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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Bonaventura nimmt eine ausführliche Analyse zur Funktionsweise der seelischen<br />

Fähigkeiten vor und unterscheidet sie von dem, was Thomas „Potenzen“ nennt -wenn er die<br />

aristotelische Gliederung von Substanz und Akzidens, Akt und Potenz befolgt. Denn diese<br />

Fähigkeiten wären eher so etwas wie Kräfte der Seele und von dieser nicht so sehr verschieden, daß<br />

sie einer anderen Gattung entsprächen oder ein anderes Wesen hätten, wie das bei den Akzidentien<br />

im Verhältnis zur Substanz der Fall ist, aber der Seele auch nicht so gleich, wie das ihre inneren und<br />

wesenhaften Prinzipien sind, d.h. wie Stoff und Form. Es handele sich um Fähigkeiten, die zur<br />

Ordnung bzw. Gattung der Substanz durch eine Reduktion gehören. 425 <strong>Die</strong>ses Konzept bedeutet,<br />

bei all seinen unterschiedlichen Verwendungen, ganz grundlegend, daß eine Entität, die an sich<br />

keine vollkommene Substanz ist, unter die Gattung Substanz eingeordnet wird.<br />

Wie die Personen in Gott mit einer gemeinsamen, göttlichen Wesenheit in Verbindung<br />

stehen, so könnten wir auch sagen, die Kräfte der Seele würden sich in ihren Handlungen (der<br />

pluralitas actuum) mit einer gemeinsamen Substanz (der unitas essentiae) verbinden. 426 <strong>Die</strong>se<br />

Substanz ist die mens bzw. der höhere Teil der Seele (wenn diese über sich hinaus auf die göttliche<br />

transzendente Wirklichkeit schaut), und deren zwei Potenzen sind die Habitus notitia et amor. 427<br />

So gesehen ist die mens keine Potenz, sondern eine Art <strong>des</strong> Verweises auf das Vorhandensein eines<br />

Subjekts mit der Fähigkeit <strong>des</strong> Selbstbezuges, d.h. eines mit Geist begabten Subjekts; wie notitia<br />

und amor wiederum das Sich-Erkennen und Sich-Lieben der Seele an sich bedeuten. 428<br />

Wenn der Mensch mittels der intelligentia das Abbild der göttlichen Weisheit darstellt, die<br />

dem Sohn entspräche, dann wäre er durch die voluntas das Bild <strong>des</strong> göttlichen Guten, das dem<br />

Heiligen Geist zugeeignet wird. Es bleibt danach noch die memoria, durch die der Mensch zum<br />

425 I Sent., d. 3, p. 2, a. 1, q. 3, concl. (I, 86 a): “... istae potentiae sunt animae consubstantiales et sunt in<br />

eodem genere per reductionem”; II Sent., d. 24, p. 1, a. 2, q. 1, concl. (II, 561 a): “... ideo dicuntur esse una<br />

essentia propter hoc, quod in una essentia radicantur et adeo adhaerent illi intrinsecus, ut non cedant in aliud<br />

genus”.<br />

426 II Sent., d. 24, p. 1, a. 2, q. 1 ad 4 (II, 561 b).<br />

427 Itin., I, 4 (V, 297 a-b): “... mens nostra tres habet aspectus pricnipales. Unus est ad corporalia exteriora,<br />

secundum quem vocatur animalitas seu sensualitas; alius intra se et in se, secundum quem dicitur spiritus;<br />

tertius supra se, secundum quem dicitur mens”; I Sent., d. 3, p. 2, a.2, q. 1 (I, 89 b): “Respondendum igitur,<br />

quod trinitas illa non est in potentiis; quia amor et notitia non dicunt potentias; nec in habitibus, quia mens<br />

non potest stare pro habitu, cum ipsaaccipiatur ut agens: nec potest esse in potentiis et habitibus, quia mens<br />

non potest stare pro una potentia, cum assignentur ei actus duarum potentiarum; nec potest similiter stare pro<br />

pluribus potentiis, quia non esset trinitas. Restat ergo, quod necesse est ponere, quod trinitas ista attendatur<br />

quantum ad substantiam animae, ratione mentis se noscentis et amantis, et quantum ad habitus, ratione<br />

notitiae et amoris; et sic est trinitas, cum substantia sit una, et habitus sint duo. Differt ergo haec assignatio a<br />

praecedenti: quia praecedens fuit per uniformitatem in potentiis per comparationem ad habitus et actus, sed<br />

haec est in substantia et habitibus...”.<br />

428 I Sent., d. 3, p. 2, a. 2, q. 2 ad 4 (I, 92 b): “... amor, quo anima amat se, est idem cum ipsa voluntate, et<br />

similiter notitia, qua cognoscit, non est aliud quam intelligentia...”.<br />

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