Umwelt und Straßenverkehr
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vermeidbaren <strong>Umwelt</strong>belastungen beizutragen, sollten<br />
die Kommunen besser – ggf. im Rahmen der anstehenden<br />
Kommunalfinanzreform – mit einem unabhängigen, eigenen<br />
Verkehrsetat ausgestattet <strong>und</strong> in die Lage versetzt<br />
werden, im Rahmen einer formalen, integrierten Gemeindeverkehrsplanung<br />
(Abschn. 8.2.3) selbstverantwortlich<br />
verkehrliche Entlastungsmaßnahmen zu beschließen <strong>und</strong><br />
durchzuführen.<br />
Mangelnde Transparenz des Erstellungs- <strong>und</strong><br />
Bewertungsverfahrens<br />
401. Im Zuge der Erstellung des BVWP 2003 bestanden<br />
für die Öffentlichkeit unzureichende Möglichkeiten, die<br />
Planung zu diskutieren <strong>und</strong> Anregungen einzubringen:<br />
– Die eingereichten Projektvorschläge der Länder wurden<br />
keiner öffentlichen Diskussion unterzogen. Die<br />
Projektvorschläge sind lediglich „in Gesprächen mit<br />
den Ländern <strong>und</strong> der DB AG erörtert worden“<br />
(BMVBW, 2003b, S. 52). Damit konnten unterschiedlich<br />
ausgewogene <strong>und</strong> ausgereifte Projektvorschläge<br />
ohne Qualitätskontrolle durch eine interessierte Öffentlichkeit<br />
eingereicht werden. Erst nach der interministeriellen<br />
Abstimmung sowie der B<strong>und</strong>-Länder-Koordination<br />
wurde der BVWP der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Zu diesem Zeitpunkt sind Veränderungen<br />
kaum noch wahrscheinlich. Die Anhörung<br />
der Verbände im Vorfeld des offiziellen Kabinettsbeschlusses<br />
wird damit zur bloßen Formsache.<br />
– Die Bewertung <strong>und</strong> die Auswahl der einzelnen Trassen<br />
ist mit den zur Verfügung stehenden methodischen<br />
Erläuterungen für die Öffentlichkeit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> des<br />
Fehlens einer nachvollziehbaren <strong>und</strong> vollständigen<br />
Datenbasis für die Einzelprojekte nicht hinreichend<br />
transparent. Insbesondere die der NKA zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />
Primärdaten sind in den Projektdossiers des<br />
BVWP für die Öffentlichkeit nicht ausreichend transparent<br />
gemacht. Insgesamt sind die von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
zur Verfügung gestellten Informationen als<br />
unzureichend einzuschätzen. Lediglich eine grobe<br />
Methodenbeschreibung der Projektbewertung, eine<br />
Liste der Bauvorhaben <strong>und</strong> Investitionsvolumina nach<br />
B<strong>und</strong>esländern sowie eine sehr kurze Projektbeschreibung<br />
<strong>und</strong> -beurteilung ohne ausreichende Beschreibung<br />
des angegeben Datenmaterials war über die Internetseite<br />
des BMVBW zu finden.<br />
– Der projektbezogene Auswahlansatz <strong>und</strong> das Fehlen<br />
einer strategischen Planungsebene machen die B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />
strukturell einer öffentlichen<br />
Diskussion um alternative Investitionskonzepte<br />
schwer zugänglich. Systematischer als bisher sollten<br />
die Zeiträume identifiziert werden, ab denen – erstens<br />
– wichtige Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen durch das<br />
BMVBW selbst der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt<br />
werden können <strong>und</strong> während derer – zweitens –<br />
der Planungsstand noch so veränderungsoffen ist, dass<br />
durch eine Konsultation gewonnene Erkenntnisse <strong>und</strong><br />
Argumente noch berücksichtigt werden können.<br />
Konzeptionelle Probleme der B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />
Keine Integration von Strategischer <strong>Umwelt</strong>prüfung<br />
<strong>und</strong> BVWP 2003<br />
402. Durch die 2001 verabschiedete Richtlinie 2001/42/<br />
EG sind die Mitgliedstaaten verpflichtet worden, bis spätestens<br />
zum 21. Juli 2004 eine <strong>Umwelt</strong>prüfung auch für<br />
Pläne <strong>und</strong> Programme vorzusehen, die der Vorbereitung<br />
umweltrelevanter Vorhaben dienen. Auch der BVWP ist<br />
ein solcher Plan. Gleichwohl ist eine Strategische <strong>Umwelt</strong>prüfung<br />
(SUP) für den BVWP 2003 nicht durchgeführt<br />
worden. Eine Rechtspflicht zur <strong>Umwelt</strong>prüfung<br />
hatte zum Zeitpunkt seiner Verabschiedung allerdings<br />
auch nicht bestanden, weil bis dahin weder eine Umsetzung<br />
der SUP-Richtlinie in nationales Recht erfolgt, noch<br />
die Umsetzungsfrist der Richtlinie abgelaufen war.<br />
Zu begrüßen ist insoweit, dass der Gesetzentwurf zur<br />
Umsetzung der SUP (SUPG-E vom 23. Juni 2004) nunmehr<br />
eine SUP für die Verkehrswegeplanungen auf B<strong>und</strong>esebene<br />
einschließlich der Bedarfspläne nach dem Verkehrswegeausbaugesetz<br />
des B<strong>und</strong>es zwingend vorsieht<br />
(§ 19b i. V. m. Anlage 3 zu § 3 Abs. 1a SUPG-Entwurf).<br />
Auch dies fordert dazu heraus, die Strukturen der B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung<br />
für die nächsten Planungsphasen<br />
gr<strong>und</strong>legend zu überdenken, namentlich im Hinblick<br />
darauf, dass eine SUP zur ökologischen Optimierung des<br />
B<strong>und</strong>esverkehrswegenetzes nur dann effektiv beitragen<br />
kann, wenn die Planung tatsächlich als hierarchische, integrierte<br />
Verkehrsnetzplanung ausgestaltet wird. In diesem<br />
Sinne wird weiter unten (Abschn. 8.1.2) ein neues,<br />
von Bedarfsanmeldungen unabhängiges <strong>und</strong> mit der B<strong>und</strong>esraumordnung<br />
verknüpftes Planungsmodell vorgeschlagen.<br />
8.1.1.3 Methodische Probleme der<br />
Projektselektion<br />
403. Der B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan bescheinigt sich<br />
selbst, hinsichtlich der wissenschaftlichen Bewertungsmethoden<br />
für die Auswahl einzelner Projekte ein „anerkannt<br />
hohes wissenschaftliches <strong>und</strong> technisches Niveau“<br />
erreicht zu haben (BMVBW, 2003b, S. 12). Der SRU erkennt<br />
die Fortschritte gegenüber früheren Bewertungsverfahren<br />
an, stellt aber dennoch gravierende methodische<br />
Probleme fest.<br />
Defizite des NKA-Verfahrens<br />
404. Eine nähere Betrachtung des dem BVWP zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Verfahrens der NKA legt eine Reihe methodischer<br />
Mängel offen. Zu unterscheiden sind Niveaueffekte,<br />
das heißt eine Überzeichnung des Nutzen-Kosten-<br />
Verhältnisses, <strong>und</strong> Struktureffekte, das heißt die methodische<br />
Verzerrung zugunsten bestimmter, insbesondere<br />
fernräumlicher Investitionsvorhaben. Niveaueffekte haben<br />
zwar keine unmittelbare Auswirkung auf die Auswahl<br />
vorrangiger Vorhaben – sie spielen aber bei der Diskussion<br />
um die Finanzausstattung des BVWP eine<br />
wichtige Rolle. Bei der derzeitigen Finanzausstattung gelangen<br />
nur Projekte mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />
> 5 in den vorrangigen Bedarf. Dies wird zum Teil als Indikator<br />
dafür gesehen, dass das Investitionsvolumen für<br />
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