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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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sichtbar würden. 450 Denn es gebe keine Kreatur, bei der sich nicht eine bestimmte Neigung, ein<br />

Maß und eine Zahl bekundeten. Und dennoch verweist Bonaventura auf ein höheres Zeugnis für<br />

die Trinität, das schon in der Substanz je<strong>des</strong> Seienden angelegt ist, d.h. nicht mehr nur in der Weise<br />

von Prädikaten seiner selbst, sondern in seiner Wesensstruktur: Jede geschaffene Substanz bestehe<br />

nämlich in einer Einheit aus Stoff und Form, zugleich mit der Synthese, die jene Einheit erst<br />

bewirkt. Dort nun liest Bonaventura wie in einem Spiegel bzw. Buch die Spuren der kausalen<br />

Trinität: das Ursprungsprinzip oder Fundament, die formale Bestimmung und die Vereinigung zur<br />

Einheit <strong>des</strong> <strong>Seins</strong>; und all dies stelle den Vater <strong>als</strong> Prinzip und Ursprung dar, den Sohn <strong>als</strong> formales<br />

Ebenbild <strong>des</strong> Vaters sowie endlich den Heiligen Geist, der die Liebeseinheit vollendet. 451<br />

<strong>Die</strong> Frage lautet nunmehr: Wie wird bei der Erkenntnisstruktur <strong>des</strong> Menschen der Zugang<br />

zu den Seienden konkret erreicht, um in ihnen diese Wesensstruktur in der Gestalt von<br />

Trinitätsspuren zu erkennen? <strong>Die</strong>se Frage nach dem Ursprung <strong>des</strong> Erkennens, die sich bekanntlich<br />

zwischen den Gegenpolen Innatismus bzw. tabula rasa bewegt, trifft jeweils auf die platonische<br />

bzw. aristotelische Erkenntnistheorie <strong>als</strong> Hauptexponenten. Bonaventura, der sonst stets die<br />

neuplatonische Linie befolgt, vertritt hier jedoch die Ansichten <strong>des</strong> Aristoteles und lehnt den<br />

platonischen Innatismus ab. Denn der aristotelische Grundsatz, dem zufolge alle unsere<br />

Erkenntnisse bei den Sinnen anfangen, wird im Itinerarium klar übernommen, wenn der Aufstieg<br />

zum ersten Prinzip ganz unten einsetzt, beim Körperhaft-Sensiblen, bei der Spur, die durch die<br />

Gesamtheit der die natürliche Welt bildenden Kreaturen gegeben ist. 452 Um zur Erfassung der<br />

intelligiblen Gegenstände zu gelangen, sei es notwendig, daß wir zunächst auf den äußeren<br />

Stimulus achten, der von den sensiblen Gegenständen ausgeht und der unser Sinnesempfinden<br />

450 Brev., II, 1, 2 (V, 219 a): “Creatura est effectus Trinitatis sub triplici genere causalitatis: efficientis, a quo<br />

est in creatura unitas, modus et mensura; exemplaris, a quo est in creatura veritas, species et numerus; finalis,<br />

a quo est in creatura bonitas, ordo, pondus. Quae quidem reperiuntur in omnibus creaturis tamquam vestigium<br />

Creatoris, sive corporalibus, sive spiritualibus, sive ex utrisque compositis”.<br />

451 In Hexaem., II, 23 (V, 340 a): “Non est enim aliqua creatura quae non habeat mensuram, numerum et<br />

inclinationem; et in his attenditur vestigium et manifestatur sapientia, sicut pes in vestigio [...] In substantia<br />

autem est altius vestigium quod repraesentat divinam essentiam. Habet enim omnis creata substantia<br />

materiam, formam, compositionem: originale principium seu fundamentum, formale complementum et<br />

glutinum [...] et in his repraesentatur mysterium Trinitatis: Pater, origo; Filius, imago; Spiritus Sanctus<br />

compago”.<br />

452 Itin., I, 9 (V, 298 a): “Quoniam igitur prius est ascendere quam <strong>des</strong>cendere in scala Iacob, primum gradum<br />

ascensionis collocemus in imo, ponendo totum istum mundum sensibilem nobis tanquam speculum, per quod<br />

transeamus ad Deum... A magnitudine namque speciei et creaturae cognoscibilier poterit Creator horum<br />

videri”.<br />

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