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Umwelt und Straßenverkehr

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sogar eine Anfangsgeräuschminderung von 7 dB(A) gegenüber<br />

dem Referenzbelag erzielt werden, ohne dass die<br />

Kosten erheblich über denen herkömmlicher Fahrbahnen<br />

lagen. Allerdings war die Griffigkeit des Belages noch<br />

unbefriedigend (BAST, 2004a). In der Praxis noch zu testen<br />

sind weiterhin poroelastische Beläge, die in Versuchen<br />

ein sehr hohes Lärmminderungspotenzial von 7 bis<br />

10 dB(A) erzielen konnten (BUWAL <strong>und</strong> ASTRA, 2004,<br />

S. 27 f.). Allerdings nimmt die lärmmindernde Wirkung<br />

generell mit der Alterung der Fahrbahnbeläge ab, sodass<br />

sich derzeit verschiedene Untersuchungen mit den Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Voraussetzungen für die Dauerhaftigkeit der<br />

lärmmindernden Wirkung befassen. Dies geschieht in<br />

Deutschland (BAST, 2004b), aber auch in einem umfangreichen<br />

Praxisprogramm in der Schweiz (BUWAL <strong>und</strong><br />

ASTRA, 2004).<br />

Besonders hohe Lärmminderungen erzielen doppellagige,<br />

offenporige Straßenbeläge. Auf einer B<strong>und</strong>esstraße mit einer<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h wurden Geräuschemissionsminderungen<br />

von 7 dB(A) für PKW <strong>und</strong><br />

6 dB(A) für LKW im Vergleich zum Referenzbelag nach<br />

der Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen (RLS-90)<br />

ermittelt (BECKENBAUER <strong>und</strong> WEIßENBERGER,<br />

2004). Die zusätzliche Schallabsorption der doppellagigen,<br />

offenporigen Straßenbeläge kann somit im Vergleich<br />

zu anderen lärmarmen Fahrbahndecken auch die Lärmemissionen<br />

von LKW-Reifen <strong>und</strong> teilweise sogar die Antriebsgeräusche<br />

wirksamer mindern. Weiteren Vorteilen<br />

doppellagiger, offenporiger Straßenbeläge wie Lärmminderung<br />

auch bei Nässe (kein „Zischen“), verringertes<br />

Aquaplaning, kaum Sprühfahnenbildung steht gegenüber,<br />

dass diese Fahrbahndecken beim Bau derzeit noch etwa<br />

doppelt so hohe Kosten wie herkömmliche Fahrbahndecken<br />

verursachen, eine regelmäßige Reinigung benötigen,<br />

im Winterdienst größere Streusalzmengen <strong>und</strong> ein<br />

gezieltes Streuen erfordern <strong>und</strong> hohe Anforderungen an<br />

Reparaturen stellen (KÜHNE, 2003; WEBER <strong>und</strong><br />

LIPPERT, 2004). Zu den Reinigungsverfahren gibt es<br />

noch Forschungsbedarf. Daher sind diese Beläge nur unter<br />

bestimmten Bedingungen einsetzbar. In Deutschland<br />

wurde dieser doppellagige, offenporige Asphalt bisher<br />

erst an einer Versuchsstrecke bei Augsburg eingesetzt,<br />

während er in den Niederlanden bereits breiter verwendet<br />

wird. Auch stehen Langzeiterfahrungen mit der Dauerhaftigkeit<br />

der Lärmminderung dieser Fahrbahndecken<br />

noch aus, die an der genannten Versuchsstrecke nun weiter<br />

untersucht werden soll (KÜHNE, 2004).<br />

In verschiedenen Versuchen mit dichten Standard-Fahrbahndecken<br />

(Splittmastixasphalt <strong>und</strong> Beton mit Jutetuchtextur)<br />

zeigte sich, dass diese durch Modifizierung<br />

des Herstellungsprozesses lärmtechnisch um 1 dB(A)<br />

verbessert werden können (BAST, 2004a, S. 84).<br />

264. In den Niederlanden werden bereits seit 1989 auf<br />

außerörtlichen Straßen standardmäßig lärmarme Fahrbahndecken<br />

eingebaut, ab 2006/2007 sollen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur noch solche Fahrbahnbeläge verwendet werden, die<br />

dem akustischen Standard doppellagiger, offenporiger<br />

Fahrbahndecken entsprechen (VROM, 2004). Gleichzeitig<br />

wurde ein Programm zum innerörtlichen Einbau lärmarmer<br />

Fahrbahndecken aufgelegt. Im Ergebnis wurden<br />

148<br />

Maßnahmen an der Quelle<br />

innerorts Lärmminderungen von 3,0 bis 4,9 dB(A) ermittelt,<br />

<strong>und</strong> die Kosten für lärmarme Fahrbahndecken sind<br />

im Laufe des Programms gesunken (VROM <strong>und</strong> CROW,<br />

2003). Der innerörtliche Bereich ist besonders relevant,<br />

da an innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen sehr hohe<br />

Belastungen auftreten <strong>und</strong> sehr viele Menschen betroffen<br />

sind.<br />

Abschirmung<br />

265. Unter den baulichen Schallschutz fallen Abschirmungsmaßnahmen<br />

wie Schallschutzwände, -wälle, Untertunnelungen<br />

sowie Schallschutzfenster. Insbesondere<br />

in städtischen Gebieten gibt es für Schallschutzwälle oft<br />

keinen Platz, <strong>und</strong> Schallschutzwände können in der Regel<br />

obere Stockwerke von Gebäuden nicht hinreichend schützen<br />

oder sind aufgr<strong>und</strong> enger Straßenverhältnisse ohnehin<br />

nicht möglich. Schallschutzfenster sind nur geschlossen<br />

wirksam <strong>und</strong> bieten keinen Schutz für Außenräume wie<br />

Gärten <strong>und</strong> Balkone. Bei Neubau oder wesentlicher Änderung<br />

von Verkehrswegen sowie bei Lärmsanierungen<br />

werden in der Regel die Kosten der baulichen Schallschutzmaßnahmen<br />

gegen andere Maßnahmen wie bspw.<br />

lärmarme Straßenbeläge abgewogen. Mit den genannten<br />

Einschränkungen <strong>und</strong> bei sachgerechter Planung <strong>und</strong><br />

Ausführung können bauliche Schallschutzmaßnahmen erhebliche<br />

Lärmreduktionen erzielen.<br />

7.1.3 Umsetzungsmöglichkeiten<br />

266. Es existieren beim <strong>Straßenverkehr</strong> somit erhebliche<br />

technische Potenziale zur Lärmminderung an der<br />

Quelle, vor allem bei den Rollgeräuschen, aber auch bei<br />

den Antriebsgeräuschen. Die vorhandenen Lärmminderungsregelungen<br />

bleiben deutlich hinter dem Stand der<br />

Technik zurück. Um eine wirksame Minderung der Lärmbelastung<br />

zu erreichen, ist – zusätzlich zu planerischen,<br />

verkehrslenkenden <strong>und</strong> verkehrsvermindernden Maßnahmen<br />

(Kap. 8, 9, 10) – ein Bündel von Maßnahmen an der<br />

Quelle erforderlich, da verschiedene Maßnahmen bei unterschiedlichen<br />

Verkehrssituationen unterschiedlich wirksam<br />

sind <strong>und</strong> in der Regel keine einzelne Maßnahme es<br />

vermag, die für den Schutz der Ges<strong>und</strong>heit erforderlichen<br />

Zielwerte flächendeckend zu erreichen.<br />

267. Die gesamten Lärmemissionen einer Straße hängen<br />

im Wesentlichen von der Verkehrsmenge, dem Mengenanteil<br />

bestimmter Fahrzeugkategorien, der durchschnittlichen<br />

Geschwindigkeit, den Lärmemissionen<br />

jeder Fahrzeugkategorie, der Fahrbahnoberfläche, den<br />

Witterungsverhältnissen <strong>und</strong> dem Fahrverhalten ab. Der<br />

Effekt einzelner Lärmminderungsmaßnahmen oder Maßnahmenkombinationen<br />

auf den Gesamtlärmpegel kann in<br />

Abhängigkeit von diesen Faktoren modelliert werden.<br />

Die Wirkungen einiger ausgewählter realistisch umsetzbarer<br />

Maßnahmen auf die Gesamtlärmpegel sind in<br />

Tabelle 7-1 dargestellt. Ein erweitertes, differenzierteres<br />

Modell wird derzeit im Rahmen des EU-Projektes „Road<br />

Traffic Noise Model“ (ROTRANOMO) entwickelt. Daneben<br />

kann die Lärmemission durch niedertourige, ökonomische<br />

Fahrweise gegenüber hochtouriger, hektischer<br />

Fahrweise um etwa 2 bis 3 dB(A) verringert werden<br />

(STEVEN, 2001).

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