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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Bewegers bei Aristoteles, sondern dazu noch <strong>als</strong> wechselseitiges Verhältnis der Liebe zu begreifen,<br />

insofern das höchste Gute notwendig danach strebt, sich zu verströmen. 227<br />

<strong>Die</strong>ser philosophische Grundsatz von der notwendigen Expansion <strong>des</strong> Guten <strong>als</strong><br />

Selbsthingabe hat seinen Ursprung in der plotinischen Tradition und erfährt bei Augustin seine<br />

höchste Entfaltung. Ausgehend von der menschlichen Seele, dem endlichen Abbild seiner<br />

unendlichen Vorlage in Gott, findet Bonaventura in diesem Muster den actus purus, der die<br />

Erkenntnis umfaßt, durch die Gott sich selbst unendlich erkennt; doch parallel dazu erkennt er im<br />

ersten Prinzip auch das wesenhafte Wirken der Liebe <strong>als</strong> höchste und mitteilbare Güte, d.h. die in<br />

ebenfalls höchstem Masse diffusiv ist. Ausgangspunkt ist die menschliche Seele gerade darum, weil<br />

wir in ihr, soweit es sich bei ihr um eine verständige Substanz handelt, die beiden wesentlichen<br />

Regungen der Erkenntnis und der Liebe finden. Analog dazu erkennt actus purus, das Gott ist, sich<br />

selbst und erzeugt in dieser Selbsterkenntnis das Sich-Denken, d.h. den Logos oder das Wort<br />

Gottes <strong>als</strong> unendliche Ausbreitung der denkenden Erzeugung. 228 Aber ebenso ist Gott, der höchste<br />

Wert <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> <strong>als</strong> personales Sein, Person <strong>als</strong> erzeugender Vater und Person <strong>als</strong> erzeugter Logos;<br />

d.h. Vater und Logos oder Sohn sind zwei erkennende Subjekte im wechselseitigen Verhältnis der<br />

Liebe. 229 Daher ist das zweite Handeln der verständigen Substanz, sowohl in der menschlichen<br />

Seele wie in Gott, die Liebe. Da Gott auch unendlich ist, wird diese Ausbreitung <strong>des</strong> Guten bzw.<br />

der Liebe das auch in Ihm, und zwar in personaler Weise, weil Gott Person im absoluten Sinne ist:<br />

Hieraus erfolgt die Appropriation <strong>des</strong> Guten an die Person <strong>des</strong> Heiligen Geistes, <strong>des</strong> höchsten<br />

Wertes, mit dem die personale Trinität abschließt und der die unendliche Kommunikation bzw.<br />

Verbindung zwischen Erzeugendem und Erzeugtem im innertriniarischen Bereich darstellt. 230<br />

Genauso wie in vielen Aspekten von Bonaventuras Denken der Einfluß der griechischen<br />

Philosophie vorherrscht, wiegen auch in der Frage <strong>des</strong> Guten eindeutig platonische Elemente vor.<br />

Von der Auffassung der impersonalen Liebe her wird Bonaventura <strong>als</strong>o den metaphysischen<br />

Brückenschlag vollziehen, der ihn zur personalistischen Konzeption hinführt, die in der<br />

227 Itin., VI, 2 (V, 310 b): “Nam ‘bonum dicitur diffusivum sui’; summum igitur bonum summe diffusivum est<br />

sui. Summa autem diffusio non potest esse, nisi sit actualis et intrinseca, substantialis et hypostatica, naturalis<br />

et voluntaria, liberalis et necessaria, indeficiens et perfecta”.<br />

228 Sermo II de Nativ. Dom. (IX, 106 b): “Cum autem mens seipsam intelligit, sui ipsius speciem in se gignit;<br />

et si ab aeterno se intelligeret, ab aeterno suam speciem generaret [...] Quia ergo nunquam fuit Deus quin se<br />

intelligeret, nunquam fuit Deus quin Verbum diceret, nunquam fuit Pater quin Filium generaret”.<br />

229 In Sent., III, d. 17, a. 1, q. 1, ad. 4 (III, 364 ab): “Personalitas dicit nobilissimam conditionem quae<br />

reperitur in substantia rationali”.<br />

230 In Sent., d. 10, a. 2, q. 2, concl. (I, 202 b): “Dicendum quod nexus proprie dicitur de Spiritu Sancto, sive<br />

unitas amborum. Ratio autem huius est quia Pater et Filius communicant in uno Spiritu, et ideo amborum est<br />

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