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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Berücksichtigung der Personenvielfalt begreifen sollen, so wird dazu die Erleuchtung <strong>des</strong> Glaubens<br />

notwendig. 210<br />

Wenn die Personendreiheit nun eine Realunterscheidung sein soll entsteht das Problem, wie<br />

die Verschiedenheit transzendentaler Eigenschaften zu erklären sei, die dann für jede einzelne<br />

göttliche Person unterschiedlich wären. Auf den Einwand eines vervielfachten Wesens entgegnet<br />

Bonaventura, daß die göttlichen Eigenschaften einer und derselben Natur entsprechen, d.h. daß es<br />

in jeder der göttlichen Personen eine und dieselbe Weisheit, Macht, Güte, Kausalität usw. gibt. Der<br />

Unterschied wäre <strong>des</strong>halb ein verstan<strong>des</strong>mäßige und nicht ein realer. Bei diesem Ansatz räumt<br />

Bonaventura hier wie an anderen Stellen konsequent die Mängel <strong>des</strong> menschlichen Denkens ein,<br />

das das trinitarische Mysterium nicht begreifen kann. Höchstens fänden wir eine Erklärung, die mit<br />

einem Bezug auf die bekannte Formel von der zweifachen Wahrheit gegeben wird: Das Verdienst<br />

<strong>des</strong> Glaubens bleibt voll bestehen, weil die Zustimmung zur göttlichen Einheit nicht allein durch<br />

Argumente zustande kommt, sondern schon durch die Wahrheit selbst -im Sinne der durch den<br />

Glauben eröffneten Evidenz-, was auch der Zustimmung von seiten <strong>des</strong> Glaubens Raum ließe,<br />

zumal „nichts daran hindert, daß aus verschiedener Sicht und Betrachtungsweise ein und dieselbe<br />

Wahrheit zugleich gewußt und geglaubt wird“. 211 Gerade die <strong>Transzendentalien</strong> bieten diese<br />

Möglichkeit, das Sein Gottes von den Geschöpfen her zu erkennen, da sein trinitarisches Sein uns<br />

vernunftgemäß nur zugänglich wird, wenn wir die vestigia creaturae <strong>als</strong> Mittel nehmen, die uns in<br />

ihrem weltlichen Sein, wie Zeichen, die transzendentalen Zueignungen unitas, veritas und bonitas<br />

offenbaren. 212<br />

<strong>Die</strong> Einheit ist <strong>des</strong>halb -und vor allem in der christlichen Offenbarung- konstitutiver<br />

Wesenszug <strong>des</strong> ersten Prinzips. Mit Wahrheit und Güte zusammen bekundet die geschaffene<br />

Einheit die schöpferische Trinität in affirmativer Weise; in der Einheit bleibt der Vater <strong>als</strong><br />

Wirkursache <strong>des</strong> Universums erkennbar, während Güte und Wahrheit die Einheit voraussetzen,<br />

durch die je<strong>des</strong> Seiende in seiner Existenz zustande kommt.<br />

210 Vgl. I Sent., d. 3, p. 1, a. unic., q. 4, sed contra 3 (I, 76 a): “lex scripta est super legem naturae, sive liber<br />

sacrae Scripturae super librum mundanae creaturae; sed nullus fide carens per sacram Scripturam venit in<br />

cognitionem pluralitatis personarum: ergo multo minus per librum mundanae creaturae”.<br />

211 De myst. Trin.,q. 2, a. 1, sol. objec. 3 (V, 62 a); III Sent., d. 24, a. 2, q. 3 (III, 524 a): “Nihil enim prohibet,<br />

secundum alium et alium respectum et considerationem idem esse scitum et creditum”.<br />

212 I Sent., d. 3, p.1, a. unic., q. 4, concl. (I, 76 b): “Trinitas personarum non est cognoscibilis per creaturas,<br />

sed tantum trinitas appropriatorum, scilicet unitas, veritas, bonitas”.<br />

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