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Umwelt und Straßenverkehr

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sondern auch finanziell aus (CITY:MOBIL, 1999,<br />

S. 75 f.). Kommunale Ausgaben, die der Infrastrukturbereitstellung<br />

für den Autoverkehr dienen, übersteigen bei<br />

weitem die entsprechenden Einnahmen. Insgesamt werden<br />

die kommunalen Subventionen für den <strong>Straßenverkehr</strong><br />

in Deutschland auf über 10,5 Mrd. Euro für das Jahr<br />

2000 geschätzt (ICLEI, 2001). Damit ergeben sich ökonomisch<br />

vertretbare Handlungsspielräume zur Stärkung des<br />

<strong>Umwelt</strong>verb<strong>und</strong>es.<br />

Akzeptanz<br />

211. Im Rahmen vorhandener Budgetrestriktionen stoßen<br />

Angebotsverbesserungen für die Schiene auf breite<br />

Akzeptanz. Eine Politik, die jedoch in Besitzstände eingreift,<br />

sei es diejenigen des Straßenbaugewerbes oder der<br />

gewerblichen <strong>und</strong> privaten Nutzer kostengünstig bereitgestellter<br />

Straßeninfrastrukturen, wird mit politischen<br />

Widerständen rechnen müssen. Letztere verfügen über erhebliche<br />

Mobilisierungsfähigkeiten (vgl. Kap. 4.1). Dies<br />

gilt insbesondere für eine Politik, die versucht, eindeutig<br />

Investitionsprioritäten zugunsten der Schiene vorzunehmen<br />

oder deutlich spürbare Preiserhöhungen für den MIV<br />

durchzusetzen. Eine ehrgeizige <strong>und</strong> wirksame Verlagerungspolitik<br />

im Fernverkehr setzt damit einen nach innen<br />

geschlossenen, nach außen konfliktfähigen Staat voraus.<br />

Verkehrspolitik jedoch erfolgt nach wie vor in einem nach<br />

Verkehrsträgern segmentierten institutionellen Gefüge.<br />

Hingegen hat eine auf die Steigerung innerstädtischer Lebensqualität<br />

ausgerichtete kommunale Verkehrspolitik,<br />

die in der Lage ist, die Gewinner einer den <strong>Umwelt</strong>verb<strong>und</strong><br />

stärkenden Politik herauszustellen, erhebliche Realisierungschancen<br />

<strong>und</strong> Akzeptanzpotenziale.<br />

6.3 Potenziale einer integrierten<br />

Verkehrspolitik<br />

212. Einen strukturpolitisch bescheideneren Anspruch<br />

haben Strategien eines kooperativen Verkehrsmanagements<br />

(vgl. BMBVW, 2002; vgl. Kap. 5). Diese gehen<br />

davon aus, dass die Kapazitätsauslastung der jeweiligen<br />

Verkehrsinfrastrukturen durch eine bessere Vernetzung<br />

(Integration, Intermodalität, Interconnectivity) optimiert<br />

<strong>und</strong> die jeweiligen Stärken der Verkehrsträger genutzt<br />

werden sollen. Es geht dabei um die optimale Aufteilung<br />

des Verkehrswachstums auf die Verkehrsträger, nicht<br />

mehr um eine Verlagerung. Auch dieses bescheidenere<br />

strategische Ziel setzt Marktkorrekturen <strong>und</strong> hohe Investitionen<br />

in die Bahnen voraus. Insgesamt sind Strategien<br />

des kooperativen Verkehrsmanagements primär verkehrspolitisch<br />

begründet, positive <strong>und</strong> negative <strong>Umwelt</strong>effekte<br />

treten als Nebenfolgen auf. Die so genannte integrierte<br />

Verkehrspolitik ist das offizielle Leitbild des dominanten<br />

verkehrspolitischen Paradigmas einer Anpassung an das<br />

zumindest kurzfristig als unvermeidbar angesehene Verkehrswachstum<br />

(vgl. Kap. 5.3).<br />

Effektivität<br />

213. Als Planungsgr<strong>und</strong>lage für den B<strong>und</strong>esverkehrswegeplan<br />

wurde ein so genanntes Integrationsszenario<br />

Potenziale einer integrierten Verkehrspolitik<br />

mit entsprechenden <strong>Umwelt</strong>effekten berechnet (vgl.<br />

MANN et al., 2001; vgl. Kap. 3). Dieses kann Hinweise<br />

auf die ökologischen Folgen einer „integrierten Verkehrspolitik“<br />

geben. Das Szenario sieht moderate Kostenerhöhungen<br />

für den Individualverkehr <strong>und</strong> ähnlich hohe Infrastrukturinvestitionen<br />

für Straße <strong>und</strong> Schiene vor. Damit<br />

wird in dem Szenario erwartet, dass im insgesamt zwischen<br />

den Jahren 1997 <strong>und</strong> 2015 um 22 Prozent wachsenden<br />

Personenverkehr sich die Anteile der Verkehrsträger<br />

nur leicht verschieben. Im Nahverkehr wächst der Schienenpersonenverkehr<br />

um 13 Prozent, im Fernverkehr um<br />

55 Prozent (MANN et al., 2001, S. 350 <strong>und</strong> S. 353). Im<br />

wesentlich stärker wachsenden Güterverkehr gelingt dem<br />

Szenario zufolge eine Anteilsverschiebung zugunsten des<br />

Schienengüterverkehrs um 5 Prozent <strong>und</strong> ein Wachstum<br />

um 58 Prozent (MANN et al., 2001, S. 357). Damit steuert<br />

auch eine integrierte Verkehrspolitik aktiv gegen die<br />

Markttrends sinkender Bahnanteile an. Dennoch gelingt<br />

unter diesen Bedingungen nicht mehr als eine leichte Senkung<br />

der CO 2-Emissionen des <strong>Straßenverkehr</strong>s zwischen<br />

1997 <strong>und</strong> 2015 um 1,3 Prozent (vgl. MANN et al., 2001,<br />

S. 340). Diese ist weitgehend auf verbrauchsärmere Fahrzeuge<br />

zurückzuführen, nicht auf die geringen Verlagerungseffekte.<br />

Auf dem Weg zu dem Klimaschutzziel der<br />

B<strong>und</strong>esregierung, bis 2020 eine CO 2-Verminderung um<br />

40 Prozent zu erreichen, läuft das Integrationsszenario<br />

damit auf eine überproportionale Schonung des Verkehrssektors<br />

hinaus. Die integrierte Verkehrspolitik macht<br />

nicht entschieden genug von dem verfügbaren Instrumentarium<br />

einer <strong>Umwelt</strong>entlastung Gebrauch, seien es technische,<br />

planerische oder verkehrslenkende Maßnahmen.<br />

Sie nimmt damit Konflikte mit Naturschutz- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>zielen<br />

in Kauf <strong>und</strong> ordnet sie überwiegend den Verkehrswachstumsimperativen<br />

unter (vgl. Kap. 5.1). <strong>Umwelt</strong>entlastungen,<br />

soweit sie vorkommen, sind eher<br />

Gratiseffekte der Integration der Verkehrsträger als zielorientiert.<br />

Die integrierte Verkehrspolitik ist damit hinsichtlich<br />

der <strong>Umwelt</strong>dimension gerade nicht als integriert<br />

anzusehen.<br />

Effizienz<br />

214. Das Integrationsszenario setzt auf eine Anpassung<br />

der Infrastrukturkapazitäten an die wachsende Verkehrsnachfrage.<br />

Es erfordert damit zum Teil weitere Steigerungen<br />

der Investitionsmittel. Der BVWP sieht bis zum Jahre<br />

2015 170 Mrd. Euro an Investitionen vor, davon die<br />

Hälfte für Neu- <strong>und</strong> Ausbau. Das verbesserte Angebot<br />

hat, wie inzwischen auch in den Bewertungsmethoden für<br />

den neuen BVWP angelegt, ebenfalls verkehrserzeugende<br />

Effekte (vgl. Tz. 83). Gleichzeitig werden die Nutzerkosten<br />

um circa 15 Prozent für die PKW-Nutzer erhöht.<br />

Angesichts dieser erheblichen Kosten einer<br />

„integrierten Verkehrspolitik“ sind die ökologischen Nutzeneffekte<br />

nicht nur gering: Aufgr<strong>und</strong> der <strong>Umwelt</strong>effekte<br />

des induzierten Verkehrs entstehen auch zusätzlich erforderliche<br />

kompensatorische Kosten, wenn man bestimmte<br />

<strong>Umwelt</strong>qualitätsziele erreichen will.<br />

215. Als Legitimation für die Engpassvermeidung werden<br />

oft auch <strong>Umwelt</strong>schutzgründe angegeben: Verkehr<br />

im Stau erhöhe die spezifischen <strong>Umwelt</strong>belastungen.<br />

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