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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Licht herangebildet und vervollkommnet ist. Er belegt damit wiederum den funktionellen Charakter<br />

der Philosophie sowie zugleich ihren Ort und Wert <strong>als</strong> notwendigen Schritt, um die darauf<br />

folgenden Stufen der Weisheit zu ersteigen. 417<br />

3. 1. <strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen Gedächtnis, Verstand und Willen<br />

Abbild bezeichnet demnach eine bestimmte Gestaltung, eine Figur. Bonaventura spricht<br />

hier von ausdrücklicher Ähnlichkeit bzw. einer Ähnlichkeit, die eine Sache einer anderen angleicht<br />

und diese dabei ausdrücklich nachahmt. 418 Dessen Merkmale müßten <strong>als</strong>o folgende sein: (1)<br />

Emanation einer Exemplar-Ursache; (2) Unmittelbare Beziehung-Spannung-Zuordnung zu ihr <strong>als</strong><br />

eigentlichem Gegenstand und eigentlichem Vollzugszweck; (3) Ausdrückliche Ähnlichkeit, die jene<br />

Ursache erkennen lasse, und zwar gemäß deren Wesen selbst oder nach einer ihrer vornehmsten<br />

Vollkommenheiten. 419 <strong>Die</strong> Struktur <strong>des</strong> Menschseins nun, seine Wesensdynamik entstehe nach<br />

Maßgabe der partizipativen Nachahmung der trinitarischen Struktur, deren transzendentale<br />

Attribute sich, wie wir noch sehen werden, in jeder seiner geistigen Fähigkeiten (Kräfte)<br />

widerspiegeln sollen. Wenn Bonaventura daher behauptet, der Mensch sei Ebenbild Gottes, dann<br />

sagt er damit: (1) Er sei Emanation Gottes, aus dem er wie aus seiner exemplarischen Ursache<br />

hervorgehe; (2) der Mensch stehe in ontischer Spannung zu jener Zweckbestimmung, die Gott<br />

selbst ist; (3) zwischen den beiden Polen <strong>des</strong> Verhältnisses Immanenz-Transzendenz bestehe eine<br />

Gemeinsamkeit, die in einer ausdrücklichen Ähnlichkeit erscheine, und diese wiederum wurzele in<br />

einer göttlichen Vollkommenheit, welche dem Menschen in endlicher, partizipativer Weise zugeteilt<br />

sei.<br />

Wenn gerade von Gott behauptet wurde, er sei eine Einheit aus Wesen und personaler<br />

Trinität, dann müßte auch je<strong>des</strong> Abbild von ihm diese Struktur, nach Art einer Spur bzw. eines<br />

Abdrucks, widerspiegeln. 420 <strong>Die</strong>se Entsprechung nun sei im Menschen mit der Einheit aus Wesen<br />

417 Vgl. A. Zimmermann/A. Speer (Hrgs.), Mensch und Natur im Mittelalter, Miscellanea Medievalia 21/1+2,<br />

Berlin (1991/2).<br />

418 In Sent., I, d. 31, p. 2, a 1, q. 2 fund. 3 (I, 541 a): “... imago est similitudo expressa et in divinis similitudo<br />

expressissima”.<br />

419 ibid., q. 1, concl. (I, 540 b): “Sicut exemplar... dicit expressionem per modum activi..., sic e contrario<br />

imago per modum passivi.” Vgl. O. González, Misterio trinitario..., op.cit., S. 584.<br />

420 Man beachte, wie auch bei Thomas die Vorstellung von einer Teilhabe <strong>des</strong> Menschen Gott gegenüber fest<br />

verankert ist, die letztlich in <strong>des</strong>sen Ebenbildlichkeit gründet, d.h. in der Nachahmung <strong>des</strong> göttlichen Wesens und<br />

seiner trinitarischen Struktur: “Esse ad imaginem Dei secundum imitationem divinae essentiae, non excludit hoc<br />

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