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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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hingegen ist der Habitus der Folgerungen, die Fähigkeit zu strengem und exaktem Denken, um mit<br />

den Prinzipien zu argumentieren, zu beweisen und die Thesen zu belegen, die aus ihnen gewonnen<br />

werden und sich auf sie gründen. <strong>Die</strong> Weisheit aber ist mehr <strong>als</strong> beide, mehr <strong>als</strong> Intelligenz und<br />

Wissenschaft, sie ist Einsicht in die allerersten Prinzipien und ist zudem das Wissen um die höchsten<br />

bzw. die grundlegenden Ursachen. Daher gelangt man zu der Ansicht, daß in der Weisheit der<br />

Verstan<strong>des</strong>aspekt den vernunftgemäßen überwiegt. Vollkommener ist der Verstand, und er reicht<br />

auch höher, weil er direkt und unvermittelt ist, während die Vernunft nach Vermittlung verlangt<br />

sowie langsam und mühevoll erscheint.<br />

Bonaventuras Lehre von Spur und Bild stellt für die Geschichte <strong>des</strong> mittelalterlichen<br />

Denkens ein Beispiel einerseits der Kontinuität zwischen natürlicher und übernatürlicher Ebene dar,<br />

aber auch der einzigartigen Veranlagung der sensiblen und spirituellen Welt für die trinitarische<br />

Offenbarung. In seinem Denken, kann man so sagen, ist die Ontologie vor allem und in letzter<br />

Instanz eine Lehre von den <strong>Transzendentalien</strong>, und die <strong>Transzendentalien</strong> sind die Grundlage für<br />

die Möglichkeit der Ontologie <strong>als</strong> Wissenschaft. Mit anderen Worten tritt dort nämlich die<br />

Konvergenz von philosophischen und <strong>theologische</strong>n Erkenntnissen ein. Doch ist dabei<br />

unzweifelhaft, wie wir in dieser Arbeit zeigen wollten, daß die Naturwahrheiten auch weiter<br />

hinreichende Argumente bilden und notwendige Gründe liefern, die Erbauung und Erweiterung <strong>des</strong><br />

Glaubens zu begleiten vermögen. Das philosophische Schema der <strong>Transzendentalien</strong> bietet ein<br />

Beispiel dafür und ist uns zum Leitfaden für die Entwicklung der hier behandelten einzelnen<br />

Themen geworden. Denn mit ihrer philosophisch-<strong>theologische</strong>n Seite bringen die <strong>Transzendentalien</strong><br />

nicht nur die relative Autonomie der Geschöpfe zum Ausdruck, sondern zugleich auch ihren<br />

wesenhaften und beständigen Bezug auf das göttliche Kausalprinzip. Daraus ergibt sich die von<br />

Bonaventura explizierte enge Entsprechung zwischen unum, verum, bonum und bewirkender,<br />

exemplarischer sowie finaler Ursache, mit ihrer Ausdehnung auf Gedächtnis, Intelligenz und Willen<br />

<strong>als</strong> Kräfte der menschlichen Seele. <strong>Die</strong>s belegt wiederum, daß sich Philosophie und Theologie bei<br />

Bonaventura in der höheren Einheit der christlichen Weisheit zusammenfinden, durch die letztlich<br />

die göttliche Symbolik der Welt ihre Gewähr und Begründung bekommt, und es verhilft uns dazu,<br />

mit Bacon zu behaupten, daß unsere Aufgabe darin liegt, „die Würde der Wissenschaft in ihrem<br />

Archetyp oder Gipfel zu suchen, der in den göttlichen Attributen bzw. Akten besteht, da diese sich<br />

dem Menschen so offenbaren, daß wir dieses nicht Wissenschaft, sondern Weisheit nennen<br />

müssen“.<br />

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