Umwelt und Straßenverkehr
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3 Verkehrsentwicklung <strong>und</strong> Prognosen<br />
Das wirtschaftliche Wachstum, die Zunahme der Bevölkerung,<br />
der technische Fortschritt, intensivierte internationale<br />
Verflechtungen sowie der Ausbau der Straßeninfrastruktur<br />
in Deutschland <strong>und</strong> Europa sind Ursachen des<br />
erheblichen Wachstums der Personen- <strong>und</strong> Güterverkehrsleistung<br />
der vergangenen Jahrzehnte. Sowohl im Personen-<br />
als auch im Güterverkehr hat der <strong>Straßenverkehr</strong> an<br />
Bedeutung als wichtigster Verkehrsträger gewonnen.<br />
Für diese Entwicklung kann eine Reihe von Bestimmungsgründen<br />
angeführt werden:<br />
– Die realen Nutzungskosten des PKW sind nur moderat<br />
gestiegen. Relativ zum realen Pro-Kopf-Einkommen<br />
<strong>und</strong> zu den Kosten der konkurrierenden Verkehrsmittel<br />
sind sie dagegen seit 1960 gesunken. Hinzu kommt,<br />
dass die individuelle Flexibilität bei der Nutzung eines<br />
PKW in der Regel höher ist als bei der Bahn <strong>und</strong> der<br />
Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Begleitet war<br />
die Zunahme des PKW-Verkehrs von einer Zunahme<br />
der PKW-Dichte mit nur geringer Sättigungstendenz<br />
<strong>und</strong> einer abnehmenden Fahrzeugauslastung.<br />
– Wichtige Bestimmungsfaktoren für den noch stärker<br />
gewachsenen Straßengüterverkehr sind die mit zunehmend<br />
arbeitsteiligen Wirtschaftsprozessen einhergehende<br />
Intensivierung nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />
Güteraustauschbeziehungen, der intensivierte Wettbewerb<br />
der europäischen Transportbranche <strong>und</strong> der kostensparende<br />
technische Fortschritt. Dabei hat die Fahrleistung<br />
deutscher LKW in den vergangenen dreißig<br />
Jahren weniger zugenommen als die Transportleistung.<br />
Mit dem relativen Bedeutungsverlust von Wirtschaftssektoren,<br />
für die der Bahnverkehr <strong>und</strong> die<br />
Binnenschifffahrt systembedingte Transportvorteile<br />
aufweisen, hat sich der Anteil der Straßengütertransporte<br />
am gesamten Transportvolumen vergrößert.<br />
3.1 Langfristige Verkehrsentwicklung in<br />
Deutschland<br />
3.1.1 Entwicklung des motorisierten<br />
Personen- <strong>und</strong> Güterverkehrs<br />
von 1960 bis 2002<br />
76. Die Dienstleistungen des Verkehrs fördern arbeitsteilige<br />
Produktionsprozesse <strong>und</strong> die Ausnutzung von Spezialisierungsvorteilen,<br />
verbessern die Absatzmöglichkeiten<br />
für Güter- <strong>und</strong> Dienstleistungen, schaffen damit die<br />
Voraussetzung für die Nutzung von Skaleneffekten in der<br />
Produktion, ermöglichen den Zugang zu einer Vielzahl<br />
von Produktionsfaktoren <strong>und</strong> erhöhen den interregionalen<br />
Wesentliche Ergebnisse<br />
– Der Infrastrukturausbau hat erheblich zur Verminderung<br />
der Transportkosten im Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr<br />
beigetragen. In der Vergangenheit profitierte jedoch<br />
der <strong>Straßenverkehr</strong> vom Infrastrukturausbau<br />
stärker als der Schienenverkehr <strong>und</strong> die Binnenschifffahrt.<br />
Die Verbesserung der Erreichbarkeit <strong>und</strong> Erhöhung<br />
der Transportgeschwindigkeit hat erheblich zu<br />
einer Ausweitung des Verkehrs beigetragen. Auf den<br />
Infrastrukturausbau reagieren die Verkehrsteilnehmer<br />
mit einer steigenden Verkehrsnachfrage, deren Wirkungen<br />
die volkswirtschaftlichen Nutzen einer Infrastrukturerweiterung<br />
in langfristiger Perspektive erheblich<br />
reduzieren können.<br />
– Angesichts des vergleichsweise hohen Stellenwerts<br />
von langfristigen Verkehrsprognosen für die Infrastrukturplanung<br />
der B<strong>und</strong>esregierung ist deren Zuverlässigkeit<br />
für die volkswirtschaftliche Rentabilität <strong>und</strong><br />
<strong>Umwelt</strong>verträglichkeit großer Infrastrukturprojekte<br />
von wesentlicher Bedeutung. Diskrepanzen zwischen<br />
der realen Verkehrsentwicklung <strong>und</strong> den Prognosen für<br />
die B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanung weisen auf Defizite<br />
der gegenwärtigen prognosegestützten Infrastrukturplanung<br />
hin. So darf auf Sensitivitätsanalysen <strong>und</strong> Szenariovergleiche<br />
zur adäquaten Berücksichtigung der<br />
Auswirkungen von Unsicherheiten in der Entwicklung<br />
der verkehrs- <strong>und</strong> infrastrukturpolitischen Rahmenbedingungen<br />
zukünftig nicht verzichtet werden. Auch<br />
müssen Rückkopplungen der Entwicklung volkswirtschaftlicher<br />
Rahmendaten, des Ausbaus der Infrastruktur<br />
sowie der Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln auf<br />
die Verkehrsnachfrage künftig wesentlich stärker in<br />
den Prognosemodellen Berücksichtigung finden. Weiterhin<br />
ist es erforderlich, die Transparenz bei der Wahl<br />
der Prognoseannahmen zu erhöhen <strong>und</strong> bessere Voraussetzungen<br />
für eine fachübergreifende Diskussion<br />
von Prognoseverfahren <strong>und</strong> -ergebnissen zu schaffen.<br />
Wettbewerb. Sie verbessern den individuellen Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt <strong>und</strong> erweitern die Konsum- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten<br />
der privaten Haushalte. Damit sind private<br />
<strong>und</strong> gewerbliche Verkehrsaktivitäten ein entscheidender<br />
Produktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumsfaktor (BAUM<br />
<strong>und</strong> KORTE, 2001, S. 23). Gleichzeitig verursacht der<br />
Personen- <strong>und</strong> Gütertransport vielschichtige Beeinträchtigungen<br />
der <strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Lebensqualität (Kap. 2).<br />
77. Die private <strong>und</strong> öffentliche Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen<br />
wies in den vergangenen vier Jahrzehnten<br />
sowohl im Bereich des Personenverkehrs als auch im Bereich<br />
des Gütertransports hohe Zuwachsraten auf. Die Ver-<br />
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