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Umwelt und Straßenverkehr

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einer höheren Sicherheit der Fahrzeuge (Swedish National<br />

Road Administration, o. J.).<br />

Großbritannien<br />

240. In Großbritannien wurde ebenfalls schon sehr früh<br />

damit begonnen, die Sicherheit auf den Straßen zu verbessern,<br />

oftmals bevor dieselben Maßnahmen in anderen<br />

Ländern etabliert wurden. Ein Beispiel ist die Einführung<br />

eines Sicherheitsaudits für Autobahnen <strong>und</strong> Fernstraßen<br />

im Jahre 1991 (KOORNSTRA et al., 2002). Ähnliches<br />

wird in anderen Ländern diskutiert oder ist inzwischen<br />

Praxis. Die aktuelle Verkehrssicherheitsstrategie „Tomorrow`s<br />

Roads – Safer for Everyone“ der britischen Regierung<br />

wurde im Jahre 2000 veröffentlicht (Department for<br />

Transport, 2000; RACIOPPI et al., 2004). In dieser Strategie<br />

wurden konkrete Ziele, wie eine 40prozentige Reduktion<br />

der Anzahl der im <strong>Straßenverkehr</strong> tödlich Verunglückten<br />

<strong>und</strong> Schwerverletzten (für Kinder eine<br />

Reduktion der Anzahl um 50 Prozent) bis ins Jahr 2010<br />

im Vergleich zum Durchschnitt aus den Jahren 1994 bis<br />

1998, festgelegt. Die Strategie einschließlich deren Ziele<br />

werden alle drei Jahre evaluiert, um neue Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Technologien berücksichtigen zu können. In der Planung<br />

wird ein Zielgruppenansatz verfolgt, in dem spezifische<br />

Maßnahmen für die identifizierten Problemgruppen<br />

vorgesehen sind. So lauten die zehn Themen des Programms,<br />

die jeweils eine Strategie mit dazugehörigem<br />

Aktionsplan <strong>und</strong> zeitlichen Vorgaben für deren Umsetzung<br />

beinhalten, wie folgt:<br />

– Sicherheit von Kindern,<br />

– sichere Fahrer – Schulung <strong>und</strong> Kontrolle,<br />

– sichere Fahrer – Alkohol, sonstige Drogen <strong>und</strong> Müdigkeit,<br />

– sichere Infrastruktur,<br />

– sichere Geschwindigkeit,<br />

– sichere Fahrzeuge <strong>und</strong> Motorräder,<br />

– Sicherheit für Fußgänger, Fahrradfahrer <strong>und</strong> Reiter sowie<br />

– bessere Durchsetzung von <strong>Straßenverkehr</strong>sregeln <strong>und</strong><br />

Informationskampagnen für die sichere Straßenbenutzung.<br />

Die einzelnen Aktionspläne sind entsprechend der Zielgruppen<br />

beziehungsweise des Zieles spezifisch ausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> zum Teil noch nach Unterzielgruppen – wie<br />

bspw. Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkindern in der Gruppe der<br />

Kinder – ausdifferenziert. Die vorgesehenen Maßnahmen<br />

sind sehr breit gefächert <strong>und</strong> reichen von Schulung <strong>und</strong><br />

Aufklärung über Ahndung von Fehlverhalten, Verbesserung<br />

der Infrastruktur, Einrichtung von verkehrsberuhigten<br />

Zonen bis zu technischen Maßnahmen an den Fahrzeugen,<br />

wobei alle betroffenen Akteure vom Nutzer über<br />

die Polizei bis hin zum Straßenplaner mit einbezogen<br />

werden sollen.<br />

Verkehrssicherheitsstrategien<br />

Niederlande<br />

241. In den Niederlanden erfolgte bereits Anfang der<br />

1970er-Jahre eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen<br />

der Verkehrssicherheit (KOORNSTRA et al., 2002).<br />

Trotz oder gerade wegen der anfänglichen Erfolge in der<br />

Verkehrssicherheitsarbeit mit einer jährlichen Minderung<br />

der Verkehrsopferzahlen von bis zu 9,2 Prozent, wurde<br />

1983 der erste nationale <strong>Straßenverkehr</strong>ssicherheitsplan<br />

verabschiedet. Darauf aufbauend wurde eine längerfristige<br />

Planung zur Sicherheit im <strong>Straßenverkehr</strong> erarbeitet,<br />

in der zum ersten Mal ein konkretes Reduktionsziel von<br />

25 Prozent weniger Getöteten <strong>und</strong> Verletzten für den<br />

Zeitraum von 1985 bis 2000 festgelegt wurde. Ergänzend<br />

dazu wurde 1990 ein weiterführendes Ziel mit einer Reduktion<br />

der Anzahl der tödlich Verunglückten bzw. der<br />

Verletzten um 50 Prozent beziehungsweise 40 Prozent bis<br />

zum Jahr 2010 festgesetzt. Die Evaluation der Verkehrssicherheitspläne<br />

zeigte bereits Anfang der 1990er-Jahre,<br />

dass die genannten Ziele mit der damaligen Verkehrspolitik<br />

nicht erreichbar waren <strong>und</strong> es wurde unter der Federführung<br />

des SWOV (Institute for road safety research)<br />

eine neues Konzept für eine „Nachhaltige Sicherheit im<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>“ erarbeitet (SWOV, 1997). Intention der<br />

nachhaltigen Verkehrssicherheitsstrategie ist die Schaffung<br />

einer <strong>Straßenverkehr</strong>sinfrastruktur, die an die begrenzten<br />

Kapazitäten der Menschen angepasst ist. Dies<br />

soll in Form von sicheren Straßen <strong>und</strong> einer technischen<br />

Ausstattung der Fahrzeuge, die maximalen Schutz der Insassen<br />

gewährleistet, erreicht werden. Ziel ist es, die Aufgaben<br />

der Fahrzeuglenker zu vereinfachen <strong>und</strong> den Straßenbenutzer<br />

so gut wie möglich zu schulen <strong>und</strong> zu<br />

informieren, um ihn somit von unerwünschten <strong>und</strong> gefährlichen<br />

Handlungen abzuhalten.<br />

Der Schlüssel zur Zielerreichung eines nachhaltig sicheren<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>ssystems liegt in der systematischen<br />

<strong>und</strong> konsistenten Anwendung von drei Sicherheitsprinzipien:<br />

– eine möglichst „funktionale“ Straßennetznutzung, in<br />

der nicht vorgesehene Nutzungen der Straßen unterb<strong>und</strong>en<br />

werden,<br />

– ein homogener Verkehr, in dem die Geschwindigkeits-,<br />

Massen- <strong>und</strong> Richtungsunterschiede zwischen den<br />

Fahrzeugen möglichst gering sind,<br />

– eine einsehbare Straßennutzung, in der Unsicherheiten<br />

im <strong>Straßenverkehr</strong> durch eine verbesserte Übersichtlichkeit<br />

im Straßenverlauf <strong>und</strong> eine gute Vorhersehbarkeit<br />

des Verhaltens anderer <strong>Straßenverkehr</strong>steilnehmer<br />

minimiert werden.<br />

Der Einstieg in die Schaffung eines nachhaltigen Verkehrssystems<br />

erfolgte über ein so genanntes Start-up-Programm,<br />

welches die erforderlichen Voraussetzungen<br />

schaffen sollte (SWOV, 1997). Im Zentrum dieses Programms<br />

stand die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur<br />

an die höheren Sicherheitsstandards. Folgende Maßnahmen<br />

waren innerhalb dieses Programms vorgesehen:<br />

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