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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Jegliche Güte entstamme im Ursprung dem höchsten Guten, und ebenso wie das Denken im<br />

Erkenntnisakt nach der höchsten Wahrheit strebt, suche auch der Wille je<strong>des</strong>mal nach der Güte an<br />

sich, wenn er sich auf etwas Gutes richtet, zumal das Abbild-Sein, wie nach dem bisher Gesagten<br />

leicht zu bemerken ist, keine bloße Wesensbestimmung bedeutet, sondern ein Verhältnis zu einer<br />

Vorbildgestalt <strong>als</strong> Maßstab seines eigenen <strong>Seins</strong>. 396<br />

Erst wenn die Seele ihre Befähigung zu Erkenntnis und Liebe auf Gott hinlenkt -im Sinne<br />

von ausrichten und hinordnen-, ließe sich auch sagen, sie schaffe in sich die elementaren<br />

Voraussetzungen dafür, daß sie Abbild der göttlichen Trinität sein kann. 397<br />

2. 1. a. Denken, Wollen und freier Wille: Aspekte <strong>des</strong> moralischen Handelns<br />

Gerade diese zweckbestimmte Ausrichtung <strong>des</strong> Menschen auf Gott hin fließt vornehmlich<br />

bei den Begriffen voluntas und liberum arbitrium in Bonaventuras anthropologische Lehre ein; und<br />

dieser Einfluß wird wiederum durch das <strong>theologische</strong> a priori bedingt, auf das wir am Anfang<br />

unserer Arbeit verwiesen haben. Denn nach christlicher Auffassung erlangt der Mensch sein Heil<br />

letztlich nicht durch die Intelligenz, sondern durch den freien Willen, das liberum arbitrium. Daraus<br />

erklären sich auch die Wichtigkeit dieser Thematik und deren ausführliche Behandlung durch den<br />

franziskanischen Kirchenlehrer.<br />

Zunächst einmal gilt eine bereits von Aristoteles gemachte Unterscheidung zu den beiden<br />

Seiten <strong>des</strong> Wollens: einerseits, daß es eine natürliche Kraft darstellt, und andererseits, daß es eine<br />

absichtsvolle Kraft ist. Es handele sich hier um zwei verschiedene Wirkungsweisen einer und<br />

derselben Befähigung oder Kraft: Im ersten Fall wird das Wollen durch sein Wesen dazu bestimmt,<br />

nach einem Gegenstand zu streben; im zweiten Fall strebt es zwar auch ein Ziel an, doch entsteht<br />

die Bestimmung dabei aus ihm selbst, durch die Mitwirkung eines vorherigen Urteils, das ihm vom<br />

396 De Sci. Chri., q. 4, fund. 29 (V, 20 a): “Sicut affectus se habet ad bonum, ita intellectus se habet ad verum,<br />

et sicut omne bonum a summa bonitate, ita omne verum a summa veritate [...] Sed impossibile est, quod<br />

affectus noster directer feratur in bonum, quin aliquo modo attingat summam bonitatem”; I Sent., d. 31, p. 2, a.<br />

1, q. 1 (I, 540 b): “Imago semper dicit respectum”. Vgl. M. Schlosser, Cognitio et amor, op.cit. p. 25.<br />

397 I Sent., d. 3, p. 2, a. 1, q. 2 (I, 83 a-b): “...primo enim imago attenditur secundum expresam conformitatem<br />

ad imaginatum; secundo, quod illud quod conformatur imagini, per consequens conformatur imaginato; unde<br />

qui videt imaginem Petri, per consequens videt et Petrum; tertio, quod anima secundum suas potentias<br />

conformis reddatur his ad quae convertitur, sive secundum cognitionem, sive secundum amorem. Quoniam<br />

igitur cum anima convertitur ad Deum, sibi conformatur, et imago attenditur secundum conformitatem: ideo<br />

imago Dei consistit in his potentiis, secundum quod habent objectum Deum”.<br />

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