Umwelt und Straßenverkehr
Umwelt und Straßenverkehr
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– ein Programm zur Klassifizierung der niederländischen<br />
Straßen, um deren Funktionalität zu gewährleisten,<br />
– ein Anreizsystem für eine effiziente Einrichtung von<br />
Tempo-30-Zonen in städtischen Gebieten,<br />
– die Schaffung von Tempo-60-Zonen auf ländlichen<br />
Nebenstrecken,<br />
– soweit notwendig soll die erforderliche Infrastruktur<br />
wie Radwege <strong>und</strong> Kreisverkehre für die Tempo-30<strong>und</strong><br />
-60-Zonen erstellt werden,<br />
– die Verbannung des Mopedverkehrs innerhalb der<br />
Städte von den Radwegen auf die Fahrbahnen,<br />
– die Kennzeichnung der Vorfahrt an allen Straßen außerhalb<br />
der Tempo-30-Zonen,<br />
– die Durchführung von Informationskampagnen zur<br />
nachhaltigen Verkehrssicherheit,<br />
– die Einführung eines Straßensicherheitsaudits.<br />
Der in den Niederlanden weiterhin zu verzeichnende<br />
Rückgang der Anzahl der Verkehrstoten wird unter anderem<br />
auf die Umsetzung dieses Start-up-Programms zurückgeführt<br />
(SWOV, 2000; 2002).<br />
Vergleich der drei Strategien<br />
242. Zwischen Schweden, Großbritannien <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
gibt es zum Teil deutliche Unterschiede in der<br />
Verkehrsstruktur, Verkehrsdichte <strong>und</strong> der Frequentierung<br />
der unterschiedlichen Transportsysteme. Somit sind die<br />
Verkehrssicherheitsstrategien in ihrer Ausgestaltung nicht<br />
direkt miteinander vergleichbar. Der Schwerpunkt in der<br />
schwedischen <strong>und</strong> niederländischen Strategie liegt in der<br />
Modifizierung der Verkehrsinfrastruktur, um somit ein inhärent<br />
sicheres System zu schaffen, während die Strategie<br />
Großbritanniens mehr auf der Umsetzung einer guten<br />
Praxis durch Sicherheitsexperten basiert <strong>und</strong> ihren Fokus<br />
auf die identifizierten Problemgruppen gelegt hat. Trotzdem<br />
zeigen sich gr<strong>und</strong>legende Gemeinsamkeiten. So haben<br />
alle drei Länder (KOORNSTRA et al., 2002)<br />
– sich konkrete Zwischenziele für die Reduzierung der<br />
Anzahl der Verkehrstoten <strong>und</strong> -verletzten mit entsprechenden<br />
Zeitvorgaben gesetzt,<br />
– einen <strong>Straßenverkehr</strong>sicherheitsplan in die Straßentransportplanung<br />
integriert,<br />
– die Verantwortlichkeiten für den Verkehrssicherheitsplan<br />
dezentralisiert, wobei die verantwortlichen Regionen<br />
<strong>und</strong> Kommunen finanzielle Unterstützung erhalten.<br />
Alle Länder betrachten tödliche wie auch Verkehrsunfälle<br />
mit Schwerverletzten zu einem großen Anteil durch<br />
finanziell tragbare <strong>und</strong> effektive Sicherheitsmaßnahmen<br />
als vermeidbar. Gemeinsam wird in den drei Strategien<br />
davon ausgegangen, dass nur eine Vielzahl von Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Programmen, die sowohl planerische <strong>und</strong> verkehrslenkende<br />
Instrumente, technische Optimierungen an<br />
138<br />
Verkehrspolitische Strategien<br />
den Fahrzeugen <strong>und</strong> Informationsarbeit miteinander kombinieren,<br />
zielführend sein können, um einen sehr hohen<br />
Sicherheitsstandard auf den Straßen zu erreichen.<br />
Europäische Vorgaben<br />
243. In dem Weißbuch der EU-Kommission zur Verkehrspolitik<br />
wird die mangelnde Sicherheit im <strong>Straßenverkehr</strong><br />
in der Europäischen Union <strong>und</strong> das unzureichende<br />
Problembewusstsein der Verantwortlichen<br />
– obwohl die Sicherheit im <strong>Straßenverkehr</strong> bereits eine<br />
der Hauptsorgen der Bürger ist – angemahnt (EU-Kommission,<br />
2001; 2003).<br />
Aufbauend auf dem Weißbuch wurde von der EU-Kommission<br />
am 2. Juli 2003 das 3. Aktionsprogramm für die<br />
<strong>Straßenverkehr</strong>ssicherheit „Halbierung der Zahl der Unfallopfer<br />
im <strong>Straßenverkehr</strong> in der Europäischen Union<br />
bis 2010: eine gemeinsame Aufgabe“ beschlossen, welches<br />
inzwischen auch vom Rat verabschiedet wurde. Neben<br />
dem damit angenommenen Ziel sind unterstützende<br />
Maßnahmen wie verstärkte <strong>Straßenverkehr</strong>skontrollen,<br />
die Einführung neuer Technologien für die <strong>Straßenverkehr</strong>ssicherheit,<br />
die Verbesserung der <strong>Straßenverkehr</strong>sinfrastruktur<br />
sowie Maßnahmen zur Verbesserung des<br />
Verhaltens der Verkehrsteilnehmer vorgesehen, um das<br />
gesetzte Ziel zu erreichen. Die Fortschritte bei der Zielerreichung<br />
sollen im Jahre 2005 zwischenbilanziert <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls sollen Legislativvorschläge unterbreitet<br />
werden (EU-Kommission, 2004; BMVBW, 2004).<br />
244. Im europäischen Vergleich gehören Schweden, die<br />
Niederlande <strong>und</strong> Großbritannien zu den Staaten mit den<br />
wenigsten Verkehrtoten (58 bis 66 im <strong>Straßenverkehr</strong> Getötete<br />
je 1 Million Einwohner) <strong>und</strong> werden nur von Malta<br />
mit 41 Getöteten pro 1 Million Einwohner überboten<br />
(s. Abb. 2-2, Abschn. 2.1.1). Damit entspricht der Stand<br />
der Verkehrssicherheit der drei erstgenannten Staaten bezüglich<br />
der tödlich Verunglückten bereits jetzt dem Ziel,<br />
welches sich die EU für das Jahr 2010 gesetzt hat (EU-<br />
Kommission, 2001). Der Durchschnitt aller europäischer<br />
Staaten (123 im <strong>Straßenverkehr</strong> Getötete je 1 Million Einwohner)<br />
liegt dagegen etwa doppelt so hoch wie die Zahlen<br />
für diese drei Länder. Die Erfahrungen der Vorreiterländer<br />
<strong>und</strong> deren Sicherheitsstrategien einschließlich der<br />
erfolgreichen Maßnahmen bieten daher eine sehr gute Basis<br />
für eine Implementierung nationaler Sicherheitsstrategien<br />
in den anderen EU-Staaten.<br />
Das deutsche <strong>Straßenverkehr</strong>sicherheitsprogramm<br />
245. Für Deutschland liegt ebenfalls ein aktuelles<br />
Programm für mehr Sicherheit im <strong>Straßenverkehr</strong> vor,<br />
welches 2001 vom B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen veröffentlicht wurde<br />
(BMVBW, 2001). Der „Unfallverhütungsbericht <strong>Straßenverkehr</strong>“,<br />
der dem Deutschen B<strong>und</strong>estag alle zwei<br />
Jahre vorgelegt wird, soll in Zukunft als Kontrollinstrument<br />
dieses Sicherheitsprogramms fungieren, wobei<br />
der aktuelle Bericht die Entwicklungen in der