1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Über das dritte zugeeignete Transzendentale sagte bereits Augustin, daß Gott „das Gute<br />
alles Guten“ 316 sei, d.h. in ihm kämen das eigentümliche Gute mit dem allgemeinen Guten<br />
zusammen. Geschaffenes Sein hingegen müßte sich, um in seiner kontingenten Wirklichkeit gut zu<br />
sein, auf die Quelle hinordnen, der je<strong>des</strong> Gute entstammt. Der Einfluß der göttlichen transzendenten<br />
Güte im Geschöpf bedingt in ihm <strong>des</strong>wegen eine Güte im Sinne einer Hinordnung auf das Gute<br />
(ordinatio ad bonum). 317 Jegliches Geschöpf trägt daher, je nach dem größeren oder geringeren<br />
Grad seiner Teilhabe am höchsten Guten, eine Ordnung (ordo) in sich, die ebenso <strong>als</strong> Neigung zu<br />
seinem eigentümlichen Zweck gelten könnte, in derselben Weise, wie ein schwerer Gegenstand<br />
dem Gravitationszentrum zustrebt, das auf ihn eine Anziehung ausübt, weil er darin seine Stabilität<br />
und die seiner Eigenbewegung entsprechende Ruhe findet. 318<br />
Ausgehend von der Begründung der göttlichen Einheit setzt Bonaventura die erzeugende<br />
Kraft <strong>des</strong> ersten Prinzips zu ihr in Beziehung und leitet daraus nicht nur die Vorstellung einer<br />
Reduktion alles Geschaffenen auf seine erzeugende Ursache ab -hier die Vorstellung einer<br />
Zweckbestimmung-, sondern auch die Argumentation, die es ihm erlauben soll, zu einigen<br />
kontroversen Themen Stellung zu beziehen, etwa zu denen der Ewigkeit der Welt -sowohl in der<br />
Zeit wie in ihrem stofflichen Prinzip-, der Vielheit der Prinzipien (Manichäismus), sowie der<br />
Erzeugung durch die Vermittlung getrennter Intelligenzen. Wenn nun erst die Notwendigkeit, daß<br />
das erste Kausalprinzip einfach und einheitlich sei, begründet ist und wenn dieses Prinzip die Welt<br />
erzeugt, dann kann es dies nicht aus sich selbst tun und muß es aus dem Nichts heraus schaffen. 319<br />
Da in der Tat aber die Erzeugung aus dem Nichts die Wirklichkeit <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> nach dem Nicht-Sein<br />
und eine unendliche Erzeugungskraft auf seiten <strong>des</strong> Prinzips voraussetzt, wird daraus geschlossen,<br />
daß dieses nur Gott zu eigen sein kann, und daher die Notwendigkeit, daß die Welt in der Zeit<br />
316 De Trinit., VIII, 3, 4 (PL 42, 949). Aufspüren lässt sich Augustins Einfluss auch bei diesem Thema nach seinen<br />
Texten De natura boni, 3 (PL 42, 553); De civit. Dei, V, 11 (PL 41, 153); De vera relig., 7, 13; 11, 36, 55 (PL<br />
34, 129) Vgl. auch noch O. du Roy, L'intelligence de la foi en la Trinité selon Saint Augustin, Paris (1966) S. 421-<br />
423, wo der Autor sich insbesondere auf die Triade mensura-numerus-pondus bezieht.<br />
317 II Sent., d. 1, p. 2, a 1, q. 1, ad 1 (II, 44 b): “... In nobis bonum proprium differt a bono communi; sed in<br />
Deo, bonum suum est bonum commune nam ipse est ‘bonum omnis boni’. Si ergo effectum non ordinaret ad<br />
se, vel non faceret propter se, cum ipse sit bonum a quo omne bonum, jam effectus non esset bonus. Quoniam<br />
ergo utilitas creaturae tota attenditur in ordinatione ad bonum quod Deus est...”.<br />
318 Vgl. Luc Mathieu, La Trinité créatrice, op.cit., S. 213-215.<br />
319 Brev., II, 1, (V, 219 a): “Quoniam igitur primo principium, in quo est status, non potest esse nisi unum<br />
solum; si mundum producit, cum non possit ipsum producere de se ipso, necesse est, quod producat ex nihilo”.<br />
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