Umwelt und Straßenverkehr
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aber Zusammenschlüsse <strong>und</strong> kleinere Betriebe (NABU,<br />
1999, S. 62). Nach dem Marktstrukturgesetz war auch die<br />
Bildung von vertikal, über einzelne Verarbeitungsschritte<br />
integrierten Erzeugergemeinschaften nicht möglich<br />
(NABU, 1999, S. 66). Die Förderung war auf eine Angebotsbündelung<br />
für Großabnehmer ausgerichtet (ebd.).<br />
Mittlerweile sind die Fördergr<strong>und</strong>sätze für die Gemeinsame<br />
Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaften<br />
(GAP) mehrmals novelliert worden, zuletzt im Dezember<br />
2003 (B<strong>und</strong>estagsdrucksache 15/3131). Hierbei gab<br />
es Fortschritte im Hinblick auf die Förderung integrierter<br />
ländlicher Entwicklungskonzepte, durch die ländliche<br />
Regionen Entwicklungsziele <strong>und</strong> Maßnahmenprogramme<br />
auf der Basis einer Analyse von Problemen <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />
entwickeln sollen. Nach den neuen<br />
Fördergr<strong>und</strong>sätzen sind die Kooperation von Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirten, die Bildung von regional vermarktenden Erzeugergemeinschaften<br />
<strong>und</strong> die Direktvermarktung zur<br />
Einkommensdiversifizierung förderungsfähig. Diese Novellierung<br />
basiert im Wesentlichen auf den Praxiserfahrungen<br />
mit dem Förderprogramm „Regionen Aktiv“ für<br />
18 Modellregionen. Im Rahmen dieses Förderprogramms<br />
wurden zahlreiche Projekte im Bereich Regionalvermarktung,<br />
Weiterverarbeitung <strong>und</strong> integrierter ländlicher<br />
Entwicklung gefördert. Die wissenschaftliche Begleitforschung<br />
(KNICKEL et al., 2004) hat zwar verkehrsvermeidende<br />
Effekte nicht systematisch betrachtet, aber<br />
erste Anhaltspunkte hierfür geliefert. Demnach haben<br />
viele der Projekte eine wichtige Vorraussetzung für die<br />
Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen geschaffen:<br />
der Vernetzung, der Schaffung eines Regionalbewusstseins<br />
<strong>und</strong> entsprechender Kommunikationsbeziehungen<br />
(KNICKEL et al., 2004). Die Investition in neue, wirtschaftlich<br />
tragfähige Strukturen der Regionalvermarktung<br />
stoßen aber auf Hürden. Der Ausbau der regionalen Verarbeitungs-<br />
<strong>und</strong> Vermarktungskapazitäten geht nur langsam<br />
voran. Relevante Umsatzanteile durch regionale Vermarktungsstrukturen<br />
konnten daher bisher noch nicht<br />
erreicht werden. In der Evaluation wird aber auch auf Erfolg<br />
versprechende Einzelbeispiele verwiesen.<br />
667. Der SRU bewertet die Novellierung der GAK daher<br />
als eine Chance, die Förderung der ländlichen Entwicklung<br />
auch zur Förderung verkehrssparender Wirtschaftsstrukturen<br />
insbesondere kurzer Vermarktungs- <strong>und</strong><br />
Verarbeitungswege zu nutzen.<br />
668. Noch kann eine auf den Strukturerhalt <strong>und</strong> die Modernisierung<br />
regionaler Märkte im Agrarbereich setzende<br />
Förderpolitik zumindest in Teilbereichen auf relevante<br />
Marktsegmente aufbauen (vgl. SCHERER, 1997). Regionalisierungspotenziale<br />
bestehen insbesondere dort, wo<br />
die Verarbeitungstiefe von Produkten noch gering ist <strong>und</strong><br />
mit ihnen ein nichtindustrielles, authentisches Image <strong>und</strong><br />
regionale Traditionen verknüpfbar sind (SCHERER,<br />
1997). Potenziale im primären Sektor werden insbesondere<br />
in den Bereichen Bier, Säfte, Holz <strong>und</strong> Naturfasern<br />
gesehen (ebd.). Erfolg versprechende Regionalvermarktungskonzepte<br />
kann man insbesondere bei Modellprojekten<br />
in Biosphärenreservaten <strong>und</strong> den Förderprojekten des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung<br />
Die europäische Agrarpolitik<br />
<strong>und</strong> Landwirtschaft (BMVEL) beobachten (BLÜMLEIN,<br />
2003; KULLMANN, 2003). Es können aber auch Zielkonflikte<br />
zwischen der Optimierung der Fahrzeugauslastung<br />
oder der Verlagerung auf umweltverträglichere<br />
Verkehrsträger auf der einen Seite <strong>und</strong> der Verkehrsvermeidung<br />
durch Regionalisierungskonzepte entstehen: Die<br />
Autofahrt des Großstädters zum direktvermarktenden<br />
Landwirt kann nicht als Modell verkehrssparenden regionalen<br />
Wirtschaftens angesehen werden (vgl. HESSE,<br />
2002).<br />
669. Die verkehrsinduzierenden Folgen der weiteren<br />
Reform der Agrarpolitik sollten weiter beobachtet werden<br />
<strong>und</strong> mit ihren verkehrsvermeidenden Effekten bilanziert<br />
werden. Insbesondere sollte das Potenzial zur Verkehrsvermeidung<br />
bei den flankierenden Maßnahmen im Rahmen<br />
der 2. Säule der Agrarpolitik genutzt werden. Bei der<br />
Förderung der Regionalvermarktung <strong>und</strong> integrierter regionaler<br />
Weiterverarbeitungsketten hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
zusammen mit den B<strong>und</strong>esländern wichtige neue<br />
Weichenstellungen vorgenommen, deren Wirkung auf<br />
den Erhalt <strong>und</strong> die Revitalisierung nahräumlicher Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Verkehrsverflechtungen näher untersucht<br />
werden sollte.<br />
10.6 Europäische Strukturpolitik<br />
<strong>und</strong> Regionalförderung<br />
670. Ziel der europäischen Strukturpolitik ist es, einen<br />
Beitrag zum Ausgleich des regionalen Entwicklungsgefälles<br />
zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten <strong>und</strong> insbesondere<br />
auch den verschiedenen Regionen Europas zu<br />
schaffen. Strukturschwache oder benachteiligte Regionen<br />
in Europa sollen in ihrer Wirtschaftsdynamik gegenüber<br />
den prosperierenden Regionen des europäischen Wirtschaftsraums<br />
aufholen (vgl. EU-Kommission, 2004b).<br />
Von dem Ziel eines regionalen Ausgleichs erhofft sich die<br />
EU-Kommission auch positive Rückkoppelungseffekte<br />
für die Dynamik <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der EU.<br />
671. Quantitativ wichtigstes Instrument der europäischen<br />
Regionalpolitik ist der Europäische Fond für Regionale<br />
Entwicklung (EFRE). Dieser ist für die Jahre 2000<br />
bis 2006 mit Gesamtmitteln von 195 Mrd. Euro ausgestattet<br />
(EU-Kommission, 2001, S. 3), davon<br />
28 Mrd. Euro für Deutschland. Gefördert werden zwei<br />
Regionstypen <strong>und</strong> ein flächendeckendes Ziel: Ziel-1-Regionen<br />
sind diejenigen mit Entwicklungsrückstand, Ziel-<br />
2-Regionen diejenigen mit Strukturproblemen. Das flächendeckende<br />
Ziel bezieht sich auf die Modernisierung<br />
der Bildungs-, Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungssysteme.<br />
Im Rahmen der Förderung der so genannten Ziel-1-<br />
Regionen werden insbesondere Infrastrukturinvestitionen,<br />
„produktive Investitionen zur Schaffung oder Erhaltung<br />
dauerhafter Arbeitsplätze“ <strong>und</strong> „Aktionen zur<br />
Erschließung des endogenen Potenzials“ gefördert (vgl.<br />
SPRENGER et al., 2003, S. 104 ff.).<br />
Als zweiter wichtiger Fond ist der im Jahre 1993 zusätzlich<br />
geschaffene Kohäsionsfond zu nennen, der die Doppelfunktion<br />
hatte, einen Ausgleich für die durch die Europäische<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Währungsunion zu erwartenden<br />
Anpassungsprobleme in Regionen mit hohen Inflations-<br />
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