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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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sowohl das Verstehen wie das Lieben, <strong>als</strong> absolute Tätigkeiten, ihre Grundlage in diesem<br />

Mittelpunkt, und nur darin. 171<br />

In Hinsicht auf den zweiten Teil und in einer Wiederaufnahme <strong>des</strong>sen, was in dem<br />

Abschnitt über das <strong>als</strong> erstes Prinzip <strong>des</strong> Wirklichen aufgefaßte Sein gesagt wurde, bleibt uns hier<br />

die Ergänzung der bonaventurischen Vorstellung von dem Ort, den das Gute im Verhältnis zum<br />

Sein besetzt. Auf der Ebene <strong>des</strong> Absoluten ist das Gute nämlich nicht das erste, wie bei Pseudo-<br />

Dionysius, sondern das zweite. Das wesenhafte Verstehen ist an das verum gebunden, und dann<br />

erscheint das ans bonum gebundene wesenhafte „Wollen“. In Bonaventuras Auffassung wird <strong>als</strong>o<br />

die metaphysische Ordnung nicht angetastet, wie das bei einigen metaphysichen Konzeptionen stets<br />

die Gefahr war, die das Gute <strong>als</strong> erstes, noch vor dem Sein ansetzt, wie Platon, Plotin oder auch<br />

Pseudo-Dionysius es tun. Andererseits jedoch besteht auch die Gefahr eines Intellektualismus, wie<br />

er bei Aristoteles, den Stoikern oder den Thomisten vorkommt. Mit der metaphysischen<br />

Hierarchisierung der <strong>Transzendentalien</strong> im Sein vermeidet Bonaventura jegliche Art <strong>des</strong><br />

Emanatismus. Was nun die <strong>als</strong> Prinzip der Mitteilung verstandene göttliche Natur angeht, so<br />

gelangt man zu einer Zwischenlösung, die sich vorsichtig sowohl vom metaphysischen<br />

Voluntarismus wie Intellektualismus fernhält.<br />

Neben der metaphysischen Ordnung quoad absolutionem erscheint eine metaphysische<br />

Ordnung quoad perfectionem, in der eigentlich die göttlichen Mitteilungen bestünden. In diesem<br />

Sinne bildet das Gute -bonum bzw. bonitas- den letzten Grund, weswegen Gott sich mitteilt,<br />

sowohl ad intra wie ad extra. Bonaventura nimmt das Wort perfectio dabei in <strong>des</strong>sen<br />

grammatischem Sinn von Vollzug und Vollendung. Gott wird metaphysisch <strong>als</strong> das Sein aufgefaßt,<br />

das sich in der Mitteilung seines göttlichen Wesens ergänzt und vollendet, insofern diese<br />

Mitteilungen seine Wirklichkeit erschöpfen. Unter absolutio versteht Bonaventura jegliche<br />

wesenhafte und absolute Vollkommenheit. Das Sein ist mithin Quelle und letzter Grund jeder<br />

absoluten Vollkommenheit, wogegen das bonum das principalissimum fundamentum bilde.<br />

So groß ist die Bedeutung, die Bonaventura dem bonum zumißt, daß er ihm in seinem<br />

Itinerarium das gesamte Kapitel VI widmet: De speculatione beatissimae Trinitatis in eius nomine<br />

quod est bonum, genauso wie er das Kapitel V allein dem Begriff <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> vorbehalten hatte.<br />

Gleich zu Anfang <strong>des</strong> Kapitels heißt es, daß es, wenn zum Verständnis der Wesensordnung vom<br />

Sein <strong>als</strong> dem ersten Namen Gottes auszugehen ist, gleichfalls zum Verstehen der göttlichen<br />

Mitteilungen notwendig wird, die metaphysische Spekulation auf das Gute zu richten, die<br />

171 Vgl. P. Feliciano de Ventosa, op.cit., S. 30.<br />

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