05.12.2012 Aufrufe

Umwelt und Straßenverkehr

Umwelt und Straßenverkehr

Umwelt und Straßenverkehr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sich, dass der Einbau eines Partikelfilters bei PKW zu einem<br />

Kraftstoff-Mehrverbrauch von 0,6 Prozent führt<br />

(Tz. 284) <strong>und</strong> die bei PKW eingesetzten NOx-Speicherka talysatoren den Verbrauch um circa 2 Prozent erhöhen<br />

(Tz. 282). Im oben erwähnten Arbeitsdokument zu steuerlichen<br />

Anreizen für Kraftfahrzeuge geht die EU-Kommission<br />

auf diesen Zielkonflikt zwischen Schadstoffminderung<br />

<strong>und</strong> Verbrauchsminderung bei Kraftfahrzeugen<br />

ein (Tz. 288, EU-Kommission, 2005). Nach Auffassung<br />

der EU-Kommission müsste für den Fall, dass zukünftige<br />

Euro-5-Grenzwerte erhöhte CO2-Emissionen zur Folge<br />

hätten, dies bei der freiwilligen Selbstverpflichtung der<br />

europäischen Autoindustrie zur Reduktion der spezifischen<br />

CO2-Emissionen von PKW (Tz. 316 ff.) berücksichtigt<br />

werden.<br />

Aus Sicht des SRU ist dieser Zielkonflikt jedoch erstens<br />

gering. Zweitens akzeptiert die EU-Kommission, in dem<br />

sie den möglichen Kraftstoffmehrverbrauch durch die<br />

Schadstoffminderung bei der freiwilligen Selbstverpflichtung<br />

anrechnen will, einen technischen Standard, der<br />

doch viel eher dringend weiterentwickelt werden sollte.<br />

Anspruchsvolle Zielsetzungen sollten Anreize geben,<br />

technische Möglichkeiten zu erforschen, die eine NOx- Minderung ohne Kraftstoffmehrverbrauch ermöglichen,<br />

wie dies bspw. bereits heute mit der SCR-Technologie bei<br />

LKW möglich ist (Tz. 283). Keinesfalls sollten Schadstoffminderung<br />

<strong>und</strong> Klimaschutz gegeneinander ausgespielt<br />

werden.<br />

Überwachung der Grenzwerte<br />

295. Die Einhaltung geltender Abgasgrenzwerte auch<br />

im realen Fahrbetrieb <strong>und</strong> über die gesamte Lebensdauer<br />

der Fahrzeuge ist von großer Bedeutung. Die in den vorgeschriebenen<br />

Verfahren zur Überprüfung der Abgaswerte<br />

von PKW <strong>und</strong> Nutzfahrzeugen verwendeten Testzyklen<br />

entsprechen jedoch nicht dem realen Fahrbetrieb.<br />

Dies führt zu einer Unterschätzung der tatsächlichen<br />

Emissionen des <strong>Straßenverkehr</strong>s. Abgasuntersuchungen<br />

an bereits im Gebrauch befindlichen Fahrzeugen (Feldüberwachung)<br />

haben gezeigt, dass es im realen Fahrbetrieb<br />

zum Teil erhebliche Überschreitungen der Schadstoffgrenzwerte<br />

gibt (off-cycle-emissions). Mit der<br />

Verbesserung elektronischer Systeme zur Steuerung des<br />

Motors ergeben sich auch Möglichkeiten, die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Grenzwerte zwar bei der Abgasprüfung<br />

einzuhalten, im realen Betrieb aber zum Beispiel auf Kosten<br />

hoher NOx-Emissionen kraftstoffsparender zu fahren<br />

(BMU, 2003a).<br />

296. Zum Beispiel zeigten Feldüberwachungen bei<br />

LKW, dass die NO x-Emissionen von Euro-2-Motoren real<br />

um 30 Prozent höher waren als die NO x-Emissionen von<br />

Euro-1-Motoren <strong>und</strong> dass Euro-3-Motoren auf dem<br />

Niveau von Euro-2-Motoren waren. Die Messvorschriften<br />

für die Zulassung von Euro-2-LKW-Motoren schreiben<br />

eine Prüfung in 13 festgelegten Messpunkten vor.<br />

Dabei werden die Emissionen stationär in 13 definierten<br />

Punkten des Motorkennfeldes ermittelt. Bei den LKW<br />

mit erhöhten Emissionen war das elektronische Einspritzsystem<br />

so optimiert worden, dass der spezifische Ver-<br />

160<br />

Maßnahmen an der Quelle<br />

brauch sank, mit der Konsequenz allerdings, dass außerhalb<br />

der Messpunkte die NOx-Grenzwerte nicht mehr<br />

eingehalten wurden. Nach Auffassung eines Rechtsgutachtens<br />

stellt diese Auslegung der Messvorschriften einen<br />

Verstoß gegen geltendes Recht dar (PACHE, 2004).<br />

Auch bei PKW mit Ottomotoren wurden off-cycle-Emissionen<br />

beobachtet. Bei hoher Last (vor allem bei hohen<br />

Geschwindigkeiten) wird die Lambda-Sonde, die zur<br />

Funktion des Katalysators notwendig ist, deaktiviert. Dies<br />

führt bei Geschwindigkeiten oberhalb 120 km/h zu circa<br />

8 bis 36 Prozent höheren CO-Emissionen <strong>und</strong> 0,6 bis<br />

5 Prozent höheren HC-Emissionen. In welchem Ausmaß<br />

andere Schadstoffe wie Benzol oder Partikel ausgestoßen<br />

werden, ist noch nicht quantifiziert worden (RODT,<br />

2004).<br />

Ein weiteres Problem stellt die Manipulation der Fahrzeugelektronik<br />

durch das so genannte Chip-tuning dar. Durch<br />

Chip-tuning kann eine höhere Leistung <strong>und</strong> ein höheres<br />

Drehmoment bei minimalem Kraftstoffverbrauch erzielt<br />

werden. In einer Studie des dänischen <strong>Umwelt</strong>ministeriums<br />

wurde festgestellt, dass durch Chip-tuning bei dieselbetriebenen<br />

Kraftfahrzeugen unter Volllast die Partikel-<br />

Emissionen drastisch ansteigen, in einigen Fällen um<br />

mehrere h<strong>und</strong>ert Prozent (DEPA, 2004). Das dänische<br />

<strong>Umwelt</strong>ministerium schätzt, dass zur Steigerung der Motorleistung<br />

jeder zweite bis dritte neue Diesel-PKW in<br />

dieser Art manipuliert wird.<br />

297. Aus diesen Erfahrungen heraus wurden für die<br />

Euro-Normen ab 2000 verbesserte Testzyklen definiert<br />

<strong>und</strong> Feldüberwachungen (In-Use-Compliance, IUC) festgelegt.<br />

Festzuhalten bleibt aber, dass jeder definierte Zyklus<br />

auch umgangen werden kann. Eine Verbesserung in<br />

dieser Hinsicht wäre ein Not-To-Exceed-Konzept, demzufolge<br />

im gesamten Kennfeldbereich die Grenzwerte<br />

nicht überschritten werden dürfen. Ein solches Konzept<br />

soll in den USA für Nutzfahrzeuge ab 2007 eingeführt<br />

werden. Auch eine UNECE-Arbeitsgruppe (Working<br />

Party on Pollution and Energy, GRPE) erarbeitet zurzeit<br />

unter Vorsitz der US Environmental Protection<br />

Agency (US EPA) einen Vorschlag für ein Not-To-<br />

Exceed-Konzept für Nutzfahrzeuge. Der Vorschlag soll<br />

bis Mitte 2005 fertig gestellt sein. Das Konzept wird zurzeit<br />

von der EU-Kommission auf Praxistauglichkeit überprüft.<br />

Diskussionen wird es vor allem über den Anwendungsbereich<br />

geben, inwieweit zum Beispiel bestimmte<br />

Grenzbereiche des Motorkennfeldes von der Überwachung<br />

ausgeschlossen werden können.<br />

Zudem muss die On-Board-Diagnostik <strong>und</strong> die On-<br />

Board-Messung mit dem Ziel weiterentwickelt werden,<br />

die dauerhafte Einhaltung der Emissionsstandards überprüfen<br />

zu können.<br />

7.3 Kraftstoffverbrauch <strong>und</strong><br />

CO 2-Emissionen<br />

298. Neben den Partikel- <strong>und</strong> NO x-Emissionen stellen<br />

vor allem die CO 2-Emissionen des Verkehrssektors ein<br />

besonderes Problem dar. Um langfristige Klimaschutzvorgaben<br />

erreichen zu können, muss auch der Verkehrs-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!