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Umwelt und Straßenverkehr

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aten <strong>und</strong> geringer Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen, sowie<br />

die Akzeptanz für die europäische <strong>Umwelt</strong>politik<br />

durch eine Förderung von <strong>Umwelt</strong>investitionen zu steigern.<br />

Der Kohäsionsfond finanziert daher ausschließlich<br />

Investitionen in Verkehrsnetze <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>maßnahmen<br />

(vgl. LENSCHOW, 1997). Zunächst kamen lediglich<br />

Irland, Portugal, Spanien <strong>und</strong> Griechenland in den Genuss<br />

des Kohäsionsfonds, in Zukunft werden auch die<br />

neuen Beitrittsländer förderberechtigt werden. Daneben<br />

gibt es aber noch zahlreiche andere relativ kleinere Fonds<br />

<strong>und</strong> Gemeinschaftsinitiativen (vgl. EU-Kommission,<br />

2004b; SPRENGER et al., 2003, S. 104 ff.).<br />

672. Europaweit spielten die Verkehrswegeinvestitionen<br />

im Rahmen der Regional- <strong>und</strong> Kohäsionsfonds eine<br />

erhebliche Rolle. Nach Angaben der EU-Kommission<br />

(2004b, S. XI) gelang es mithilfe der Strukturförderung,<br />

die Autobahndichte in den geförderten Ländern von<br />

20 Prozent unter dem EU-15-Durchschnitt im Jahre 1991<br />

auf 10 Prozent über dem Durchschnitt im Jahre 2001 zu<br />

steigern. In diesem Zeitraum wurden 4 100 km Autobahnen<br />

<strong>und</strong> 32 000 km Landstraßen neu- oder ausgebaut<br />

(EU-Kommission, 2004b, S. 144). Insgesamt fließen<br />

circa 20 Prozent der Strukturfondsinvestitionen in Verkehrswege<br />

(van ELBURG, 2003, S. 52), in Deutschland<br />

sind es jedoch bedeutend weniger (circa 8 Prozent)<br />

(SPRENGER et al., 2003, S. 109). Der Schwerpunkt dieser<br />

Investitionen liegt europaweit mit einem Anteil von<br />

57 Prozent beim Straßenbau. In den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

beträgt dieser Anteil seit Wiederaufnahme von Verkehrswegen<br />

in die Regionalfonds im Jahre 2000 sogar<br />

98,9 Prozent (GEFRA, 2003, S. 150), wobei hierunter<br />

auch Radwege <strong>und</strong> straßenbezogene <strong>Umwelt</strong>maßnahmen<br />

fallen.<br />

673. Die empirische Evaluierung von Maßnahmen des<br />

Infrastrukturausbaus zum Abbau von Strukturschwächen<br />

<strong>und</strong> zur Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

von Regionen wird von der regionalökonomischen<br />

Forschung als ambivalent eingeschätzt. So hat das<br />

<strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamt die Ergebnisse unterschiedlicher internationaler<br />

<strong>und</strong> nationaler Studien zum Zusammenhang<br />

von Infrastrukturausbau <strong>und</strong> regionaler Wirtschaftsentwicklung<br />

mit dem Ergebnis zusammengefasst, dass Infrastrukturmaßnahmen<br />

zwar den interregionalen Raumwiderstand<br />

senken <strong>und</strong> damit Transportkosten reduzieren,<br />

dies jedoch sowohl zu Zuwanderungs- als auch Abwanderungsbewegungen<br />

führen kann. Der regionale Saldo<br />

von Zu- <strong>und</strong> Abwanderung von Produktionsfaktoren <strong>und</strong><br />

Produktion ist in der Regel gering <strong>und</strong> bezüglich seines<br />

Vorzeichens unbestimmt (VERRON, 2004). Während die<br />

Transportkostensenkung der regionalen Wirtschaft die<br />

Marktzugangsmöglichkeiten erhöht, steigt gleichzeitig<br />

der überregionale Konkurrenzdruck. Komparative Kostenvorteile<br />

in der Region dominieren damit die regionale<br />

Wettbewerbsposition im interregionalen Vergleich, sodass<br />

die Wirkungsrichtung der Förderung des Infrastrukturausbaus<br />

uneinheitlich ist. So zeigte sich in den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern, dass eine verbesserte Verkehrsanbindung<br />

zwar einen positiven Einfluss auf das BIP-Wachstum mit<br />

sich bringt, jedoch weder notwendig noch hinreichend für<br />

eine dynamische regionalwirtschaftliche Entwicklung ist<br />

296<br />

Korrektur verkehrserzeugender Anreize<br />

(GATHER et al., 2003). Die Erreichbarkeit des Ziels der<br />

Förderpolitik, nämlich die Reduzierung von regionalen<br />

Einkommensdisparitäten, ist somit keineswegs sichergestellt.<br />

Damit besteht die Gefahr, dass die erhoffte, aus<br />

<strong>Umwelt</strong>sicht jedoch bedenkliche verkehrsstimulierende<br />

Wirkung der Struktur- <strong>und</strong> Regionalfördermaßnahmen im<br />

Bereich der Verkehrsinfrastrukturentwicklung auch aus<br />

wirtschafts- <strong>und</strong> regionalpolitischer Perspektive zu unbefriedigenden<br />

Ergebnissen führt.<br />

674. Eine erste europäische qualitative Grobeinschätzung<br />

der verkehrserzeugenden Wirkungen der Regionalfonds<br />

hat ergeben, dass diese in der Gesamtbilanz eher<br />

das Verkehrswachstum erhöhen (SPRENGER et al.,<br />

2003, S. 112). Eine Quantifizierung der verkehrserzeugenden<br />

Effekte durch den Regionalfond ist bisher ebenso<br />

wenig methodisch entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt worden<br />

wie eine differenzierte Analyse derjenigen Fördermaßnahmen<br />

<strong>und</strong> Instrumente, die zur Verkehrsvermeidung<br />

beitragen könnten. Dies gilt insbesondere für Maßnahmen<br />

zur Stärkung nahräumlicher Verflechtung oder für<br />

eine Innovationsstrategie, die die Wertschöpfungsdichte<br />

der Produktion erhöhen könnte. Dies lässt sich alleine auf<br />

der Makroebene der europäischen Fonds nicht durchführen,<br />

sondern würde eine Analyse der nationalen Förderbedingungen<br />

<strong>und</strong> der insgesamt 71 operationellen Programme<br />

für Deutschland erfordern (vgl. KROES et al.,<br />

2004, S. 23).<br />

Auch die Halbzeitbewertung des „Gemeinschaftlichen<br />

Förderkonzeptes 2000 – 2006“ für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

lässt nur einzelne indirekte Schlussfolgerungen zu<br />

(GEFRA, 2003). So wird allgemein festgestellt, dass die<br />

unterdurchschnittliche Betriebsgröße in den neuen Ländern<br />

auf eine relativ hohe Nahabsatzorientierung <strong>und</strong> eine<br />

relativ geringe Exportquote zurückzuführen ist (GEFRA,<br />

2003, S. 19). In Zusammenhang mit der Aussage, dass<br />

die einzelbetrieblichen Fördermaßnahmen insbesondere<br />

die kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen (KMU) <strong>und</strong> die<br />

vorhandene Wirtschaftsstruktur gestärkt hat (GEFRA,<br />

2004, S. 4), ließe sich die Schlussfolgerung ziehen, dass<br />

dieser Teil der Strukturförderung eher stabilisierende<br />

Auswirkungen auf die nahräumlichen Verflechtungen<br />

hatte. Es wird aber auch festgestellt, dass sich die Exportquote<br />

der neuen Länder tendenziell derjenigen im Westen<br />

angleicht. Im Zusammenhang mit der Evaluierung der<br />

<strong>Umwelt</strong>wirkungen der vor allem in den <strong>Straßenverkehr</strong><br />

geflossenen Infrastrukturmittel seit dem Jahre 2000 wird<br />

festgestellt, dass diese schwerpunktmäßig in die Sanierung<br />

<strong>und</strong> den Ausbau, kaum aber in den Neubau geflossen<br />

sind. Der damit verb<strong>und</strong>ene induzierte Verkehr dürfte<br />

nach Einschätzung der an der Halbzeitbewertung beteiligten<br />

Institute geringer sein als im Falle eines Infrastrukturneubaus<br />

(vgl. GEFRA, 2004, S. 316). Insgesamt kann<br />

aber festgestellt werden, dass die Verkehrsauswirkungen<br />

der Strukturförderung bei der Ex-ante <strong>und</strong> Ex-post-Evaluation<br />

unzureichend berücksichtigt werden. Ausschlaggebend<br />

hierfür ist auch, dass die <strong>Umwelt</strong>evaluation mangels<br />

operationalisierter Indikatoren <strong>und</strong> mangels eines<br />

klaren europäischen <strong>und</strong> nationalen Zielsystems als defizitär<br />

eingeschätzt wird (GEFRA, 2004, S. 308).

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