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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Kapitel IV: Theorie der Zueignungen<br />

1. <strong>Die</strong> transzendentalen Eigenschaften <strong>als</strong> göttliche Zueignungen<br />

Ein auffälliger Zug an Bonaventuras trinitarischer Theologie ist, wie schon bei seinen<br />

Lehrern Alexander von Hales und Richard von St.Viktor, der Umstand, daß er das göttliche Wesen<br />

nie abstrakt betrachtet, sondern stets in Blick auf die göttlichen Personen, die das göttliche Wesen<br />

in gleicher Weise besitzen. In der Summa de bono bemerkt Philipp der Kanzler, daß „Sein, eines,<br />

wahr und gut“ zwar communissima seien, aber auch Gott „zugeeignet“ würden, und er untersucht<br />

das Verhältnis zwischen dem, was allgemein, und dem, was eigentümlich in Gott ist. In der Summa<br />

fratris Alexandri bildet die Lehre von den <strong>Transzendentalien</strong> die metaphysische Grundlage für die<br />

<strong>theologische</strong> Erklärung der „göttlichen Einheit, Wahrheit und Güte“. 190 <strong>Die</strong>s erhält einige<br />

Bedeutung, wenn es darum geht, den Stellenwert der <strong>Transzendentalien</strong> im Denken Bonaventuras<br />

zu bestimmen, zumal der Seraphicus das Sein der Dinge von den <strong>onto</strong>logischen Bezügen her<br />

begreift, die deren innere Natur mit dem Sein ihres trinitarischen Prinzips verbinden, vor allem bei<br />

der menschlichen Seele, dem Abbild der transzendenten Trinität. Dementsprechend handelt dieses<br />

Kapitel vom Verhältnis der <strong>Transzendentalien</strong> zur Trinität.<br />

<strong>Die</strong> Trinitätslehre an sich gehört zur Theologie der Heiligen Schrift; sie ist daher ein<br />

Bestandteil der Offenbarung und dem natürlichen Denken nicht zugänglich, weil der<br />

Menschenverstand die eigentümlichen Attribute (propria) der göttlichen Personen nicht zu<br />

erkennen vermag. Jedoch bietet die Lehre von den <strong>Transzendentalien</strong> in gewisser Weise die<br />

Möglichkeit, die Trinität philosophisch zu klären. Ausgehend von den allgemeinen<br />

<strong>Seins</strong>bedingungen, die in der <strong>onto</strong>logischen Konstitution eines jeden Geschöpfes vorhanden sind,<br />

wird es nämlich möglich, deren analogische Übertragung ins göttliche Sein vorzunehmen. Je<strong>des</strong><br />

Geschöpf stellt sich uns <strong>als</strong> eine Einheit dar, weil wir es numerisch von einer anderen unterscheiden<br />

können; somit setzen wir die Existenz einer vollkommenen und einzigen Einheit an. Ebenso<br />

erscheint uns je<strong>des</strong> Geschöpf <strong>als</strong> wahr, weil wir es erkennen können und weil es in diesem<br />

Erkennen mit der ihm entsprechenden species oder dem Begriff übereinstimmt, den wir uns im<br />

Verstand bilden; somit setzen wir die Existenz einer höchsten Wahrheit an, <strong>des</strong> Ursprungs jeder<br />

möglichen Wahrheit. Schließlich stellt sich uns je<strong>des</strong> Geschöpf insoweit <strong>als</strong> gut dar, wie es<br />

kommunikabel ist, und dadurch, daß wir es in dem Bezug verwenden können, den es uns im<br />

190 Vgl. J. A. Aertsen, Medieval philosophy and the trascendent<strong>als</strong>, op.cit, S. 360.<br />

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