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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Eigenschaft <strong>als</strong> Verursachtem deutlich wird. 156 Genau hier könnte man nun sagen, daß die<br />

Philosophie mit der Theologie nahezu verschmilzt.<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung Gottes Wort oder Logos ist daher sehr bedeutsam, zumal sie in erster<br />

Linie das innertrinitarische Verhältnis von Vater und Sohn meint, und an zweiter Stelle das<br />

Verhältnis <strong>des</strong> Logos zur natürlichen Welt <strong>als</strong> deren <strong>onto</strong>logische Grundlegung. Der Terminus<br />

verbum bzw. Wort impliziert gerade die Vorstellung <strong>des</strong> Ausdrucks (der expressio). In diesem Sinn<br />

hat die Schöpfung eine kausale Grundlegung expressiver Art, deren Quellprinzip in den<br />

exemplarischen Ideen wurzelt, die Gott in seinem Logos „ausdrückt“, d.h. im eigentlichen<br />

göttlichen Sich-Mitteilen nach außen.<br />

Logos meint nun eine expressa und zugleich expressiva Ähnlichkeit, die im Verstehensakt<br />

<strong>des</strong> Geistes erfaßt wird, wenn dieser sich selbst oder einen anderen Gegenstand betrachtet. 157 <strong>Die</strong><br />

dem Geist eigene Fruchtbarkeit ist die Äußerung eines Wortes, nachdem er den diesem<br />

entsprechenden Vorbegriff in sich erzeugt hat. Daher ergibt sich ein zweifaches Tätigsein, das sich<br />

auch getrennt betrachten läßt, ebenso wie wir dies in unserer eigenen Verstan<strong>des</strong>aktivität<br />

beobachten können: Im Denken erschaffen wir Begriffe, die in uns, in unserem Verstand bleiben; in<br />

einem zweiten Schritt können wir dann unseren inneren Diskurs nach außen tragen, indem wir<br />

Wörter äußern, die nurmehr ausdrückliche und expressive Ähnlichkeiten unserer Begriffe sind, die<br />

wiederum Abbilder unseres Verstehens darstellen. Bonaventura tut nichts weiter, <strong>als</strong> diese von der<br />

Analyse der menschlichen Psychologie ausgehende Analogie auf Gott zu übertragen. Der Ausdruck<br />

in Gott wird <strong>als</strong>o analog zu unserer Verstan<strong>des</strong>tätigkeit begriffen. <strong>Die</strong> beiden <strong>Seins</strong>weisen wären<br />

folgende: Das geistige Begreifen ist Gottes Sich-selbst-Sagen, d.h. die Erzeugung <strong>des</strong> ihm<br />

ähnlichen Logos; diese Form <strong>des</strong> Ausdrucks entspricht dem ewigen Wort in Gott. Wenn<br />

andererseits Gottes Sich-Sagen -im Logos- nach außen zum Ausdruck kommt, dann entspricht<br />

dieser Form das Dasein der gesamten erschaffenen, in ihrer umfassenden Wirklichkeit betrachteten<br />

156 In Hexaem., XII, 9 (V, 386 a): “Unde melius videbo me in Deo qua in me ipso”; Vgl. J.-M. Bissen,<br />

L’exemplarisme divin…, op.cit., S. 92 ff., wo eindeutig gezeigt wird, dass eines der Merkmale von Bonaventuras<br />

Ideen-Theorie -hauptsächlich im Gegensatzverhältnis zu Platons Lehre- gerade darin besteht, “qu’ elle nous les<br />

présente non comme les prototypes figés et inertes, mais comme les productions infiniment riches et variées de<br />

la Vérité féconde qui est <strong>Die</strong>u, comme <strong>des</strong> foyers rayonnants de lumière qui manifestent la science divine et<br />

son <strong>des</strong>tinés à porter ultérieurement leur éclat sur la vérité créée et temporelle pour lui communiquer quelque<br />

chose de leur éternité, de leur vérité et de leur vie”, S. 155.<br />

157 I Sent., d. 31, p. 2, a. 1, q. 2, concl. (I, 542 a-b): “Propter secundam rationem solus Filius est imago, quia<br />

secundum omnem respectum habet rationem exprimendi, et in quantum comparatur ad illum a quo est, et in<br />

quantum comparatur ad illum qui ex ipso est. In quantum comparatur ad illum a quo est, quia exit per modum<br />

naturae, et ita per modum verbi et speciei et per modum similitudinis expressae. In quantum comparatur ad<br />

illum qui est ex eo, quia per omnia et eodem modo spirat Filius, ut Pater”.<br />

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