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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Kraft ist umso grenzenloser, je geeinter sie ist“. 219 Wenn der Logos Gott durch seine<br />

Ausdrucksähnlichkeit darstellt, dann stellt er <strong>als</strong>o die geeinteste Kraft dar. Und die Ähnlichkeit<br />

kann, falls sie die einer unendlichen Macht ist, darum unendlich viele Wesen darstellen. Aus dieser<br />

Überlegung erklärt sich nun die Notwendigkeit, daß das Vielfache aus dem Einen hervorgehe. 220<br />

So wird das Universum <strong>als</strong> wahres erkannt und in seiner Grundursache rational begreifbar, wie<br />

auch die Tatsache, daß diese vollkommenste Ursache nur eine sei und sie in ihrer unendlichen Güte<br />

die Gesamtheit der endlichen Wesen hervorbringe, mit dem Stempel einer ihnen eingeprägten<br />

Wahrheit (denn das Sein der Dinge ist nicht illusorisch, nicht maya, wie in den Philosophien <strong>des</strong><br />

Ostens), die aber auf die ursprungshafte (exemplarische) Wahrheit in der zweiten göttlichen Person<br />

verweist.<br />

<strong>Die</strong>se göttliche Wahrheit ist absolut transzendent, wenngleich sie nicht in platonischer<br />

Weise für sich selbst besteht, sondern Attribut der göttlichen Subsistenz ist. Als tiefster Grund jeder<br />

Einsicht vereint sie in sich alle geschaffene und nicht geschaffene Wahrheit; <strong>als</strong> solche ist sie die<br />

erste Eigenschaft <strong>des</strong> göttlichen Wesens, weil sich die Gottheit durch sie in ihrem Wesen selbst<br />

erkennt. 221 Doch ebenso ist sie auch für die geschaffene Denkkraft Grund letzter Erkenntnis. Wenn<br />

Wahrheit nämlich Erkenntnisgrund bedeutet, so bedeutet sie auch Sein, und in diesem Sinn ist alles,<br />

was ist, wahr. 222 Als absolut tätiges Sein ist Gott die Wahrheit in ihrem Wesen. Jede vom Verstand<br />

empfangene Wahrheit erhält erst unwandelbaren und gewissen Sinn in einem Bezug auf die<br />

Existenz einer ewigen, von der kontingenten Wirklichkeit unabhängigen Wahrheit. Und diese<br />

Wahrheit ist die Wahrheit ihrem Wesen nach, ist Gott, in dem sich die Idealformen finden, die<br />

Quelle aller geschaffenen Wirklichkeit und die Grundlage der Wahrheit, an der sie teilhaben. 223<br />

219 Liber de Causis, prop. 17.<br />

220 In Hexaem., III, 4 (V, 343 b-344 a): “Si ergo haec similitudo aequalis est, ergo Deus est, et a Deo originata<br />

repraesentat originantem et quidquid Pater potest: ergo repraesentat multa. Item, cum virtutem Patris<br />

repraesentet, repraesentat virtutem unitissimam; sed ‘virtus, quando magis unita, tanto magis infinita’: ergo<br />

illa similitudo infinita repraesentare habet; et ita necesse est, ut ab uno sint multa. Si igitur intelligis Verbum,<br />

intelligis omnia scibilia”.<br />

221 I Sent., d. 8, p. 1, a. 1, q. 1, ad 4 (I, 152 a): “Veritas dicitur divinae essentiae proprietas, [...] quia soli<br />

convenit et est ratio cognoscendi eam”.<br />

222 I Sent., d. 3, p. 1, dub. 4 (I, 79 b): “Similiter veritas potest considerari in comparatione ad id in quo est; et<br />

sic verum est id quod est”; In Hexaëm., IV, 2 (V, 349 a): “Veritas rerum est indivisio entis et esse”; De Scient.<br />

Christi, q. 2, ad 9 (V, 10 a): “Uno modo veritas idem est quod rei entitas”. Vgl. J.-M. Bissen, L’exemplarisme<br />

divin selon St. Bonaventure, Paris (1929) S. 162-165.<br />

223 I Sent., d. 8, p. 1, a. 1, q. 1, concl. (I, 151 b): “In solo Deo est indivisio pura, non permixta alicui diversitati<br />

[...] Et ideo hoc modo veritas est divini esse proprietas; et sic accipit Magister et Augustinus et Hieronymus.<br />

Vocant enim verum esse, quod nihil habet de possibilitate, nihil habet de vanitate, nihil de non entitate”; Itin.,<br />

V, 3 (V, 308 b): “Ipsum esse nihil habet de non-esse, nec actu, nec potentia”.<br />

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