Umwelt und Straßenverkehr
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gehören die Wünsche nach Selbstbestimmung, Gleichbehandlung<br />
<strong>und</strong> sozialer Geltung.<br />
124. Der Wert der Selbstbestimmung bezieht sich auf<br />
eine eigenständige <strong>und</strong> unabhängige Planung des persönlichen<br />
Mobilitätsverhaltens <strong>und</strong> damit auf diejenigen Vorzüge<br />
des motorisierten Individualverkehrs, die von öffentlichen<br />
Verkehrsträgern nicht erreicht werden können.<br />
Dazu gehören etwa die ständige Verfügbarkeit des<br />
Automobils, die Möglichkeit, auch räumlich dispers angeordnete<br />
Ziele zügig erreichen zu können <strong>und</strong> die Möglichkeit,<br />
im eigenen Auto Distanz zu anderen Verkehrsteilnehmern<br />
wahren zu können. Angesichts solcher<br />
Vorzüge ist damit zu rechnen, dass die überwiegende<br />
Mehrheit der erwachsenen Personen ihren Wunsch nach<br />
einem Zugang zu einem eigenen PKW auch realisieren<br />
wird. Die für die Reduktion der negativen Auswirkungen<br />
des Verkehrs entscheidende Variable ist daher die Intensität<br />
der Nutzung <strong>und</strong> die technische Ausstattung des PKW.<br />
125. Der Wert der Gleichberechtigung könnte ein<br />
Gr<strong>und</strong> sein, verkehrspolitische Strategien nicht ausschließlich<br />
als Verteuerungsstrategien zu konzipieren.<br />
Obwohl es kein „Recht auf Automobilität“ gibt, muss die<br />
Verkehrspolitik berücksichtigen, dass viele Menschen<br />
den Wunsch haben, über ein eigenes Auto zu verfügen.<br />
Eine Verteuerungsstrategie, die vorrangig versucht, die<br />
externen Kosten des <strong>Straßenverkehr</strong>s verursachergerecht<br />
anzulasten, würde die Erfüllung dieses Wunsches für Personen<br />
mit niedrigen Einkommen erschweren. Eine Entschärfung<br />
dieser Problematik könnte in der Strategie bestehen,<br />
Strukturen zu verändern, die zum Angewiesensein<br />
auf PKW beitragen. Auch könnten Angebote zur Nutzung<br />
des ÖPNV in soziale Transferleistungen einbezogen werden.<br />
Eine dritte Möglichkeit zur Konfliktentschärfung bestünde<br />
darin, eine Verteuerungsstrategie mit der Zahlung<br />
einer Mobilitätspauschale an Personen mit geringem Einkommen<br />
zu kombinieren. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten jedenfalls<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
verkehrspolitische Strategien, die durch Verteuerung von<br />
Besitz <strong>und</strong> Nutzung von Automobilen faktisch in den vermeintlichen<br />
Besitzanspruch eingreifen, durch flankierende<br />
Maßnahmen ergänzt werden, die die Mobilität der<br />
Betroffenen anderweitig erhöhen.<br />
126. Eng mit Besitz <strong>und</strong> Nutzung von Automobilen ist<br />
das komplexe Bedürfnis nach sozialer Geltung verknüpft.<br />
Wie kaum ein anderes technisches Gerät eignet sich das<br />
Automobil für eine symbolische Besetzung. Da diese<br />
symbolisch aufgeladenen Beziehungen auch faktische<br />
Wirkungen auf den Umgang mit Automobilen haben,<br />
müssen sie im Rahmen einer Analyse, die die kulturellen<br />
Aspekte der Verkehrsnachfrage ins Auge fasst, unbedingt<br />
thematisiert werden. So führen die von der verwendeten<br />
Symbolik ausgehenden Einflüsse vielfach zu einer die<br />
Ges<strong>und</strong>heit anderer Menschen gefährdenden oder zu einer<br />
nicht umweltverträglichen Nutzungsweise. Die Ungeeignetheit<br />
bestimmter Leitbilder für den <strong>Straßenverkehr</strong><br />
muss klargestellt <strong>und</strong> im Rahmen einer Mobilitätserziehung<br />
vermittelt werden. Zu diesen ungeeigneten Leitbildern<br />
gehört insbesondere das des „sportlichen Fahrers“.<br />
Es wird sich nicht verhindern lassen, dass sich Geltungsbedürfnisse<br />
<strong>und</strong> symbolische Assoziationen auch in Zukunft<br />
an das Automobil heften werden. Dennoch dürften<br />
Ansatzpunkte für eine Umgestaltung der Symboldimension<br />
durch die Verkehrspolitik bestehen. Zum einen können<br />
im Zeichen einer neuen, umweltgerechten Mobilitätskultur<br />
Anstrengungen unternommen werden, die Kraft<br />
bestehender Symbole abzuschwächen. Zum anderen kann<br />
versucht werden, Alternativen zum Automobilismus aufzuzeigen<br />
<strong>und</strong> diese ihrerseits mit positiven Eigenschaften<br />
zu besetzen <strong>und</strong> damit gegenüber dem Autoverkehr aufzuwerten.<br />
Der SRU regt an, verstärkte gesellschaftliche<br />
Anstrengungen zu unternehmen, um dem Leitbild einer<br />
humanen Mobilitätskultur durch eine entsprechende Mobilitätsbildung<br />
stärkere Bedeutung zu verschaffen.<br />
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