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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Im Denken <strong>des</strong> 13. Jh. nahm die „Stufenleiter der Geschöpfe“ eine zentrale Stellung ein.<br />

<strong>Die</strong>ses Konzept wurde schließlich zu einem integralen Bestandteil der dam<strong>als</strong> geltenden Weltsicht.<br />

Denn es kamen darin drei wesentliche Vorstellungen zusammen: die Vorstellung einer Ordnung,<br />

die Vorstellung der Hierarchie <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> und die Anschauung von der Schöpfung <strong>als</strong> einer Gestalt<br />

übereinander liegender Ebenen; jede dieser Ebenen spiegelt dabei das göttliche Urbild wider, und<br />

alle stehen in analoger Beziehung zueinander. 65<br />

<strong>Die</strong> Lehre von der Schöpfung war der <strong>theologische</strong> Schlüssel, der diese drei Anschauungen<br />

begründete; und geteilt wurde diese Lehre bekanntlich von den drei Religionen, die in<br />

Bonaventuras unmittelbarer Nachbarschaft koexistierten. Aus der Schöpfungslehre hatte die<br />

christliche Theologie dann die Begriffe imago und vestigium entwickelt, um einzelne Momente der<br />

Geschöpfe in ihrem Verhältnis zu Gott zu unterscheiden. Während der Begriff imago auf das<br />

geistige Wesen <strong>des</strong> Menschen beschränkt blieb, erstreckte sich der <strong>des</strong> vestigium auf die gesamte<br />

Wirklichkeit -auch auf den Menschen <strong>als</strong> geschaffenes Wesen- und eröffnete somit den Zugang zu<br />

den verschiedensten Überlegungen, wie sich der Entwicklung der einzelnen Kapitel im Itinerarium<br />

mentis in Deum entnehmen läßt.<br />

Grundlegende Zweckbestimmung <strong>des</strong> vestigium in den Geschöpfen ist die Ermöglichung<br />

der „demonstrativen“ Erkenntnis Gottes, die dem Menschen zugänglich ist -aus <strong>theologische</strong>r Sicht<br />

praktisch ein Gemeinplatz. <strong>Die</strong> Bedingungen für diese Erkenntnis sind an sich sehr beschränkt, wie<br />

auch die über das vestigium erreichte Erkenntnis nur partiell ist. 66 Es ist dennoch das beste Mittel<br />

<strong>des</strong> Menschen zur Annäherung an die Gotteserkenntnis. Deshalb wird auch das Bedürfnis<br />

begreiflich, für die einzelnen Entwicklungen <strong>des</strong> vestigium ein Systematisierungsprinzip zu schaffen.<br />

Es ist klar, daß dieses Prinzip, unter Voraussetzung der von Aristoteles stammenden Grundlagen<br />

für die Definition der <strong>theologische</strong>n Wissenschaft, den philosophischen Rahmen sprengte.<br />

Bonaventuras Leistung in dieser Hinsicht wird nun darin liegen, den Wert <strong>des</strong> vestigium auf die<br />

Vorstellung der Kausalität im Sinne sowohl der causa efficiens wie der causa exemplaris und<br />

formalis zurückzuführen. 67 Auch Thomas wird seinerseits annehmen, daß das vestigium <strong>als</strong> Prinzip,<br />

Mittel und Zweck gelten müsse. 68 In den Collationes in Hexaemeron soll Bonaventura dann bei der<br />

65 Vgl. R. Pring-Mill, El microcosmos lulliá, en Estudis sobre Ramón Llull, Barcelona (1991) S. 53.<br />

66 Vgl. Thomas von Aquin, In Sent., I, d. 3, q. 2, a. 1: “Vestigium, secundum quod hic sumitur, metaphorice<br />

accipitur, et sumitur ad similitudinem vestigii proprie dicti, quod est impressio quaedam, confuse ducens in<br />

cognitionem alicuius, cum non repraesentet ipsum nisi secundum partem”.<br />

67 Vgl. In Sent., I, d. 3, p. 1, q. 2; II, d. 35, a. 2, q. 1.<br />

68 Vgl. In Sent., I, d. 3, q. 2, a. 2.<br />

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