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Umwelt und Straßenverkehr

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Entwicklung des Infrastrukturausbaus in Deutschland 1960 bis 2001<br />

Modernisierung der Infrastruktur von r<strong>und</strong> 214 Mio. Euro<br />

entfielen 64 Prozent auf die Straßeninfrastruktur, 32 Prozent<br />

auf die Schienenwege <strong>und</strong> 4 Prozent auf die Wasserstraßen.<br />

Ein Vergleich der spezifischen Investitionen für<br />

Ausbau <strong>und</strong> Modernisierung der Infrastruktur verdeutlicht,<br />

dass die Bereitstellung der Infrastruktur im Schienenverkehr<br />

<strong>und</strong> in der Binnenschifffahrt deutlich teurer<br />

ist als im <strong>Straßenverkehr</strong>. Mit 137 000 €/km des Schienenwegebestands<br />

beliefen sich die spezifischen Brutto-<br />

Anlageinvestitionen des Schienenverkehrs im Jahr 2001<br />

auf fast das Dreifache des Straßennetzes, dessen spezifische<br />

Investitionskosten bei r<strong>und</strong> 50 000 €/km des Straßenbestands<br />

lagen. Für den Ausbau <strong>und</strong> Erhalt der Binnenwasserstraßen<br />

des B<strong>und</strong>es wurden im selben Jahr<br />

knapp 100 000 €/km des vorhandenen Wasserstraßennetzes<br />

ausgegeben (BMVBW, 2003).<br />

Da die Kraftfahrer mit den Kosten der Straßennutzung<br />

nur mittelbar über Mineralölsteuer <strong>und</strong> Kfz-Steuer belastet<br />

werden, steht dem Nutzenzuwachs aus einer Erweiterung<br />

der Straßeninfrastruktur keine unmittelbare,<br />

verursacherbezogene Anlastung der volkswirtschaftlichen<br />

Infrastrukturkosten gegenüber. Die Folge ist eine<br />

verstärkte Aktivierung latent vorhandener Verkehrsnachfrage<br />

in Form von induziertem Verkehr.<br />

Die Wirkung des induzierten Verkehrs als Folge des Neu<strong>und</strong><br />

Ausbaus von Straßenprojekten kann mithilfe des<br />

Marktmodells der ökonomischen Theorie veranschaulicht<br />

werden. Eine Erhöhung des Infrastrukturangebots bewirkt<br />

eine Anpassung der Transportnachfrage der Marktakteure<br />

an ein neues Marktgleichgewicht. Der Ausbau der Straßeninfrastruktur<br />

senkt die Transportkosten des MIV<br />

(Abb. 3-9). Fahrzeitersparnisse durch Geschwindigkeitsgewinne<br />

<strong>und</strong> verkürzte Wege, Kraftstoffersparnisse durch<br />

einen zügigeren Verkehrsfluss sowie Komfortgewinne<br />

führen zur Realisierung bislang nur latent vorhandener Infrastrukturnachfrage.<br />

Verkehrsteilnehmer, die aufgr<strong>und</strong><br />

Tabelle 3-4<br />

Streckenlänge in Tsd. km<br />

Durchschnittliche<br />

jährliche Wachstumsrate<br />

(in Prozent)<br />

1960 * 1990 * 1991 ** 2001 ** 1960–1990 1991–2001<br />

B<strong>und</strong>esautobahnen 2,5 9,0 11,0 11,8 4,3 0,7<br />

B<strong>und</strong>esstraßen 25,0 30,9 42,1 41,2 0,7 – 0,2<br />

Landesstraßen 57,7 63,2 84,9 86,8 0,3 0,2<br />

Kreisstraßen 50,1 71,0 88,3 91 1,2 0,3<br />

Gemeindestraßen 227,0 327,0 410,0 – 1,2 –<br />

Gesamt Straßen 362,3 501,1 636,3 – 1,1 –<br />

Schienenwege 30,7 26,9 41,1 36,0 – 0,6 – 0,7<br />

Binnenwasserstraßen – – 7,3 7,3 – – 0,05<br />

* früheres B<strong>und</strong>esgebiet<br />

** Gesamtdeutschland<br />

Langfristige Verkehrsentwicklung in Deutschland<br />

SRU/SG 2005/Tab. 3-4; Datenquelle: BMVBW, 2003<br />

eines bislang zu hohen Transportaufwands auf Wege verzichteten,<br />

nutzen nunmehr die neue Infrastruktur. Darüber<br />

hinaus verändern sich die Kostenrelationen bezüglich der<br />

zeitlichen Verteilung der Wege. Bislang wegen zu hoher<br />

Verkehrsdichte auf Nebenzeiten verschobene Fahrten<br />

werden wieder in die Hauptverkehrszeiten zurückverlagert.<br />

Schließlich kommt es zu einer relativen Verbilligung<br />

der Transportkosten gegenüber alternativen Verkehrswegen<br />

<strong>und</strong> anderen Verkehrsträgern, wodurch ein Teil der<br />

Transportnachfrage von diesen abgezogen wird. Daraus<br />

resultiert eine Fahrleistungszunahme (primär induzierter<br />

Verkehr). Langfristig wirkt der Infrastrukturausbau in<br />

Richtung veränderter Siedlungsstrukturen, intensiverer<br />

wirtschaftlicher Verflechtungen <strong>und</strong> einer Anpassung des<br />

gesamten Verkehrssystems (z. B. Reduzierung von<br />

ÖPNV-Kapazitäten), mit der Folge einer erhöhten Abhängigkeit<br />

vom MIV <strong>und</strong> einer durch Einkommenseffekte stimulierten<br />

Verkehrsnachfrage. Dadurch expandiert die<br />

Transportnachfrage gegenüber dem vorherigen Niveau<br />

<strong>und</strong> die Fahrleistung steigt weiter an (sek<strong>und</strong>är induzierter<br />

Verkehr). Im Endeffekt wird ein Teil der Transportkostensenkung<br />

wieder kompensiert.<br />

Zur Quantifizierung des induzierten Verkehrs liegen empirische<br />

Studien auf der Basis unterschiedlicher Schätzmodelle<br />

<strong>und</strong> Datenquellen vor (LITMAN, 2004;<br />

NOLAND <strong>und</strong> LEM, 2001). Dabei ist die empirische<br />

Evidenz für eine deutliche zusätzliche Auslastung von<br />

neu geschaffenen Kapazitäten durch induzierten Verkehr<br />

in der Literatur eindeutig. Nach Schätzungen durch eine<br />

Erhöhung der Straßenkapazitäten der induzierten Fahrleistung<br />

kann die Fahrleistungselastizität bezogen auf die<br />

Straßenlänge kurzfristig Werte zwischen 0,1 <strong>und</strong> 0,5 <strong>und</strong><br />

langfristig sogar bis zu 1 erreichen. Zusätzliche Straßenkapazitäten<br />

werden somit in erheblichem Maße durch induzierten<br />

Verkehr ausgelastet (Tab. 3-5).<br />

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