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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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<strong>Die</strong> Wahrheit in der Kreatur besteht mithin vor allem in der Weise, in welcher sie in ihrem<br />

Wesen Nachahmung und Ausdruck der transzendenten, dem göttlichen Logos zukommenden<br />

Wahrheit ist. Als Nachahmung ist sie eine Wahrheit, die zwar in der Kreatur erscheint, ihr aber<br />

nicht im vollen Sinne gehört, zumal sie stets im Bezug auf die absolute Wahrheit, deren<br />

nachahmender bzw. teilhaftiger Ausdruck sie ist, gemessen werden muß. Anders gesagt, liegt hier<br />

das bereits klassische Bild <strong>des</strong> Verhältnisses zwischen zwei <strong>Seins</strong>weisen vor -in diesem Fall dem<br />

notwendigen göttlichen Sein und dem kontingenten natürlichen Sein-, wobei ersteres das Vorbild<br />

<strong>des</strong> anderen ist. 286 <strong>Die</strong>se Wahrheit in der Kreatur bedeutet <strong>des</strong>halb einen Bezug auf eine<br />

exemplarische Ursache, so wie das Gute den Bezug auf eine Zweckursache voraussetzt. Genau wie<br />

eine Sache gut ist, weil sie innerhalb einer im voraus gewollten Ordnung erscheint, so ist etwas<br />

auch wahr, weil es eine Wirklichkeit ausdrückt, insofern diese einen konkreten Ausdruck jener<br />

Wirklichkeit darstellt. Und die Ratio <strong>des</strong> Ausdrucks, die ratio exprimendi, ist die für das<br />

„Exemplar“ eigentümliche. Wenn es <strong>als</strong>o heißt, alle Dinge seien durch die ungeschaffene Wahrheit<br />

wahr, dann bedeutet dies, daß die Termini veritas increata eine exemplarische Formalursache<br />

bezeichnen. Daher könne auch keine geschaffene Wahrheit dem Wesen nach, sondern allein der<br />

Teilhabe zufolge wahr sein. 287 Sogar Thomas mit seiner Neigung, das Sein der Kreatur gegenüber<br />

deren Wahrheit zu bevorzugen, stimmt hier mit Bonaventura überein, wenn er sagt: „Si vero<br />

loquamur de veritate secundum quod est in rebus, sic omnes sunt verae una prima veritate, cui<br />

unumquodque assimilatur secundum suam entitatem.“ 288<br />

In dieser von Bonaventura dargelegten Auffassung von der Wahrheit läßt sich andererseits<br />

noch unterscheiden, was in ihrer seinsgemäße Wahrheit und was Wahrheit <strong>als</strong> Erkenntnisgrund ist.<br />

Trotz scheinbarer Vermengung nämlich unterscheidet unser Autor sehr richtig zwischen<br />

<strong>onto</strong>logischer Wahrheit und der Wahrheit <strong>als</strong> ratio discernendi. Es gilt <strong>als</strong>o klarzustellen, daß hier<br />

ad hoc inductae. Alio modo potest fieri comparatio rei ad suam similitudinem, ut sit sensus quaestionis: quid<br />

habet esse verius et nobilius, utrum ipsa res, vel eius similitudo? Et hoc modo simpliciter concedendum, quod<br />

similitudo rei verius et nobilius esse habet in Deo, quam ipsa res in mundo ratione eius quod est; quia est ipse<br />

Deus”.<br />

286 I Sent., d. 8, p. 1, a. 1, q. 1 conc. (I, 151 a): “In comparatione ad principium dicitur veritas summae unitatis<br />

et primae repraesentatio sive imitatio [...] sic cum in creatura sit aliquo modo invenire [...] imitationem [...] sic<br />

est veritas non tantum in Creatore, sed etiam in creatura”.<br />

287 ibid., ad 4 et 7, affirm. (I, 151 b): “Verum de sui impositione dicit comparationem ad causam exemplarem,<br />

sicut bonum ad causam finalem. Sicut enim dicitur bonum rationi ordinis, sic verum ratione expressionis; et<br />

ratio exprimendi est ipsius exemplaris. Sicut igitur, cum dicitur de bonis creatis, quod sunt bona bonitate<br />

increata; bonitas praedicat finem in ablativo, non formam, quia Dei bonitas nullius creati est forma; similiter,<br />

cum dicitur, quod omnia sunt vera veritate increata, ablativus dicit causam formalem exemplarem. Omnia<br />

enim vera sunt et nata sunt se exprimere per expresionem illius summi luminis”; Vgl. J.-M., Bissen,<br />

L’exemplarisme divin..., op.cit., S. 166-174.<br />

288 Summ. theolog., I, q. 16, a. 6, corp.<br />

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