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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Ausgehen einer Wirkung von einer Ursache her anwendbar sei und auf innertrinitarischer Ebene<br />

weder von Ursachen noch von Wirkungen die Rede sein könne. 297<br />

Demnach stellt alles, was Güte, Liebe, Fülle, Vollkommenheit oder Vervollständigung auf<br />

kreatürlicher Ebene ist, ein Zeugnis bzw. eine Spur von Präsenz und Wirksamkeit <strong>des</strong><br />

transzendenten Guten in seiner Zueignung an die Person <strong>des</strong> Heiligen Geistes dar, der die Urquelle<br />

ist, wo diese Werte ihre Verwirklichung finden, und der <strong>als</strong> deren erster Urheber auch die Ursache<br />

aller möglichen nachfolgenden Teilhabe bleibt.<br />

4. Pondus, numerus, mensura: <strong>Die</strong> göttliche Spur im geschaffenen Sein<br />

Einerseits erkennt Bonaventura an, daß der Metaphysiker, selbst wenn er nicht über das<br />

Licht <strong>des</strong> Glaubens verfügt, auf die Existenz eines absoluten <strong>Seins</strong> <strong>als</strong> wirkender, exemplarischer<br />

und finaler Ursache der gesamten kontingenten Wirklichkeit schließen kann. 298 Andererseits wird<br />

uns der Begriff Spur bereits von Buch I <strong>des</strong> Sentenzen-Kommentars an, zum Abschluß einer<br />

ausführlichen Darstellung der Idee der Substanz präsentiert, ausgehend von deren inneren<br />

Prinzipien und grundlegenden Bestimmungen, die sie mit den anderen Substanzen und der ersten<br />

Ursache verbinden. Gerade von den Wesensbestimmungen der Substanz her, die sich im unum,<br />

verum und bonum konkretisieren, wird zunächst auf die Vorstellung <strong>des</strong> vestigium und danach auf<br />

die Folgevorstellung der imago geschlossen. 299 Dabei haben diese Termini, wie ein Kommentator<br />

anmerkt, nichts Willkürliches oder Grundloses an sich, wie das auf den ersten Blick scheinen<br />

könnte, da sie eine Fortführung von Begriffen wie stoffliche Substanz und geistige Substanz (Seele)<br />

297 Vgl. O. González, Misterio tirnitario y existencia humana, op.cit., S. 131 ff.<br />

298 In Sent., I, d. 3, p. 2, a. 2, q. 3 (I, 93 a): “Philosophi istam trinitatem [mens, notitia, amor] cognoverunt, et<br />

tamen non cognoverum Trinitatem personarum”. In Hexaem., XII, 15 (V, 386 b): “Quando ergo anima videt<br />

haec, videtur sibi, quod deberet transire ab umbra ad lucem, a via ad terminum, a vestigio ad veritatem, a libro<br />

ad scientiam veram, quae est in Deo. Hunc librum legere est altissimorum contemplativorum, non naturalium<br />

philosophorum, quia solum sciunt naturam rerum, non ut vestigium”. Man beachte in diesem letzten Textstück<br />

den kraftvollen Symbolismus, der in der synthetischen Fügung von in Bonaventuras Denken so beliebten Elementen<br />

beschlossen liegt, wie das durch die Termini Buch, Spur, Schatten, Licht, Weg usw. belegt wird. Wie weiter oben<br />

schon angedeutet, richtet sich die hier vorgenommene Kritik an der Philosophie nicht so sehr gegen diese <strong>als</strong><br />

suchende Liebe zur Erkenntnis, sondern gegen jene Naturphilosophen, die den Symbolwert <strong>des</strong> Wirklichen übersehen<br />

und bei der Konkretheit der Dinge verweilen, um deren jeweils eigene <strong>Seins</strong>weise zu untersuchen, ohne jedoch das zu<br />

erblicken, was in ihnen auf eine weitere Wirklichkeit verweist, die sie übersteigt und damit erst in ihrem Sein<br />

konstituiert.<br />

299 In Sent., I, d. 3, p. 1, dub. 3 (I, 79 a): “Res creata habet tripliciter considerari: aut in se aut in comparatione<br />

ad alias creaturas aut in comparatione ad causam primam [...] In comparatione ad Deum [...] aut in quantum<br />

referuntur tantum et sic est illa modus, species et ordo; aut in quantum referuntur et assimilantur et sic est illa<br />

unitas, veritas et bonitas”.<br />

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