1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Im letzteren Sinn erhält der Text der Quaestiones disputatae de mysterio Trinitatis,<br />
obgleich er im Grunde nur auf das Thema der innertrinitarischen Bezüge eingeht, d.h. wie die<br />
heilige Lehre von der Wesenseinheit in der Vielheit der Personen Rechenschaft gibt, für unsere<br />
Untersuchung doch eine besondere Bedeutung, weil Bonaventura in der ersten Frage gerade das<br />
Thema der Gottesbeweise behandelt. Und er tut das nicht aus der Sicht <strong>des</strong> Glaubens, mit der er<br />
danach die Thematik der Dreifaltigkeit an sich bearbeiten soll, sondern aus der Sicht der rationalen<br />
Grundlagen, von denen aus er Gott <strong>als</strong> erstes kausales Prinzip der natürlichen Seienden betrachtet.<br />
Das Sein ist das erste, was der Verstand erfaßt. Und Sein in unbedingter Fülle und <strong>als</strong><br />
Erstes ist für Bonaventura, wie schon gesehen, das Sein Gottes. In ihrem Forschen nach der letzten<br />
Ursache der Naturwirklichkeit sucht die Ratio den allgemeinst möglichen Begriff und erhält im<br />
Rahmen der christlichen Offenbarung schließlich Gott zum Gegenstand der Erkenntnis. Eine der in<br />
der ersten der Quaestiones erörterten Einwendungen betrifft nun gerade die Schwierigkeit, die sich<br />
beim Erkennen Gottes ergibt. Denn hier geht es darum eine Wahrheit zu erlangen, die unserem<br />
Einsichtsvermögen verborgen bleibt, wodurch deren Vorhandensein stärker bezweifelt wird <strong>als</strong> das<br />
der übrigen Dinge. Der Einwand an sich gründet darauf, daß, wenn schon ein Zweifeln an dem, was<br />
wir vor uns haben, d.h. an den konkreten Wesen möglich ist, um so mehr das Zweifeln an dem<br />
Vorhandensein eines Wesens möglich sein wird, das sich unserem Zugriff so sehr entzieht.<br />
Bonaventura begegnet diesem Einwand dadurch, daß er auf das doppelte Verhältnis von<br />
Offenbarung und Verborgenheit Gottes gegenüber der Welt verweist. Obwohl einfach und<br />
gleichförmig, bleibt Gott doch in gewissem Sinne verborgen und in gewissem Sinne faßbar<br />
(quodam modo latet et quodam modo patet). <strong>Die</strong>se partielle Verborgenheit Gottes kann sich für<br />
den Menschenverstand in der Schwierigkeit äußern, die personale Trinität zu erfassen, auch wenn<br />
die Dreifaltigkeit der (transzendentalen) Zueignungen klar sein mag; oder für einige ist zwar die<br />
Wesenseinheit faßbar, nicht aber die Dreiheit der Zueignungen; für andere dagegen besteht die<br />
Schwierigkeit im Verstehen der Dreifaltigkeit Gottes, jedoch nicht im Verstehen seiner<br />
Wesenseinheit. Worin auch immer die Schwierigkeit liegt, so gibt es doch eine Evidenz, an der alle<br />
teilhaben, nämlich die <strong>des</strong> eigentlichen <strong>Seins</strong> Gottes. Daraus zieht Bonaventura den Schluß, daß<br />
Gottes Dasein unzweifelhaft sei. 118<br />
se, sit secundum et propter se. Esse ex se in ratione originantis; esse secundum se in ratione exemplantis, et<br />
esse propter se in ratione finientis et terminantis... Pater in ratione originantis principii; Filius in ratione<br />
exemplantis medii; Spiritus Sanctus in ratione terminantis complementi”.<br />
118 De myst. Trin., q. 1,a. 1, concl., ad. 9 (V, 51 a): “Aliquibus enim manifesta est trinitas appropiriatorum,<br />
quibus non est manifesta trinitas personarum; et alicui manifesta manifesta est unitas essentiae, cui non est<br />
manifesta tritas appropriatorum; et alicui manifesta est ipsa Dei trinitas, cui non est manifesta ipsa essentiae<br />
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