Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP
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Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie. 5Der Unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, wenn wir hierüber <strong>de</strong>n allzeit weisenGöthe hören, giebt sich mit <strong>de</strong>m Fasslichen ab, er bemerkt unddurchdringt gränzenlose Einzelheiten, vergleicht sie untereinan<strong>de</strong>r,weiss die Differenzen zu benennen und herauszuheben. Er for<strong>de</strong>rt<strong>da</strong>her keine ungewöhnlichen Ansichten, trägt auch niemals etwasvor, was paradox erscheinen möchte und muss sich so ein grösseresja allgemeineres Publicum erwerben; <strong>da</strong>gegen wird sich <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>re,<strong>de</strong>r zwar ebenfalls <strong>da</strong>s grösste Gewicht auf <strong>da</strong>s unmittelbar strengeBeobachten <strong>de</strong>s Einzelnen legt, zugleich aber <strong>da</strong>s geistige Augeetwas weiter umherblicken lässt, mehr o<strong>de</strong>r weniger als Eremitenfin<strong>de</strong>n. Der Mensch hebt nicht die I<strong>de</strong>e, „er liebt nur <strong>da</strong>s Individuelle."In unseren Tagen droht aber die ganze Angelegenheit, nach<strong>de</strong>msie eigentlich lange geruht, eine unerwartete Wendung zu nehmen,und regt viele Naturforscher mächtig auf. Diess neue <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>evom allgemeinen Bauplane zu Hülfe kommen<strong>de</strong> Element ist dieTheorie Darwins l ) von <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Arten durch natürlicheZüchtung.Wie aus <strong>de</strong>n obigen An<strong>de</strong>utungen hervorgeht, hat schon langegera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Umstand die Beobachter angezogen, <strong>da</strong>ss bei aller Manchfaltigkeitthierischer Bildung, dieselbe doch gewissen Grundformentreu bleibt, die man <strong>da</strong>her wohl auch als „Typen" o<strong>de</strong>r „Uri<strong>de</strong>en" bezeichnete.Das Nach<strong>de</strong>nken hierüber hatte schon Manchen zu <strong>de</strong>rAnnahme geführt, <strong>da</strong>ss die ganze jetzt bestehen<strong>de</strong> Thierwelt unmittelbarauf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Fortpflanzung von <strong>de</strong>r früheren abstamme.Solche Vermuthungen sind seit <strong>de</strong>n ältesten Zeiten ausgesprochen wor<strong>de</strong>n,alte griechische Philosophen haben schon behauptet: „die Menschensind ursprünglich Fische gewesen, <strong>da</strong>nn kriechen<strong>de</strong> Thiere, <strong>da</strong>rnachSäugethiere gewor<strong>de</strong>n und endlich <strong>da</strong>sjenige, was wir jetzt sind."Am Anfang dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts hat <strong>da</strong>nn zuerst Lamark <strong>de</strong>nVersuch gemacht, diese Hypothese in etwas modifizirter Form aufwissenschaftliche Grün<strong>de</strong> hin zu vertheidigen. Doch ist ihm solchesnicht so gelungen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke eine concretere Gestalt angenommenund allgemeinen Eingang gefun<strong>de</strong>n hätte, obschon gar nichtzu verkennen ist, <strong>da</strong>ss die Vorstellung, es seien die jetzigen Lebensformendurch wirkliche Zeugung aus an<strong>de</strong>ren früher vorhan<strong>de</strong>nenFormen hervorgegangen, Manchem <strong>de</strong>r obengenannten Forscher, wennauch nur nebelhaft, vorgeschwebt hat. Es Hesse sich zeigen, wiediesen und jenen vergleichen<strong>de</strong>n Anatomen <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke nicht verlassenhabe, <strong>da</strong>ss die organischen Systeme, welche ein Geschöpf ausmachen,„aus einan<strong>de</strong>r entspringen, in einan<strong>de</strong>r folgen, sich in einan<strong>de</strong>rverwan<strong>de</strong>ln, einan<strong>de</strong>r verdrängen." O<strong>de</strong>r wurzelt nicht <strong>da</strong>s1) Charles Darwin, über die Entstehung <strong>de</strong>r Arten im Thier- und Pflanzenreichdurch natürliche Züchtung o<strong>de</strong>r Erhaltung <strong>de</strong>r vervollkommneten Rassen im Kampf umsDasein. Nach d. 8. Aufl. etc. übersetzt von Bronn, Stuttgart 1860.