1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Begriff <strong>des</strong> „Guten“ die Zweckursache der Schöpfung, zumal die Entstehung <strong>des</strong> geschaffenen<br />
<strong>Seins</strong> sich dort per modum liberalitatis vollziehe. 177<br />
Wir hatten bereits erwähnt, daß Bonaventura von den drei bei Aristoteles vorgetragenen<br />
Arten der Erzeugung nur zwei annimmt: die nach der Natur und die nach dem Willen. In der auf die<br />
Gottheit bezogenen kausalen Erzeugung würde erstere dem Sohn, letztere dem Heiligen Geist<br />
zukommen. Wir könnten demnach von einer Erzeugung per voluntatem in divinis sprechen, d.h.<br />
von derjenigen, die eigentlich der <strong>theologische</strong>n Lehre von den innertrinitarischen Beziehungen<br />
entspricht, sowie von einer Erzeugung per voluntatem ad extra, die dann insbesondere den<br />
geschaffenen Seienden entspräche. Weshalb sagen wir nun, die letztere sei dem geschaffenen Sein<br />
eigentümlich? Einfach weil es, wenn die Kreatur der Endzweck eines göttlichen Wirkens ist,<br />
unmöglich wird, daß sie der Erzeugungsart per naturam zuzuordnen wäre, zumal dies eine<br />
Gemeinsamkeit mit der göttlichen Natur voraussetzen würde. Ebenso hatten wir schon erwähnt,<br />
daß die zufällige Erzeugung einer Wirkung hier bei Bonaventura nicht in Betracht kommt, da sie<br />
auf Gott, in dem ja nichts Zufälliges besteht, nicht anwendbar ist. Demzufolge bleibt uns allein die<br />
Erzeugung per voluntatem. Doch obwohl beide Erzeugungen, die <strong>des</strong> Heiligen Geistes wie die der<br />
Kreatur, in der Art der Erzeugung analog übereinstimmen, gilt es beide Arten insofern zu<br />
unterscheiden, <strong>als</strong> die Entstehung <strong>des</strong> Heiligen Geistes in eandem natura geschieht, während die<br />
der Kreatur entsprechende alterius naturae ist. 178<br />
Der Zweck je<strong>des</strong> Seienden ist in die verursachende Gottheit eingeschrieben, weil aus<br />
Bonaventuras metaphysisch-<strong>theologische</strong>r Sicht auch dort das Gute <strong>als</strong> transzendentales Attribut<br />
seine Wurzel hat. Dem ist so, weil der göttliche Wille, <strong>als</strong> Ursache betrachtet, nur ein gutes Wollen<br />
ist; daher soll dem Heiligen Geist auch die benevolentia in Hinsicht auf je<strong>des</strong> geschaffene Seiende,<br />
und insbesondere auf das geistige Geschöpf, appropriert werden. 179 <strong>Die</strong> Wirkursache erzeugt durch<br />
die Exemplar-Ursache eine gute Wirkung, d.h. eine absichtliche und am Ende geliebte Wirkung.<br />
Der göttliche Vater wird schöpferisch im Sohn, um damit -und hier würde der Zweck liegen- den<br />
Geschöpfen seine ihm innewohnende Güte mitzuteilen. <strong>Die</strong> Schöpfung insgesamt wird etwas<br />
177 In Sent., I, d. 10, a. 1, q. 1, fund. 4 (I, 195 a): “Omnes creaturae a Deo procedunt per cognitionem et<br />
voluntatem; sed ante creaturarum productionem ponere fuit in divinis emanationem Verbi ab aeterno, in quo<br />
Pater omnia fienda disposuit: ergo pari ratione necesse fuit emanare personam in qua omnia vellet et<br />
donaret...”.<br />
178 In Hexaem., XII, 3 (V, 385 a): “Creatura egreditur a Creatore, sed non per naturam, quia alterius naturae<br />
est; ergo per artem, sive ex voluntate; et ars illa non est extra ipsum: ergo est agens per artem et volens”.<br />
179 De decem praeceptis, III, 2 (V, 516 a): “In divinis enim est paternitas, filiatio et processio; et secundum<br />
haec sunt tria appropriata tribus personis divinis. Patri appropriatur maiestas, Filio veritas, Spiritui sancto<br />
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