Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

16 Die Zelle und einzellige Thiere.So hat denn auch gleich nach dem Bekanntwerden der grossen -durch Schwann gefundenen Thatsache sich M e y e n dahin ausgesprochen,dass die Infusionsthiere einzellige Geschöpfe seien, im Gegensatzzu den übrigen Thieren, die allein Zellencomplexe und Aggregatemehrer zu einem Ganzen zusammenwirkender Zellen repräsentirten.An dieser Stelle darf aber von Neuem daran erinnertwerden, dass schon früher die Naturphilosophie auch nach ihrer Artdie Dinge zu betrachten, den Gedanken construirt hatte, dass dieeinfachsten Organismen „Bläschen" seien, und die höheren Thiere undPflanzen durchaus nichts anderes als „ein vielfach verzweigtes oderwiederholtes Bläschen. a0 k e n , indem er versuchte, die ganze Welt der Erscheinungen nachEinem Priucip zu ordnen, musste bald inne werden, dass «jedes Existirendeein Analogon alles Existirenden ist», und erblickte er einmal in allen höherenGestalten nur Wiederholungen der einfacheren, so war es natürlich,dass er. selbst in Ermangelung einer rechten anatomischen Grundlage zuSätzen kommen musste wie: der Anfang alles Organischen sind Bläschen,die wenn sie sich ganz im Wasser befinden, die Infusorien vorstellen undaus solchen Infusorien, als ihren Bestandteilen, bestehen alle Thiere. DieVerbindung der Urthiere oder Infusorien zu grösseren Thieren «ist nichtetwa als eine mechanische Aneinanderklebung eines Thierchens an das anderezu denken, — es ist wahre Durchdringung, Verwachsung, ein Einswerdenaller dieser Thierchen, die von nun an kein eigenes Leben" führen,sondern alle im Dienste des höheren Organismus befangen, zu einer undderselben gemeinschaftlichen Function hinarbeiten, oder diese Function durchihr Identischwerden selbst sind. Hier wird keiner Individualität geschont,diese geht für sich schlechthin zu Grunde».Wer wird es läugnen wollen, dass die Anschauungen der Gegenwartin diesen Sätzen sich wiederspiegeln? Nur dass sie jetzt wenigerin der Luft schweben wie dazumal, als sie O k e n aufstellte, sonderneine thatsächliche Unterlage haben. Denn man muss sich immerdaran erinnern, dass die „Kügelchen" aus denen Oken thierischeHäute, Muskelfasern und Nervenmark bestehen lässt und die er später')auch den Zellen vergleicht, nicht entfernt das sind, was wir gegenwärtigmit diesem Namen belegen.Als ich an die Frage, ob es in der That einzellige Thiere gebe,herantrat, hatten sich v. Siebold und Kölliker in bestimmterWeise für die Annahme erklärt, während Andere, wie Joh. Müller,Stein, (' 1 a p a r e d e auf Grund organischer Sonderungen, die dochunzweifelhaft da und dort vorhanden waren, sich gegen eine solcheZusammenstellung aussprachen.Ich glaube der erste gewesen zu sein, der die vermeintliche„Einzelligkeit- der Protozoen von derjenigen Seite her bekämpfte,die alle in Aussicht auf Erledigung bot. Es wurde von mir *) demnach1) Oken, Allgemeine Naturgeschichte 1833. — t) Histol. 8. is.