Umwelt und Straßenverkehr
Umwelt und Straßenverkehr
Umwelt und Straßenverkehr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Im Rahmen ihres <strong>Umwelt</strong>programms 2004 bis 2008 beabsichtigt<br />
die Deutsche Bahn AG durch Maßnahmen im<br />
Bereich Klima- <strong>und</strong> Lärmschutz sowie bei der Verminderung<br />
der Partikelemissionen aus Diesellokomotiven ihren<br />
<strong>Umwelt</strong>vorsprung zu halten (KETTNER, 2004). Bis zum<br />
Jahre 2020 versucht sie, die spezifischen CO 2-Emissionen<br />
um bis zu 25 Prozent zu vermindern. In einem umfangreichen<br />
Lärmsanierungsprogramm sollen Maßnahmen<br />
am Gleiskörper ergriffen werden <strong>und</strong> neue<br />
lärmärmere Güterwagen (Ausstattung mit Verb<strong>und</strong>stoffbremssohlen)<br />
angeschafft werden. Außerdem sollen die<br />
Partikelemissionen von Diesellokomotiven durch Einbau<br />
von Filtern <strong>und</strong> den Umstieg auf die elektrische Traktion<br />
vermindert werden.<br />
190. Betrachtet man damit die durchschnittlichen spezifischen<br />
Emissionen <strong>und</strong> den spezifischen Flächenverbrauch,<br />
so kann rechnerisch zwar ein verlagerter Straßenfahrzeugkilometer<br />
zu substanziellen Entlastungen<br />
hinsichtlich der meisten <strong>Umwelt</strong>ziele beitragen. Eine solche<br />
Betrachtungsweise muss allerdings weiter differenziert<br />
werden.<br />
191. Die <strong>Umwelt</strong>vorteile der schienengeb<strong>und</strong>enen Verkehre<br />
sind nicht überall gegeben. Wichtige Faktoren sind<br />
die Auslastung der Schienenverkehre, die erforderlichen<br />
Umwegverkehre <strong>und</strong> der technische Fortschritt. Ist die<br />
Auslastung von Bahn oder Bus gering, kann sich der statistische<br />
<strong>Umwelt</strong>vorteil in sein Gegenteil verkehren. Von<br />
Bedeutung für den <strong>Umwelt</strong>vor- oder -nachteil ist auch die<br />
Distanz des Umweg- <strong>und</strong> Zulaufverkehrs, der notwendig<br />
ist, um überhaupt einen Schienenkorridor benutzen zu<br />
können. Dies ist wiederum eine Funktion der Schienennetzdichte.<br />
Wird diese für bestimmte Verkehrssegmente<br />
abgebaut, so wird mehr Zu- <strong>und</strong> Ablaufverkehr erforderlich;<br />
als Folge hiervon nimmt der <strong>Umwelt</strong>vorteil ab (vgl.<br />
IFEU <strong>und</strong> SGKV, 2003). Der umwelttechnische Fortschritt<br />
insbesondere bei Bussen <strong>und</strong> Diesellokomotiven<br />
muss zudem mit demjenigen von PKW <strong>und</strong> LKW mithalten.<br />
Diese Bedingungen sind noch oft, aber nicht mehr<br />
überall gegeben (ebd.).<br />
Angesichts der mittlerweile niedrigen Anteile der Bahnen<br />
<strong>und</strong> des öffentlichen Personenstraßenverkehrs, die im<br />
Personenverkehr zusammen bei 16 Prozent <strong>und</strong> im Güterverkehr<br />
bei unter 14 Prozent liegen (Abschn. 3.1.1), stellt<br />
Wachstum der<br />
Verkehrsleistung<br />
der Bahnen<br />
(1997–2020)<br />
in Prozent<br />
sich die Frage, ob diese einerseits technisch ein hinreichend<br />
großes Wachstumspotenzial haben <strong>und</strong> andererseits,<br />
ob <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen ein verbessertes<br />
Angebot auch die entsprechende Nachfrage an sich ziehen<br />
kann. Zu unterscheiden ist hier gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen<br />
Fernverkehr <strong>und</strong> Nahverkehr sowie zwischen Personen-<br />
<strong>und</strong> Güterverkehr. Wichtig ist damit eine<br />
Abschätzung der Verlagerungspotenziale <strong>und</strong> ihrer Kosten.<br />
Am Beispiel der CO 2-Emissionen, dem am besten<br />
untersuchten <strong>Umwelt</strong>effekt, lassen sich dabei auch <strong>Umwelt</strong>entlastungspotenziale<br />
abschätzen.<br />
Verlagerungspotenziale <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>entlastungspotenziale<br />
im Personenfernverkehr<br />
192. Hinsichtlich des Leistungspotenzials des Schienenfernverkehrs<br />
gehen optimistische Schätzungen von einer<br />
möglichen Vervierfachung der derzeitigen Bahnkapazitäten<br />
durch technische Maßnahmen an <strong>und</strong> Neubau von<br />
Verkehrswegen bis circa 2020 oder 2030 aus (vgl.<br />
HALBRITTER et al., 1999, S. 94; UBA et al., 2001,<br />
S. 12). Bei einer Vervierfachung der Kapazitäten der Bahnen<br />
<strong>und</strong> einem entsprechenden Wachstum der Verkehrsleistung<br />
gelänge eine substanzielle Verlagerung des Verkehrs<br />
(UBA et al., 2001).<br />
193. Selbst ambitionierte Politikszenarien gehen jedoch<br />
bis 2020 von wesentlich niedrigeren tatsächlich realisierbaren<br />
Wachstumsraten der Bahnen aus (GRÜNWALD<br />
et al., 2002, S. 53; STEIN <strong>und</strong> STROBEL, 1999, S. 126;<br />
UBA, 2003). Tabelle 6-1 gibt einen Überblick über diese<br />
ambitionierten Verlagerungsszenarien im Personenverkehr.<br />
Es wird deutlich, dass selbst eine Verdoppelung der<br />
Verkehrsleistung der Bahnen ihren Verkehrsanteil nur<br />
mäßig steigert. Hierdurch kann das Wachstum des Personenverkehrs<br />
bestenfalls gedrosselt werden. Das<br />
<strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamt (UBA, 2003) erwartet in einem aktiven<br />
CO 2-Verminderungsszenario eine Verminderung von<br />
4,4 Mio. t CO 2 gegenüber dem Trend oder von 4 Prozent<br />
der ohnehin im Trend sinkenden CO 2-Emissionen des<br />
Personenverkehrs durch Verlagerung bis zum Jahre 2010.<br />
Der relative Beitrag einer Verlagerung des Straßenpersonenverkehrs<br />
auf die Schiene zu den im Verkehr erforderli-<br />
Szenarien <strong>und</strong> Potenziale von Verlagerungsstrategien im Personenverkehr<br />
Möglicher Anteil<br />
der Schiene<br />
2020<br />
in Prozent<br />
Potenziale von Verlagerungsstrategien<br />
Drosselung des<br />
<strong>Straßenverkehr</strong>swachstums<br />
1997–2020<br />
in Prozentpunkten<br />
CO 2-Verminderung 1990–2010<br />
in Millionen t CO 2<br />
Tabelle 6-1<br />
in Prozent<br />
63–150 10,4–14 13 4,4 – 4<br />
SRU/SG 2005, Tab. 6-1; Datenquelle: GRÜNWALD et. al. 2002, S. 53;<br />
STEIN <strong>und</strong> STROBEL, 1999, S. 126; UBA, 2003<br />
125