Umwelt und Straßenverkehr
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n o c h Tabelle 2-10<br />
Flora/Fauna – Tierverluste durch Straßentod<br />
(zum Teil auch infolge Lockwirkung: „Falleneffekt“)<br />
– Unruhewirkung, Verlust von Rückzugsräumen<br />
– Habitatverkleinerung <strong>und</strong> -verluste; zum Teil auch Neuschaffung<br />
– Veränderung des Nahrungsangebotes (z. B. infolge von nächtlichen Kaltluftseen verringertes<br />
Nahrungsangebot für Fledermäuse)<br />
– Barriereeffekt<br />
– Blockierung von Ausbreitungswegen, Verhinderung von Wiederbesiedlungen<br />
– Trennung <strong>und</strong> Isolation von Teilhabitaten, Zerteilung von Populationen<br />
– Unterbrechung der Metapopulationsdynamik, genetische Isolation, Inzuchteffekte, Abbruch<br />
evolutionärer Entwicklungseffekte<br />
– Unterschreitung von Minimalarealen, Artenverluste<br />
– Ausbreitungsbänder, Eindringen neuer Arten, zum Teil als Infektionswege<br />
– Verringerte Wirksamkeit natürlicher Feinde von Schädlingen in der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
(d. h. Erschwerung der biologischen Schädlingsbekämpfung)<br />
Landschaftsbild – Verlärmung, optische Reize<br />
– „Verstraßung“, „Vermastung“ <strong>und</strong> „Verdrahtung“ der Landschaft<br />
– Gegensätze <strong>und</strong> Brüche; aber zum Teil auch Belebung der Landschaft (z. B. durch<br />
Alleen)<br />
Folgen für die<br />
Landnutzung<br />
Quelle: JAEGER, 2001, S. 252, verändert<br />
Vor allem Veränderungen des Wasserhaushalts, des<br />
Kleinklimas <strong>und</strong> indirekte Wirkungen störte Bewegung<br />
der Erholungssuchenden im Raum noch möglich ist.<br />
Im Folgenden werden die Wirkungen der Zerschneidung<br />
speziell auf die Biodiversität näher beleuchtet.<br />
Wirkung der Zerschneidung <strong>und</strong> Verinselung durch<br />
Verkehrsbauwerke auf die Biodiversität<br />
42. Die Zerschneidung <strong>und</strong> Verinselung der Landschaft<br />
durch Infrastrukturanlagen wie Straßen <strong>und</strong> Bahnlinien<br />
ist neben der direkten Zerstörung <strong>und</strong> mechanischen<br />
Schädigung des Lebensraumes eine der verkehrsbedingten<br />
Hauptursachen für den Arten- <strong>und</strong> Lebensraumschw<strong>und</strong><br />
(SRU, 2002b, Tz. 6, 55, 59; BfN, 2002). Der Erhalt<br />
der Biodiversität (genetische Vielfalt, Arten- <strong>und</strong><br />
Ökosystemvielfalt; vgl. SRU 2004, Tz. 101) beruht auf<br />
langfristig überlebensfähigen Populationen von Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten (statt vieler ROSENTHAL, 2003). Eine allmähliche<br />
genetische Verarmung von isolierten <strong>und</strong> verkleinerten<br />
Populationen kann das Aussterberisiko für eine<br />
Art erhöhen (LIENERT, 2004; ROSENTHAL, 2003;<br />
OOSTERMEIJER, 2000; MATTHIES, 2000). Ziele des<br />
Artenschutzes bestehen daher in der Erhaltung<br />
– innerartlicher genetischer Vielfalt <strong>und</strong> deren räumlicher<br />
Struktur (die genetische Raumstruktur einer<br />
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Auswirkungen des <strong>Straßenverkehr</strong>s auf Mensch <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
Problemfeld Folgewirkungen von linienhaften technischen Infrastrukturanlagen<br />
– Folgen der Erschließung durch Straßen (z. B. Verkehrszunahme, erhöhter Siedlungs- <strong>und</strong><br />
Mobilitätsdruck)<br />
– Flurbereinigung (vor allem Zweckflurbereinigung)<br />
– Qualitätsveränderungen des Erntegutes entlang von Straßen<br />
– Verlärmung, Verkleinerung <strong>und</strong> Zerteilung von Erholungsgebieten<br />
Population oder Art ist Ausdruck der räumlichen Verteilung<br />
der genetischen Diversität in der Landschaft),<br />
– des adäquaten Genaustausches zwischen Populationen<br />
<strong>und</strong><br />
– der natürlichen oder naturnahen Selektionsbedingungen<br />
(ROSENTHAL, 2003).<br />
Die Erreichung aller genannten Ziele wird durch die Zerschneidung<br />
der Landschaft behindert. Der notwendige<br />
Flächenbedarf für eine (Tier-)Population ist art- <strong>und</strong><br />
situationsabhängig <strong>und</strong> setzt sich aus dem Raumbedarf<br />
der Reproduktionseinheit <strong>und</strong> der Größe der überlebensfähigen<br />
Population zusammen (HOVESTADT et al.,<br />
1991; BLAB, 1993). Durch Flächenfragmentierung<br />
kommt es zu einer genetischen Isolation <strong>und</strong> damit zu einer<br />
veränderten genetische Variabilität innerhalb einer<br />
Population. Die genetische Variabilität ist aber entscheidend<br />
für die Fähigkeit der Population, sich an veränderte<br />
<strong>Umwelt</strong>bedingungen anzupassen bzw. zu überleben.<br />
43. Mit zunehmender Habitatverkleinerung ist außerdem<br />
eine Veränderung der Habitateigenschaften verb<strong>und</strong>en,<br />
da von außen verstärkt habitatfremde <strong>und</strong> anthropogene<br />
<strong>Umwelt</strong>einflüsse wirksam werden (HOVESTADT<br />
et al., 1991; JAEGER, 2001). Beispielsweise ist für Pflanzen<br />
in Waldinseln ein Randeffekt bis zu 15 m (RANNEY<br />
et al., 1981) <strong>und</strong> für Arthropoden bis zu 40 m (MADER,<br />
1979) nachweisbar. Diese so genannten Randeffekte