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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Grundlage <strong>des</strong> gesamten göttlichen Lebens. Bei Bonaventura wird diese Behauptung in der Art<br />

eines Grundsatzes aufgestellt: „Sicut autem visionis essentialium ipsum esse est principium<br />

radicale et nomen, per quod caetera innotescunt; sic contemplationis emanationum ipsum bonum<br />

est principalissimum fundamentum“. 172 Das Gute stellt sich so <strong>als</strong> ein Transzendentale <strong>des</strong> <strong>Seins</strong><br />

dar, insofern <strong>als</strong> dieses in jenem den formalen Grund seiner Expansion und Mitteilung findet. Denn<br />

das Sein teilt sich, um es anders zu sagen, nicht nach Maßgabe <strong>des</strong> formalen Grun<strong>des</strong> <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> mit,<br />

sondern nach dem formalen Grund, daß es gut ist. 173 In dieser Weise hat Bonaventura den<br />

statischen Primat <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> mit dem dynamischen Primat <strong>des</strong> Guten ausgeglichen.<br />

<strong>Die</strong> Wesensstruktur <strong>des</strong> Universums wird in seinen Ursprüngen <strong>als</strong>o im Lichte <strong>des</strong> Prinzips<br />

der göttlichen Vollkommenheit begreiflich, der Grundlage für die Vielfalt der endlichen Wesen. 174<br />

Denn die höchste Vollkommenheit der göttlichen Güte bewirkt, daß die Mitteilung dieser Güte<br />

umso größer und stärker sei, ohne, auf ein anderes der eigenen Neigung äußeres Medium zählen zu<br />

müssen, das ihre eine und zuhöchst einfache Natur erfordert. 175 <strong>Die</strong> Geschöpfe erhalten mit ihrer<br />

Existenz auch die erste ihrer Vollkommenheiten, und zugleich, von ihrer unvollkommenen<br />

Zusammenfügung aus Sein und Nichtsein her, ihre kreatürliche Vielfalt, insofern je<strong>des</strong> Einzelwesen<br />

wegen seiner fragmentarischen Teilwirklichkeit gar nicht dazu fähig ist, den Ausfluß der göttlichen<br />

Güte insgesamt zum Ausdruck zu bringen.<br />

<strong>Die</strong> Zweckursache bedinge so sehr die substantielle Güte je<strong>des</strong> Seienden, daß das<br />

Verhältnis der Kreatur zum Guten -<strong>als</strong> dem letzten Sinn ihrer Existenz- ihr Sein absolut bestimmt.<br />

Darin besteht auch die Aussage der augustinischen Formel, nach der gelte: „in quantum sumus,<br />

boni sumus“. 176 Wie es für das Geschaffene, <strong>als</strong> Wahres, eine <strong>onto</strong>logische Abhängigkeit von der<br />

göttlichen Wahrheit bzw. dem Logos gibt, so erklärt Bonaventura auch in dem transzendentalen<br />

172 Itin., VI, 1 (V, 310 b); P. Rivera de Ventosa, op.cit., S. 32-33.<br />

173 <strong>Die</strong>se Lehre aus dem Itinerarium findet ihre Bestätigung auch an anderen Stellen in Bonaventuras Werk:In Sent.,<br />

I, d 9, q. 1, ad 4 (I, 180 b): “Divina natura est summe bona et actualissima: ergo summe potest et vult se<br />

communicare; sed prima et summa ratio communicandi est in generatione: ergo necesse est in divinis ponere<br />

generationem”. In Hexaem., XI, 11 (V, 381 b-382 a): “...In Deo est ratio productivae diffusionis sic. Illud esse<br />

est summe bonum, ergo summe diffundit se triplici diffusione: actualissima, integerrima et ultimata et<br />

ultimatissima... Si Pater etiam ultimata diffusione non se diffunderet, perfectus non esset”.<br />

174 II Sent.,d. 1, p. 2, a. 1, q. 1, concl. (II, 40 a-b): “Propter ergo inmensitatem infinita potest, sed propter<br />

immensitatis manifestationem multa de suis thesauris profert, non omnia, quia effectus non potest aequari<br />

virtuti ipsius primae causae”.<br />

175 II Sent., d. I, p. I, a. 2, q. 2, concl., ad 4 (II, 29 b – 30 a-b): “...unitas non potest in numeros posteriores sine<br />

prioribus; dicendum, quod nec in puncto est omnino potentia activa et sufficiens ad lineam, nec in unitate ad<br />

numerum. Nam ipsa unitas est potentia omnis numeri, non potemtia sufficens per se, et ideo non omnino<br />

actualis, verum etiam aliquo modo passiva, quoniam est pars numeri. Deus autem in omnia potest potentia<br />

omnino activa, et ideo sine omni medio potest creare omnia”.<br />

176 De doctrina Christi, I, 32, PL 34, 32: “Quia enim bonus, sumus, et in quantum sumus, boni sumus”.<br />

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