1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Bonaventura unterscheidet nun eine doppelte Ausdrucksfähigkeit <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>, sowie von da<br />
aus eine zweifache Möglichkeit, das zu erfassen, was das Bild ausdrückt: im Bild und durch das<br />
Bild, je nachdem ob das Geschöpf für die in ihm gegenwärtige originäre Ursache seiner Erzeugung<br />
sozusagen durchlässig sei, oder auch wenn in eine immanente Stufe verwandelt, die zu Gottes<br />
transzendenter Wirklichkeit hinaufführt. 336 Es besteht <strong>als</strong>o ein Bezug auf das Bild <strong>als</strong> vermitteln<strong>des</strong><br />
Element (scala media), das in sich die Möglichkeit birgt, den Verstand (mens) auf seinem zur<br />
letzten Wirklichkeit der Dinge aufsteigenden Weg (itinerarium mentis in Deum) zu erleuchten.<br />
Obwohl dieser vermittelnde Charakter <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> für je<strong>des</strong> geschaffene Sein gilt, insofern dieses ein<br />
Zeichen Gottes in der Welt darstellt, erreiche er im Menschen seine höchste Sinnstufe, weil das Bild<br />
hier in seinem Sinn eines geistigen Bil<strong>des</strong> erscheine und daher fähig sei, Gott in sehr viel<br />
repräsentativerer Weise zu reflektieren. 337<br />
Das im biblischen Denken und in der griechischen Patristik zentrale Thema <strong>des</strong> Menschen<br />
<strong>als</strong> Ebenbild gerät für Bonaventura zum Grundelement seiner christlichen Anthropologie. 338 Auf<br />
der einen Seite nämlich könne das Bild die bloße Präsenz von Elementen sein, in denen die<br />
Konformität unter ihnen das besondere Verhältnis schafft, nach dem ein Sein das Abbild eines<br />
anderen <strong>Seins</strong> ist. Hier steht die Vorstellung einer Teilhabe im Hintergrund. Auf der anderen Seite<br />
aber bezeichnet das Wort imago bei Bonaventura auch jenes Verhältnis einer Abhängigkeit<br />
zugleich durch Herleitung wie durch absichtliche Hinordnung. Denn wenn das Bild bei den sinnlich<br />
wahrnehmbaren Dingen in den äußerlichen Gliederungen begründet ist, so stellt das geistige Bild<br />
etwas Tieferes dar, weil es die Einrichtung und die innere Struktur eines bestimmten <strong>Seins</strong><br />
wiedergibt. Bougerol zufolge lassen sich in diesem Verhältnis zwei Phasen unterscheiden: die<br />
creatura immediate in Deum ordinatur et expressissime inter creaturas Deum imitatur; et ratione huius<br />
assimilationis et convenientiae habet rationem imaginis et congruitatem respectu divinae unionis”. Vgl. M.<br />
Schlosser, Cognitio et amor…, op.cit., S. 19.<br />
336 I Sent., d. 3, p. 1, q. 3 (I, 74 b): “Cognoscere Deum in creatura est cognoscere ipsius praesentiam et<br />
influentiam in creatura [...] cognoscere autem Deum per creaturam est elevari a cognitione creaturae ad<br />
cognitionem Dei quasi per scalam mediam”. Itin., II, 1 (V, 299 b-300a): “Sed quoniam circa speculum<br />
sensibilium non solum contingit contemplari Deum per ipsa tanquam per vestigia, verum etiam in ipsis, in<br />
quantum est in eis per essentiam, potentiam et praesentiam; et hoc considerare est altius quam praecedens:<br />
ideo huiusmodi consideratio secundum tenet locum tanquam secundus contemplationis gradus, quo debemus<br />
manuduci ad contemplandum Deum in cunctis creaturis, quae ad mentem nostram intrant per corporales<br />
sensus”.<br />
337 Vgl. C. Reho, L’uomo esemplare nell’exaemeron di S. Bonaventura, MFS 77 (1977) S. 328-366, bes. 351.<br />
338 Vgl. R. Prentice, The psychology of love according to St. Bonaventure, New York (1957) S. 11, den<br />
Schlosser, op.cit., S.11 zitiert: “Certainly this concept [scil. imago Dei] received much attention from all<br />
scholastics, but in St. Bonaventure, besi<strong>des</strong> the treatment that it gets in the ordinary place in the Sentences, it<br />
runs through his whole works as a much-loved leit-motiv”; siehe ebenso den hervorragenden Aufsatz von L.<br />
Hödl, Zur Entwicklung der frühscholastischen Lehre von der Gottebenbildlichkeit <strong>des</strong> Menschen, in:<br />
L’homme et son <strong>des</strong>tin, op.cit., S. 347-349.<br />
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