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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Flamme, aus der Seele der Erzeuger, sondern werde in dem Augenblick, wo ihre Vereinigung mit<br />

dem Körper eintritt, unmittelbar von Gott erschaffen. 354<br />

Insofern <strong>als</strong> der Mensch diese rationale Form in seinem inneren Wesen besitzt, nehme er<br />

auch eine bevorzugte Stellung gegenüber den anderen Geschöpfen ein, zumal er der einzige sei, der<br />

dazu befähigt ist, das Universum mit dem Verstand zu erfassen, und außerdem sei er das Medium,<br />

durch das alle übrigen körperhaften Kreaturen auf Gott hingeführt werden, der <strong>als</strong> letztes Ziel <strong>des</strong><br />

Universums gilt. Damit wird der Mensch zu dem, der kausales Prinzip wie teleologische<br />

Ausrichtung der Wirklichkeit in ihrer umfassenden Gesamtheit begreifen kann. 355 <strong>Die</strong> stofflichen<br />

Geschöpfe <strong>des</strong> Universums, <strong>als</strong> Schatten und Spuren, vermögen sich selbst in ihrer<br />

<strong>Seins</strong>berechtigung nicht zu erkennen, und <strong>des</strong>halb verweisen sie auf einen äußeren Sinn und Zweck,<br />

den sie erst im Menschen finden. Denn <strong>als</strong> einziges aus körperhaftem Stoff gefügtes Wesen, das die<br />

göttliche Vollkommenheit einer Kenntnis der Ordnung nachbildet, könne er das Buch der Natur<br />

lesen und darin seinen Ursprung und sein letztes Ziel entziffern. 356 In dem Sinn unterscheide sich<br />

der Mensch von allen übrigen Kreaturen, wie sich in ihm nicht nur der Charakter der Einheitlichkeit<br />

finde, der die urbildliche göttliche Einheit reflektiert, sondern außerdem noch die Fähigkeit, die<br />

Natur durch die Erkenntnis der Zwecksetzung mit Sinn zu begaben, eine Fähigkeit <strong>als</strong>o, im Wesen<br />

der Dinge das sie <strong>als</strong> solche konstituierende Warum und Wozu zu erahnen. Der Mensch verfüge im<br />

Erkennen über einen wesenhaften Zugang zur Wahrheit <strong>des</strong> geschaffenen <strong>Seins</strong>, einer nicht allein<br />

<strong>onto</strong>logischen, sondern zudem auch logischen Wahrheit, zumal er nicht nur die Wahrheit der<br />

Kreatur (ihre Authentizität), sondern auch die Kreatur in der Wahrheit, d.h. wahrhaftig und nicht<br />

f<strong>als</strong>ch, erkennt. Im ersten Fall ist die Erkenntnis eine Erkenntnis eines wahren Gegenstands; im<br />

zweiten Fall ist sie wahre Erkenntnis eines dem Verstand vorgegebenen Gegenstands.<br />

Daß der Mensch das Geschöpf sei, das in Wahrheit und wahrhaft erkenne, führt uns zur<br />

Erörterung <strong>des</strong> gnoseologischen Aspekts am Menschen hin, und innerhalb der Richtung unserer<br />

354 II Sent., d. 18, a. 2, q. 3 (II, 453 a- 454 a): “... quod animae non seminantur, sed formatis corporibus a Deo<br />

creantur et creando infunduntur et infundendo producuntur. Animarum enim creationem Deus sibi soli debuit<br />

reservare, tum propter earum dignitatem, tum propter earum immortalitatem [...] anima vero rationalis cum sit<br />

hoc aliquid et incorruptibilis nec educatur de materia praeiacente, necesse est, eam ex nihilo educi et ita<br />

creari”.<br />

355 II Sent., d. 17, a. 2, q. 1 (II, 419 b – 420 a): “Ordo etiam hominis ad creaturas inferiorem requirebat. Quia<br />

enim corporales naturae inferiores factae sunt, ut <strong>des</strong>ervirent creaturae rationali, sicut supra ostensum fuit;<br />

facte sunt etiam, ut mediante illa quodam modo perducantur in finem: hic est, quod debuit fieri rationalis<br />

creatura taliter composita, quod obsequium inferiorum creaturarum esset ei utile, et quod, mediante illa<br />

creatura, naturae inferiores quodam modo perducerentur ad beatitudinem”.<br />

356 I Sent., d. 3, p. 1, a. unic., q. 3 ad 2 (I, 75 b): “Aliae creaturae possunt considerare ut res vel ut signa. Primo<br />

modo sunt inferiores homine, secundo modo sunt media in deveniendo, sive in via, non in termino, quia illae<br />

non pervenit, sed per illas pervenit homo ad Deum illis post se relictis”.<br />

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