Umwelt und Straßenverkehr
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längerfristig auf 20 µg/m 3 abzusenken (SRU, 2004,<br />
Tz. 547; KRdL im VDI <strong>und</strong> DIN, 2003b).<br />
20. Neben den Stickstoffoxiden gehören die flüchtigen<br />
organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) zu<br />
den Vorläufersubstanzen für bodennahes Ozon. Der Verkehr<br />
ist mit einem Anteil von 11 Prozent die zweitwichtigste<br />
Quelle für NMVOC (Tab. 2-4). Bisher wenig beachtete<br />
Emissionsquellen sind der ruhende Verkehr <strong>und</strong><br />
die Betankung der Fahrzeuge. Diese Quellen verursachen<br />
eine Vielzahl von flüchtigen Kohlenwasserstoffen, die<br />
immerhin etwa 12 Prozent der vom Verkehr freigesetzten<br />
NMVOC ausmachen (UBA, 2002a).<br />
Ozon, das direkt auf den Menschen einwirkt, stammt zum<br />
großen Teil aus chemischen Reaktionen, die in Bodennähe<br />
ablaufen. An der Ozonbildung, aber auch am Ozonabbau,<br />
sind Stickstoffoxide (s. a. Tz. 18), UV-Strahlung,<br />
Kohlenwasserstoffe <strong>und</strong> andere Komponenten beteiligt.<br />
In der <strong>Umwelt</strong> kommt Ozon immer in Kombination mit<br />
anderen Photooxidantien (z. B. Peroxyacetylnitrat) sowie<br />
Stickstoffoxiden, Schwefelsäureaerosolen <strong>und</strong> Staubpartikeln<br />
vor. Aufgr<strong>und</strong> seiner oxidierenden Eigenschaften<br />
ist es ein sehr starkes Reizgas, das die Schleimhäute der<br />
Augen <strong>und</strong> den gesamten Atemtrakt angreift (BOCK<br />
et al., 1998). Bei der Einatmung gelangt es infolge seiner<br />
geringen Wasserlöslichkeit bis tief in die Lunge. Ozon<br />
führt zu einer dosisabhängigen Abnahme der Lungenfunktion,<br />
zur Freisetzung zahlreicher zellulärer Mediatoren,<br />
zu Entzündungsreaktionen <strong>und</strong> Permeabilitätsveränderungen,<br />
zur Zerstörung von Mucus (Schleim) sowie zu<br />
einer Hyperreagibilität gegenüber Substanzen mit Bronchien<br />
verengender (bronchokonstriktorischer) Wirkung<br />
(s. a. SRU, 1994, Tz. 235-241). Eine leichte, reversible<br />
Einschränkung der Lungenfunktion, Entzündungsreaktionen<br />
sowie bronchiale Hyperreagibilität wurde bei ges<strong>und</strong>en<br />
Versuchspersonen noch bei der geringsten Testkonzentration<br />
von 160 µg/m3 Ozon bei 6,6 St<strong>und</strong>en<br />
Exposition festgestellt. Es ist nicht möglich, einen<br />
Schwellenwert für die Ozonbelastung wirkungsseitig abzuleiten<br />
(SCHNEIDER <strong>und</strong> KRZYZANOWSKI, 2004).<br />
Die Ozonwirkungen sind von der Konzentration, der Expositionsdauer<br />
<strong>und</strong> dem Atemvolumen abhängig. Etwa<br />
10 bis 15 Prozent der Bevölkerung zeigen eine besondere<br />
Empfindlichkeit gegenüber Ozon, Raucher <strong>und</strong> ältere<br />
Menschen sind dagegen weniger sensitiv, was auf eine<br />
Anpassung des Atemwegsepithels hinweist.<br />
In Langzeitexpositionsexperimenten wurden bei Tieren<br />
im Übergangsbereich von Bronchiolen <strong>und</strong> Alveolen Veränderungen<br />
im Gewebe (Hyperplasien, Fibrosen, Adenome<br />
etc.) <strong>und</strong> in der Zusammensetzung der Zelltypen<br />
festgestellt (BOCK et al., 1998). Außerdem wurde in vitro<br />
bei Säugerzellen eine gentoxische Wirkung nachgewiesen.<br />
Epidemiologische Studien zu Kurz- <strong>und</strong> Langzeiteffekten<br />
bestätigen einen Zusammenhang zwischen der Ozon-<br />
Konzentration <strong>und</strong> Einschränkungen der Lungenfunktion<br />
sowie Entzündungsreaktionen in der Lunge. Andere<br />
Atemwegssymptome wie zum Beispiel Asthma sind dagegen<br />
mit der Kombination mehrerer <strong>Umwelt</strong>schadstoffe,<br />
die zusammen mit Ozon auftreten (wie zum Beispiel<br />
44<br />
Auswirkungen des <strong>Straßenverkehr</strong>s auf Mensch <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
NO 2, SO 2 <strong>und</strong> Partikeln) assoziiert. Dies spricht für ein<br />
Zusammenwirken verschiedener <strong>Umwelt</strong>komponenten<br />
bei der Entwicklung von chronischen Atemwegserkrankungen<br />
<strong>und</strong> bei der festgestellten erhöhten Mortalität bei<br />
so genannten Sommersmog-Situationen (BOCK et al.,<br />
1998).<br />
21. Zu den neuen verkehrsbedingten Luftschadstoffen<br />
zählen die Edelmetalle (Platin, Palladium, Rhodium).<br />
Diese Platingruppenelemente werden als katalytisch<br />
wirksame Metalle in Autoabgaskatalysatoren eingesetzt,<br />
um die Emissionen von NMVOC, CO <strong>und</strong> NO x zu mindern.<br />
Thermische <strong>und</strong> mechanische Belastungen tragen<br />
zur Emission geringer Mengen der eingesetzten Platingruppenelemente<br />
bei. Seit der Einführung des Katalysators<br />
konnten ansteigende Immissionen von Platin, Palladium<br />
<strong>und</strong> Rhodium beobachtet werden. Die in der Luft<br />
gemessenen Edelmetallkonzentrationen sind sehr gering.<br />
Über die Wirkung von Platin gibt es bisher nur Erkenntnisse<br />
aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen, aus denen<br />
auf ein derzeit bestehendes Risiko für die Bevölkerung<br />
nicht rückgeschlossen werden kann. Aufgr<strong>und</strong> von<br />
Epikutantestungen wurden Palladiumchlorid <strong>und</strong> bioverfügbare<br />
Palladium(II)-Verbindungen als hautsensibilisierend<br />
eingestuft (s. a. KRÄNKE et al., 1995). In arbeitsmedizinischen<br />
Untersuchungen konnte hingegen für<br />
metallisches Palladium weder eine Aufnahme noch eine<br />
hautreizende <strong>und</strong> sensibilisierende Wirkung nachgewiesen<br />
werden. Für die Bewertung einer möglichen atemwegsensibilisierenden<br />
Wirkung von Palladiumpartikeln<br />
liegen derzeit noch keine ausreichenden Daten vor<br />
(KIELHORN, 2002; ABBAS et al., 2002). Bisher durchgeführte<br />
Berechnungen für Palladium-Expositionen zeigen<br />
eine im Vergleich mit anderen Expositionswegen sehr<br />
geringe Stoffaufnahme über die Luft. Nach dem derzeitigen<br />
Erkenntnisstand kann man davon ausgehen, dass von<br />
dieser Luftverunreinigung allein kein Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />
für die Bevölkerung ausgeht (SRU, 2004, Tz. 1166 ff.).<br />
Es muss allerdings auf den unzureichenden Kenntnisstand<br />
über diese Schadstoffbelastung hingewiesen werden.<br />
2.1.3 Lärm<br />
22. In den Umfragen des <strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamtes (UBA)<br />
zur Belästigung durch Verkehrslärm wird der <strong>Straßenverkehr</strong>slärm<br />
– seiner ubiquitären Verbreitung entsprechend<br />
– am häufigsten genannt, gefolgt vom Luft- <strong>und</strong><br />
vom Schienenverkehrslärm (UBA, 2004a; 2000). Nachweislich<br />
ist der Anteil der Bevölkerung, der sich durch<br />
den Lärm belästigt fühlt, immer noch sehr hoch (UBA,<br />
2004a).<br />
Akute <strong>und</strong> chronische Belastungen durch Verkehrslärm<br />
können zu Schlafstörungen führen, die autonome Funktionssteuerungen<br />
(der willkürlichen Kontrolle entzogene<br />
Steuerung, die über das vegetative Nervensystem erfolgt)<br />
modifizieren <strong>und</strong> letztlich einen Risikofaktor für Erkrankungen<br />
zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems darstellen<br />
(s. Tz. 29). Die physiologisch orientierte Lärmwirkungsforschung<br />
konzentriert sich auch auf Überprüfung<br />
eines Zusammenhangs zwischen veränderten vegetativ-