ebenso erweitert Alexander dieses trinitarische Schema auf die anthropologische Ebene.<br />
<strong>Die</strong> Seele ist damit imago der göttlichen Dreifaltigkeit, aufgrund ihrer drei Fähigkeiten memoria,<br />
intelligentia und voluntas.<br />
Sowohl das Modell der indivisio bei Philipp wie die von der Summa fratris Alexandri<br />
geleisteten Beiträge werden zweifelsohne grundlegend sein, sobald es darum geht, Bonaventuras<br />
100 Summa theologica, I, n. 73 (ed. Quaracchi I, S. 115): “Quae quidem causalitas, cum sit communis toti<br />
Trinitati, appropriatur ut causa efficiens Patri, exemplaris Filio, finalis Spiritui Sancto”.<br />
101<br />
Vgl. Ph. Böhner, The System of Metaphysics of Alexander of Hales, in: Franciscan Studies, 26, New<br />
Series, Bd. 5 (1945) S. 392-398.<br />
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