Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

122 Thiere ohne oder mit zweifelhaftem Nervensystem.Sehr abweichend von Mermis verhalte sich die Gattung Gordius '); es findesich nur ein einziger Nervenstrang auf der Mittellinie des Bauches, der im Kopfendezu einer den Schlund ringförmig umgebenden centralen Partie sich gestalte.Im Anschluss an Meissner erklärte im Jahr darauf Walter*) anOxyuris ornata, »nach langem und unermüdlichem Forschen«, ein Nervensystementdeckt zu haben, welches in seiner anatomischen Anordnung und in den histologischenVerhältnissen die grösste Aehnlichkeit mit dem von Mermis albicansdarbotWedl s ) in Wien wollte ein entwickeltes Nervensystem bei zahlreichenNematoden der Gattungen Ascaris, Filaria, Physaloptera, Spiroptera, Hedrwris,Sirongylus gefunden haben; er theilte solche umständliche und merkwürdigehistologische Daten mit. dass ich »in der Voraussetzung, dass die MittheilungenWedl's auf richtigen Beobachtungen beruhen«, sie als einen wichtigen Beitragzur histologischen Kenntniss des Nervensystems der Evertebraten (in m. HistologieS. 185) begrüssen zu müssen glaubte, was wahrscheinlich unterblieben wäre,hätte ich gleich damals eine Nachprüfung vorgenommen.Was ich dazumal unterlassen, geschah indessen von Andern, Zuerstmachte Claparede 4 ) gelegentlich seiner Untersuchungen über Form und Befruchtungder Nematoden darauf aufmerksam, dass die von Meissner an denGordiaceen beschriebenen Nerven doch in der That keine Nerven wären, sondernQuermuskeln; ein Nervensystem habe er bei den Nematoden überhaupt nichtfinden können. Das Jahr darauf erschien dann die im hohen Grade wichtigeArbeit von A.Schneider 6 ), die offenbar auf sehr ausgedehnteroUntei suchungenfnsst und die Angaben von Meissner, Walter und Wedl kritisch beleuchtet.Es geht daraus hervor, dass Meissner's an Mermis beschriebenesperipherisches Nervensystem in der That, wie schon Claparede gesagt hatte,Muskeln sind; dass ferner die Gehirnganglien in ihrer Structur keine Aehnlichkeitmit der eines Nervencentralorgans haben; ja die von Walter abgebildetenHirn- und Afterganglienmassen konnte Schneider gar nicht, weder an Oxyuris,noch bei andern Nematoden, wiederfinden. Die drei Längsnervenstämme Waltersseien gewiss nicht vorhanden. Die Längsnervenstämme Meissner's entsprechenden Medianlinien der übrigen Nematoden und diese Linien für nervös zu erklären,liege kein Grund vor. Wedl's Ganglienzellenketten, welche auf derBauch- und Rflckenfliiche verlaufen sollen, sind die Muskeldreiecke, welcheMeissner als terminale Nervondreiecke beschrieben hatte; die kettenartigeVerbindung dieser angeblichen Ganglien fällt von selbst weg. Dass der vonWedl bei Hedrvris androphora abgebildete Ring um den Oesophagus, sowieder gleiche von Lieberkühn •) dargestellte Ring von einem Nematoden ausder Ente ein Nervencentraloreran sei, lasse sich einstweilen nicht beweisen.Eberth 7 ) in seinen Beiträgen zur Anatomie und Physiologie des Trichocephalusdispar erklärt, dass er von verschiedenen und darunter kleinen Nematodenein hoch entwickeltes Nervensystem kennen gelernt habe, beim Peitscheuwnrmaber keine Spur von Nerven habe finden können. Weitere Bedenkenscheinen bei ihm rege geworden zu sein nach Untersuchung an Heterakis vesicularis,sowie von Strongylus tenuis.Um mir ein selbständiges Urtheil zu verschaffen, so habe ich •) AscarisJumhricoides des Menschen und den Gordius aquaticus auf das angebliche Nervensystemzergliedert, wozu ich Thiere nahm, die frisch in Weingeist, andere, diein Essig geworfen worden waren. Ausser der gewöhnlichen Präparationsweisein es sehr förderlieh. Längs- und Querschnitte durch das Thier zu machen. Ansolchen Querschnitten lässt sich sofort feststellen, dass die zwei Seitenlinien ineinem wichtigen Punkte von den zwei Medianlinien verschieden seien. Alle vierLinien entstehen zwar zunächst so, dass die zwischen der Cuticula und der Längs-1) Meissner, Beitr. t. Anat. u. Pbys. d. Gordl:ic ceii, Ztai-hrft f. wiss. Zool. Bd. VII,!•>•*. — t) Walter, Zt» hrift f. wU* /.