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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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estehe zwar kein Verhältnis aktueller Abhängigkeit (in actu) wie bei den innertrinitarischen<br />

Bezügen, wohl aber ein Verhältnis, das Bonaventura eines der habituellen Exemplarität (in habitu)<br />

nennt. <strong>Die</strong>ses Verhältnis bedeutet, daß der Vater das Wort bei seiner Erschaffung von aller<br />

Ewigkeit her <strong>als</strong> Bild seines fruchtbaren Denkens erzeugt und <strong>des</strong>wegen in ihm alle seine Macht, all<br />

sein Wissen und Wollen in der Form einer ars aeterna zum Ausdruck bringt, in exemplarischen<br />

Ideen, durch welche sich die Materialisierung der Gesamtheit <strong>des</strong> Wirklichen vollziehen wird. Der<br />

Vater erschaut im Sohn den vollkommenen Ausdruck dieser Macht und „ordnet“ somit im Logos<br />

„an“, was aufgrund der schöpferischen Macht <strong>des</strong> göttlichen Wesens konkret existieren soll. Das<br />

Bild <strong>des</strong> Verbums muß durch das <strong>des</strong> Filius ergänzt werden, um ein intellektualistisches und<br />

logizistisches Mißverständnis zu vermeiden.<br />

Das Sich-Aussprechen <strong>des</strong> Vaters im göttlichen Logos enthält <strong>als</strong>o die begrifflichdispositive<br />

Möglichkeit der materiellen Existenz der geschaffenen Welt und darin ihrer<br />

<strong>onto</strong>logischen Wahrheit. Und dies, nicht weil sich aus dem Ersinnen einer Idee notwendig auch<br />

deren Realisierung ergebe, sondern weil der Verwirklichung stets eine Anordnung (dispositio)<br />

vorangeht, d.h. eine Übereinstimmung der Ursachen, welche die Realisierung an sich erst<br />

ermöglichen und begleiten. 161<br />

Es gäbe daher <strong>als</strong>o zwei Vorgehensweisen in der Exemplarität. Bei der ersten entsteht das<br />

reproduzierte Bild. Auf diese Weise geht aus Gott das Geschöpf so hervor, wie das Bild aus der<br />

archetypischen Vorlage, die dabei die Rolle der Formalursache für das reproduzierte Bild erhält.<br />

Bei der zweiten geht das, was <strong>als</strong> Exemplarität vorgeht, nach Art der wesenhaften Exemplarität vor<br />

(<strong>als</strong> ratio exemplandi); dies wäre die Vorgehensweise <strong>des</strong> Logos. Demzufolge ist der Logos nicht<br />

allein der Archetyp, dem gemäß die weltlichen Abbilder geschaffen werden: Er ist Gott <strong>als</strong><br />

Ausdruck seiner selbst und <strong>des</strong>wegen <strong>als</strong> Wahrheit, das Prinzip, nach dem die Dinge in der<br />

Schöpfung ausgedrückt würden und nach dem sie wiederum Ausdruck <strong>als</strong> geschaffene Wesen<br />

seien. „Ratio exprimendi est ipsius exemplaris: Der Grund, weshalb die Kreatur Ausdruck sei,<br />

entstammt dem Archetyp. Denn alle Dinge sind wahr und fähig, sich selbst auszudrücken, wegen<br />

non possumus simplici intuitu nisi ratiocinando”. Vgl. A.J. Wayne Hellmann, Ordo. Untersuchung eines<br />

Grundgedankens in der Theologie Bonaventuras, Padernborn (1974) S. 76-78.<br />

161 II Sent., d. 13, dub. 3 (II, 331 b-332 a): “...dicere uno modo connotat effectum in actu, alio modo connotat<br />

effectum in habitu [...] Dicit enim uno modo quasi actum ad exterius, et sic dicere est aliquem effectum<br />

efficere, in quo dicens exprimit se; et hoc modo dicitur Deus dicere sive creaturam producendo, in qua se<br />

declarat, sive aliquid animae inspirando, in quo voluntatem suam demonstrat [...] Alio modo dicere dicit<br />

actum quasi interius, nihilominus tamen relatum; et hoc modo dicit comparatinem ad Verbum conceptum, per<br />

quod dicens se et omnia loquitur [...] et sic dicere connotat effectum in habitu, quia dicere importat<br />

dispositionem, et ad dispositionem sequitur opus”.<br />

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