Umwelt und Straßenverkehr
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Wie in Abbildung 9-1 dargestellt, fiel der Inlandsabsatz<br />
von Ottokraftstoffen im Jahr 2004 um etwa 3 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr, während sich bei Dieselkraftstoffen<br />
ein Anstieg um etwa 3,5 Prozent feststellen lässt. Im längerfristigen<br />
Trend ergibt sich bei Ottokraftstoffen zwischen<br />
1998 <strong>und</strong> 2004 ein Verbrauchsrückgang von etwa<br />
17 Prozent. Bei Dieselkraftstoffen ist in dieser Betrachtung<br />
zwar ein Anstieg um etwa 6 Prozent zu verzeichnen,<br />
dabei ist jedoch zu beachten, dass der Bestand an Dieselfahrzeugen<br />
in der gesamten PKW-Flotte zwischen 1998<br />
<strong>und</strong> 2004 um über 60 Prozent angestiegen ist (vgl. Kraftfahrtb<strong>und</strong>esamt,<br />
2005). Über beide Kraftstoffarten gerechnet<br />
ergibt sich zwischen 1998 <strong>und</strong> 2004 ein Rückgang<br />
des Inlandsabsatzes von etwa 6 Prozent.<br />
Der insgesamt rückläufige Inlandsabsatz an Kraftstoffen<br />
kann selbstverständlich nicht ausschließlich auf die ökologische<br />
Steuerreform zurückgeführt werden, sondern<br />
wird maßgeblich auch durch Veränderungen des Rohölpreises<br />
<strong>und</strong> des Dollarkurses geprägt. Darüber hinaus ist<br />
zu beachten, dass partielle Verzerrungen durch ein Ausweichen<br />
der in Grenzgebieten ansässigen Kfz-Halter auf<br />
Bezugsquellen jenseits der Landesgrenze nicht auszuschließen<br />
sind. Dennoch stellt der dargestellte Absatzrückgang<br />
einen eindrucksvollen Beleg für die Lenkungswirkung<br />
preislicher Mechanismen dar. Hinzu kommt,<br />
dass es sich hierbei nur um die kurz- bis mittelfristige<br />
Preisreaktion handelt. In der längerfristigen Betrachtung<br />
ist zu erwarten, dass weitere Verbrauchsreduzierungen<br />
durch technischen Fortschritt im Bereich kraftstoffspa-<br />
Abbildung 9-1<br />
258<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
Quelle: MWV, 2005a<br />
Maßnahmen in der Verkehrslenkung<br />
Inlandsabsatz von Otto- <strong>und</strong> Dieselkraftstoffen<br />
1998 bis 2004 (1 000 t)<br />
Dieselkraftstoff Ottokraftstoff<br />
render Antriebsarten induziert werden (DIW, 2001,<br />
S. 186 ff.).<br />
552. Da Deutschland innerhalb der Europäischen Union<br />
in Bezug auf die Kraftstoffpreise zwischenzeitlich nahezu<br />
eine Spitzenposition einnimmt (vgl. Abb. 9-2), bergen<br />
weitere Erhöhungsstufen der Ökosteuer auf Otto- <strong>und</strong><br />
Dieselkraftstoffe, sofern sie im nationalen Alleingang<br />
stattfinden, allerdings die Gefahr, dass Kraftfahrer, die in<br />
Grenzgebieten ansässig sind, auf Bezugsquellen jenseits<br />
der Landesgrenzen ausweichen. So ergibt etwa eine kürzlich<br />
veröffentlichte Szenario-Analyse (MICHAELIS,<br />
2004), dass es sich für den Halter eines mit Ottokraftstoff<br />
betriebenen PKW, der lediglich den Zeitaufwand <strong>und</strong> die<br />
zusätzlichen Kraftstoffkosten berücksichtigt, im Mittel<br />
lohnt, pro Cent Kraftstoffpreisdifferenz eine zusätzliche<br />
(einfache) Anfahrtsstrecke von etwa 2 bis 3 km in Kauf<br />
zu nehmen. Dies bedeutet zum Beispiel bezogen auf die<br />
gegenwärtigen Preisdifferenzen im deutsch-österreichischen<br />
Grenzgebiet, dass sich die potenziell von „Tanktourismus“<br />
betroffene Zone in einen Bereich von bis zu<br />
60 km von der Landesgrenze nach Deutschland hinein erstreckt.<br />
Ein solches Ausweichverhalten unterminiert nicht<br />
nur die Zielsetzungen der Öko-Steuer, sondern es führt in<br />
den betroffenen Gebieten auch zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen<br />
<strong>und</strong> damit zu zusätzlichen <strong>Umwelt</strong>belastungen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte die B<strong>und</strong>esregierung<br />
auf europäischer Ebene aktiv auf die dringliche Harmonisierung<br />
der Besteuerung von Kraftstoffen auf hohem<br />
Niveau hinwirken. Die zum 1. Januar 2004 erfolgte Erhöhung<br />
der EU-weiten Mindeststeuersätze auf 0,359 €/l<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004