Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

Arthropoden. 235jener Theil der Rinde, welcher in den «Scheiben» central zu liegen scheint,während jetzt bei starker Vergrösserung sich unschwer sehen lässt, wieauch die «Windungen» von einer dünnen Lage derselben Zellen überdeckt sind,die in zahlreicher Menge den von den gewundenen Bandstreifen umfasstenKaum ausfüllen. Auch das, was man jetzt über den feineren Bau jenerMaterie sieht, die bisher als helle, gelblich angeflogene, homogene Innensubstanzbezeichnet wurde, scheint mir die Auffassung zu bestätigen, dieich oben im Allgemeinen über dieselbe hinstellte.Ich vergfich sie dort der dunkel granulären, weichen Centralsubstanzder Bauchganglien; sie sei nur eine höhere Stufe der Ausbildung jener.Sie ist im Gehirn hell und dichter geworden und anders ist auch ihreStructur. In den Bauchganglien besteht sie aus eigentlichster Punktsubstanz,im Gehirn hingegen haben ihre Elemente an Grösse zugenommen; die dortbei 400facher Vergrösserung als Molecularkörnchen erscheinenden Kügelchenhaben sich hier unter derselben Vergrösserung zu kleinen Ballen erhoben,allerdings nur von der Grösse des vierten bis fünften Theils eine derGanglienkugeln der Rinde, aber doch schon von einer Differenzirung, dassein genaues Zusehen auch einen nucleusartigen Fleck an ihnen wahrnimmt.Es lässt sich daher vielleicht die aus ihnen bestehende Substanz strengegenommen nicht mehr homogen nennen.Ich komme daher schliesslich zu einem Resultat, welches mit denDujardin'schen Ergebnissen zwar nicht in eigentlichem Widerspruchesteht, aber sie doch in etwas abändert. Nach dem französischen Beobachterbestehen die Ganglien des Thorax und des Abdomens, welche derSitz von nur rein instinetiven Lebensactcn sind, ausschliesslich aus pulpöserRindensubstanz; es ist die Masse, von der ich zeigte, dass sie auskleinen ächten Ganglienkugeln zusammengesetzt sei. Im Gehirn von Insectenmit geringeren geistigen Fähigkeiten sei diese Masse ebenfalls das alleinigeConstituens; während sie dann bei intelligenteren Insecten alhnählig zurücktritt,um einer Substanz, die in Form der «Corps pedoncules» erscheint,Platz zu machen, und endlich bei gesellig lebenden Hymenopteren, derenHandlungen auf eine relativ sehr entwickelte Intelligenz schliessen lassen,die Oberhand gewinne, so dass die pulpöse Rindensubstanz nur alsschwacher Ueberzug zurückbleibt.Diesem Gedankengang Dujardin's möchte ich im Ganzen ebenfalls folgen,aber doch dabei angelegentlich noch hervorheben, dass die Ganglien vomThorax und Abdomen, abgesehen von den Nervenfasern, nicht allein auszelliger Rinde («substance corticale pulpeuse*), sondern immer auch auseinem andern wesentlichen Theil, aus central gelagerter Punktsubstanznämlich zusammengesetzt sei; und dass es dann zweiten» doch nur ein ander Hand der Thatsachen hergehender Schluss ist, wenn ich die den Herdder Ganglien bildende Punktsubstanz und jene die «Corps pedoncules» imGehirn erzeugende Substanz nach ihrem Ausgangspunkt oder ihrer erstenBedeutung nach, für ein und dasselbe ansehe. Später setzt sich die Substanzder «Corps pedoncules» allerdings als höhere Stufe der einfachenPunktsubstanz gegenüber; man möchte sagen in ähnlicher Weise, wie ebendas Gehirn einen höheren Rang über die übrigen Ganglien des Bauchmarkes,welche man auch .wohl «untergeordnete Gehirne» seit den Zeitendes Malpighi genannt hat, überhaupt einnimmt.Die Scheiben mit ihren Windungen stehen, wie Dujardin will, ineiner geraden Beziehung zu der höheren Intelligenz, welche die damit ausgerüstetenInsecten auszeichnet und nach dem, was ich selbst gesehen,pflichte ich dieser Ansicht vollkommen bei. Aber andererseits könnte sichauch die Meinung hören lassen, dass die Scheiben in Beziehung zu den dreiStirnaugen stehen und zwar in ähnbeher Weise, wie auch die beiden Netz-