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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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<strong>des</strong> Leibes zu tun hätte, wie beim Nützlichen und Angenehmen, sondern weil es ein -immaterielles,<br />

intelligibles- Gut an sich darstellt, <strong>als</strong>o etwas im Bereich der Werte Befindliches. Genau hier liege<br />

die höchste Güte, die von Bonaventura im Sinne einer allein in der Freude an Gott und der Liebe zu<br />

ihm erreichbaren Glückseligkeit begriffen wird. Und gerade darauf gründen sich die Richtigkeit <strong>des</strong><br />

moralischen Handelns und die letztliche Zweckbestimmung der menschlichen Seele. <strong>Die</strong><br />

Vollkommenheit <strong>des</strong> erstrebten Gegenstands wirkt dabei mit der Aufrichtigkeit der Absicht<br />

zusammen, um den eigentlichen Wert jeglichen moralischen Handelns auszumachen. 412<br />

So wie der Verstand in angeborener Form ein Licht erhält (ein naturale iudicatorium), das<br />

ihn in der Ordnung der Erkenntnis leitet, so bekomme auch der Wille eine seinem Wesen<br />

naturgemäße Neigung (naturale quoddam pondus), die ihn in der Ordnung <strong>des</strong> Handelns anleitet.<br />

Wo es um die Erkenntnis <strong>des</strong> moralisch Guten geht, bezeichnet Bonaventura das natürliche Licht<br />

<strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong> mit dem Begriff <strong>des</strong> Gewissens (conscientia); und wo es um die Ausrichtung auf<br />

das moralisch Gute geht, nennt er die natürliche Neigung <strong>des</strong> Willens synderesis. 413<br />

3. <strong>Die</strong> Struktur <strong>des</strong> Abbil<strong>des</strong> <strong>als</strong> innerer Spiegel: memoria, intelligentia, voluntas<br />

In keinem anderen Teil von Bonaventuras Werk treten die Bezüge wechselseitiger<br />

Abhängigkeit zwischen Philosophie und Theologie so kohärent hervor wie in Kapitel III und IV <strong>des</strong><br />

Itinerariums. Deshalb wollen wir insbesondere dieses Werkchen zum Leitfaden unserer<br />

Betrachtungen über die Kräfte der Seele nehmen. Wie in vielen Texten Bonaventuras bewegt sich<br />

sein Denken hier zwischen den wissenschaftlichen Überlegungen, mit denen er über die<br />

Wirklichkeit Rechenschaft gibt, und dem <strong>theologische</strong>n a priori, an dem die Geschöpfe <strong>onto</strong>logisch<br />

bewertet werden. <strong>Die</strong>se Bewegung ist dem menschlichen Erkennen durchaus nicht fremd, sondern<br />

für <strong>des</strong>sen Struktur völlig grundlegend. Wir dürfen darum behaupten, Bonaventuras größtes<br />

Anliegen sei es nicht so sehr, die Zugangsarten zur Wahrheit zu ermitteln, die bald philosophischer<br />

und bald <strong>theologische</strong>r Natur sind, <strong>als</strong> vielmehr, mit allen für ihn erreichbaren begrifflichen Mitteln<br />

den eigentlichen Charakter der Wahrheit zu erfassen. Daher gelangen wir Schritt für Schritt zu<br />

412 Vgl. E. Gilson, op.cit., S. 373.<br />

413 II Sent., d. 39, a. 2, q. 1, ad 4 (II, 911 b): “... synderesis dicit potentiam affectivam, in quantum naturaliter<br />

habilis est ad bonum et ad bonum tendit; conscientia vero dicit habitum intellectus practici”.<br />

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