Umwelt und Straßenverkehr
Umwelt und Straßenverkehr
Umwelt und Straßenverkehr
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
582. Die Attraktivität des Innenstadtbereichs, der vornehmlich<br />
zu Einkaufs- <strong>und</strong> Freizeitzwecken aufgesucht<br />
wird (MONHEIM, 1997), ist neben anderen Faktoren<br />
auch von der Erreichbarkeit mit dem Auto <strong>und</strong> den Parkmöglichkeiten<br />
abhängig (DSSV, 2000). Ohne Zweifel ist<br />
für bestimmte Einkaufsgänge das Auto ein hilfreiches<br />
Transportmittel. Dennoch werden die Vorbehalte des Einzelhandels<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungssektors, eine Einschränkung<br />
des MIV habe negative Auswirkungen auf die Geschäftssituation,<br />
durch Erfahrungen aus mehreren Städten<br />
abgeschwächt (MONHEIM, 1997). Öffentliche Verkehrsmittel<br />
sowie das Radfahren <strong>und</strong> Zufußgehen nehmen für<br />
den Besuch der Innenstadt an Bedeutung zu. Beispielsweise<br />
benutzen die Besucher der Altstadt von Düsseldorf<br />
zu 54 Prozent öffentliche, <strong>und</strong> lediglich zu 32 Prozent<br />
motorisierte private Verkehrsmittel zur Anreise (RWTH<br />
Aachen, 2002). Eine restriktive Parkraumverknappung<br />
hat gegenüber einer Einschränkung des MIV durchaus<br />
ökonomische Folgewirkungen, ist aber auch unter ökologischen<br />
Gesichtspunkten bedenklich. Eine restriktive<br />
Parkraumverknappung im Innenstadtbereich führt dort<br />
zwar unweigerlich zu Verkehrsentlastung. Aber nach<br />
SMEDDINCK (1999) hat eine gänzliche Abschaffung<br />
des öffentlichen Parkraums in den Citylagen ein Ausweichen<br />
auf Einkaufszentren in den Randlagen zur Folge.<br />
Dieser Substitutionseffekt fördert flächige, individualverkehrsorientierte<br />
Strukturen in den Randlagen oder „auf<br />
der grünen Wiese“, die vom ÖPNV kaum noch wirtschaftlich<br />
zu bedienen sind (SMEDDINCK, 1999,<br />
S. 70 f.).<br />
Daher können geeignete Empfehlungen über den Grad<br />
der Verknappung nur im konkreten Einzelfall gegeben<br />
werden. Der SRU gibt aber zu bedenken, dass das initiierte<br />
Ausweichverhalten die Verkehrsentlastung in dem<br />
bewirtschafteten Stadtteil durch negative <strong>Umwelt</strong>effekte<br />
wie Zunahme des Verkehrsaufkommens oder vermehrte<br />
Flächeninanspruchnahme überkompensieren kann.<br />
583. Die öffentliche Parkraumbewirtschaftung für sich<br />
ist als Instrument zur Verlagerung des motorisierten Indi-<br />
vidualverkehrs auf den „<strong>Umwelt</strong>verb<strong>und</strong>“ Fuß-Rad-<br />
ÖPNV nicht geeignet. Die Erfahrungen mit flächenhafter<br />
Parkraumbewirtschaftung in den Innenstädten zeigen die<br />
Notwendigkeit eines Instrumenten-Mixes (Push-andpull),<br />
da bspw. der Ausbau des ÖPNV nur unzureichende<br />
Lenkungswirkung auf das Verkehrsverhalten hat <strong>und</strong><br />
durch eine Steuerung des motorisierten Individualverkehrs<br />
ergänzt werden muss (LEHMBROCK, 2000;<br />
SMEDDINCK, 1999, S. 309 ff.). Erst das Zusammenspiel<br />
mehrerer solcher „Push-and-pull“-Effekte kann eine<br />
ökologisch wünschenswerte Veränderung im Modal Split<br />
bewirken.<br />
9.4 Telematik<br />
9.4.1 Technische Potenziale der<br />
Verkehrstelematik<br />
Wirkungen telematischer Systemlösungen<br />
584. Telematik ist ein Sammelbegriff für verschiedenste<br />
Systemlösungen, die auf Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />
(IuK-Technologien) beruhen. In diesem<br />
Kapitel werden ausschließlich verkehrstelematische<br />
Anwendungen betrachtet, die den Verkehr direkt beeinflussen<br />
oder die technischen Voraussetzungen für andere<br />
verkehrliche Maßnahmen schaffen, nicht jedoch Telearbeit,<br />
Teleshopping etc. (Tz. 225 ff.).<br />
Der Einsatz von Verkehrstelematik hat hauptsächlich zum<br />
Ziel, die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur<br />
durch eine zeitlich <strong>und</strong> räumlich verbesserte Verteilung<br />
des Verkehrs sowie durch Verkehrsvermeidung zu erhöhen<br />
(KÄMPF et al., 2000). Ein Verkehrsmanagementsystem<br />
könnte sowohl gleichartige als auch verschiedene<br />
Verkehrsträger vernetzen (intra- <strong>und</strong> intermodale Vernetzung)<br />
(ZACKOR et al., 2003). Tabelle 9-10 zeigt verschiedene<br />
Telematikanwendungen mit ihren verkehrlichen<br />
Wirkungen.<br />
Über die effiziente Gestaltung des Verkehrs hinaus soll<br />
die Anwendung von Telematikdiensten die Verkehrssicherheit<br />
erhöhen <strong>und</strong> die vom <strong>Straßenverkehr</strong> ausgehenden<br />
<strong>Umwelt</strong>belastungen verringern.<br />
Tabelle 9-10<br />
Intramodale Verkehrsverlagerung – Optimierte Nutzung der gesamten vorhandenen Verkehrsinfrastruktur durch<br />
eine gleichmäßigere Verteilung des Verkehrs innerhalb des Netzes eines Verkehrsträgers<br />
(räumliche <strong>und</strong> zeitliche Verlagerung)<br />
Intermodale Verkehrsverlagerung – Verlagerung des Verkehrs auf umweltfre<strong>und</strong>lichere Verkehrsträger durch eine<br />
multimodale Vernetzung der Verkehrsträger<br />
– Verlagerung von Transporten von Verkehrsträgern mit Kapazitätsengpässen<br />
auf Verkehrsträger mit Kapazitätsreserven<br />
Intramodale Reduktion der<br />
Verkehrsleistungen<br />
Ökonomische Instrumente<br />
– Reduktion der Fahrleistungen (z. B. durch bessere Auslastung der Verkehrsmittel)<br />
– Reduktion der Fahrtentfernungsweiten (z. B. durch Vermeidung von Suchverkehr)<br />
SRU/SG2005/Tab. 9-10; Datenquelle: Systematik nach HALBRITTER et al., 1999<br />
269