Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

Homologie. Analogie. 111verwickelten und» strahlenförmig auseinandergehenden Verwandtschaftsverhältnisseberuhen mögen; Woher es komme, dass es niehat gelingen wollen, die Gruppen des Thierreiches, obschon dasselbeimmer als ein weit verzweigtes und tiefgegliedertes Ganzes erkanntwurde, im strengeren Sinne und durchweg übereinander zuordnen, sondern sich häufig nur ein „nebeneinander" erzielenHess. Die zahllosen Modifikationen zwischen aUen Organisationen,die seltsame Erscheinung, dass Organisation und Lebensweise öftersdurchaus nicht im Einklänge stehen, werden verständHch. Ebensowarum ein Organ zu einer ganz andern Verrichtung umgeändertwerden kann, als es ursprünglich gebildet ist Auch auf die rudimentärenOrgane fällt ein unerwartetes Licht.Wären die Organismen aus selbständigen unabhängigen Schöpfungenhervorgegangen, wären sie nach „Urideen, oder Typen"geformt, so musste, wie schon Andere bemerkt, z. B. das VerfahrenJoh. Müllers, „absolute anatomische Merkmale" für die natürlicheVerwandtschaft der »Thiere zu finden, bessere Früchte getragen.haben. Aber die Thiere scheinen eben nicht nach Typen, sonderndurch „natürHche Züchtung" und Anpassung an die verschiedenenund wechselnden Verhältnisse sich gestaltet zu haben.Noch einmal: will man nicht von vorne herein auf die Mög-Hchkeit einer Erklärung der thierischen Organisation verzichten, sogiebt nur die Darwin'sehe Hypothese wertbvolle Elemente fürdas Verständniss an die Hand. AUes, was man sonst über die sog.Endursachen ' thierischer Bildung vorgebracht, sind hoffnungsloseVersuche gebheben.Homologie. Analogie. Man hat seit der Zeit Cu vi er's imHinblick auf den sog. Bauplan, welcher den thierischen Organisationenzu Grunde liegen soll, auf den grossen Unterschied zwischenhomologen und analogen Organen aufmerksam gemacht oder,wie man auch sonst sagt, auf den Unterschied zwischen morphologischerund physiologischer Verwandtschaft. Die Flügel der Vögelund die Hand der Affen sind einander homolog, trotzdem dass sieverschiedenen Zwecken dienen; hingegen sind die Flügel der Vögelund die Flügel der Schmetterlinge einander bloss analog, insofernbeide Flugorgane sind. Die Schwimmblase der Fische und dieLungen der Reptilien sind sich morphologisch gleich, stehen aberphysiologisch weit auseinander. Die Homologie beruhe somit aufder Einheit des Typus, oder auf der Uebereinstimmung im Grundplan;die Analogie auf der Aehnlichkeit der Verrichtungen der Organe,auf der Anpassung an die Lebensbedingungen. In der concreterenSprache Darwin's fusst die Homologie der Organeauf Einheit der Abstammung und Vererbung, die Analogie aufden Gebrauch und Nichtgebrauch der Organe unter directer Einwirkungäusserer Lebensbedingungen.