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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Allerdings trägt Bonaventura zur Entwicklung <strong>des</strong> Themas einen Aspekt bei, wie er von<br />

seinen Lehrern noch nicht ausgearbeitet worden war, und zwar die Betrachtung der einzelnen<br />

Arten, in denen die „Spur“ der <strong>Transzendentalien</strong> in der Gesamtheit der geschaffenen Wesen<br />

konkret wahrnehmbar wird. <strong>Die</strong>ses von uns so genannte „relational-konkrete“ Modell bzw.<br />

Verfahren begründet und bestimmt qualitativ Weite und Tiefe in Bonaventuras Denken. Gewiß<br />

bleiben die Leitlinien <strong>des</strong> Themas unter dem Gesichtspunkt der Beziehungen zwischen den<br />

einzelnen <strong>Transzendentalien</strong> und der Bestimmungen erhalten, die sie zum Seienden beitragen; doch<br />

obgleich sie thematisiert werden, entweder explizit oder <strong>als</strong> die gesamte Wirklichkeit implizit<br />

regelnder metaphysischer Hintergrund, werden die <strong>Transzendentalien</strong> doch nicht mehr aus einer<br />

abstrakten Sicht angegangen, wie z.B. noch bei Alexander von Hales, sondern in ihrer einzelnen<br />

objektiven Funktionalität vorgeführt, bei der insgesamt die eigentlichen Facetten an jedem von<br />

ihnen sowie deren Bedeutung in re sichtbar werden, zunächst vor allem durch die ‚Spuren’<br />

(vestigia Dei) und dann, in einem zweiten spezifisch anthropologischen Moment, durch das Bild<br />

(die imago Dei). Zu erwähnen bleibt ein drittes Moment, dasjenige der similitudo, das wir aber<br />

beiseite lassen, weil es sich dabei um eine insbesondere mit der bonaventurischen Mystik<br />

verbundene Perspektive handelt, die <strong>des</strong>halb außerhalb <strong>des</strong> mit dem Instrumentarium der<br />

Philosophie Analysierbaren steht. 109<br />

Bonaventura deutet die menschliche Anschauung <strong>des</strong> Wirklichen im Sinne einer zu Gott<br />

aufsteigenden Leiter. <strong>Die</strong>ser ascensus beruht auf den repräsentativen Charakter, welchen die Dinge<br />

im Hinblick auf das erste göttliche Prinzip bewahren, wobei die Wirklichkeit eine Art Spiegel<br />

mit Bezug auf die Wirkungen der sittlichen Tugenden: “Quanvis enim unum dicat indivisionem principiorum<br />

entis, et verum indivisionem entis ab esse sive actu absoluto, prout tamen natum est fieri apud intellectum, et<br />

bonum indivisionem ab actu ut in finem relato; tamen quando verum reflectitur supra bonum, ut dicatur, vera<br />

virtus, utrumque potest importare et utroque modo accipi potest”; De septem donis Spiritus Sancti, IV, 7 (V,<br />

474 b-475 a), bei der Betrachtung der philosophischen Wissenschaft <strong>als</strong> « triplex veritas »: “Ipse [Salomón, en<br />

Prov., 22, 20-21] dicit: ‘Ecce, <strong>des</strong>cripsi eam tibi tripliciter, ut ostenderem tibi firmitatem’, id est solidam et<br />

firmam veritatem, et eloquia veritatis; ipse <strong>des</strong>cibit eam tripliciter, scilicet in quantum est veritas rerum,<br />

veritas sermonorum et veritas morum, secundum quod est indivisio entis ab esse et indivisio entis ad esse et<br />

entis a fine. Veritas rerum est indivisio entis ab esse, veritas sermonorum est indivisio entis ad esse, veritas<br />

morum est indivisio entis a fine. Veritas morum est rectitudo, regula rectitudinis; veritas sermonorum est<br />

adaequatio vocis et intellectus; veritas rerum est ‘adaequatio intellectus et rei’ ”.<br />

109<br />

Vgl. De scientia Christi., q. 4 c (V, 24 a): “Creatura enim comparatur ad Deum in ratione vestigii,<br />

imaginis et similitudinis. In quantum vestigium comparatur ad Deum ut ad principium; in quantum imago<br />

comparatur ad Deum ut obiectum; sed in quantum similitudo comparatur ad Deum ut ad donum infusum. Et<br />

ideo omnis creatura est vestigium, quae est a Deo; onis est imago, quae cognoscit Deum; omnis et sola est<br />

similitudo, in qua habitat Deus”. Vgl. ebenso Itin., I, 2 (V, 297 a), wo Bonaventura allein die Ausdrücke<br />

vestigium und imago nennt, wenn er sich auf die Gesamtheit der geschaffenen Wirklichkeit <strong>als</strong> eine zu Gott<br />

aufsteigende Stufenleiter bezieht.<br />

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