Umwelt und Straßenverkehr
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(s. Abschn. 2.2.2). Wesentlicher Bestandteil einer zukünftigen<br />
SUP für Verkehrsplanungen auf B<strong>und</strong>esebene sollte<br />
daher die Darstellung von Zerschneidungswirkungen sowie<br />
geeigneter Kompensationsmaßnahmen sein. Bisher<br />
werden Beeinträchtigungen durch Barrierewirkung <strong>und</strong><br />
Isolation nur unzureichend bei der Planung <strong>und</strong> bei der<br />
Umsetzung von Straßenbauvorhaben berücksichtigt. Ursache<br />
hierfür ist unter anderem, dass bisher nur ungenügende<br />
Planungsgr<strong>und</strong>lagen zur Einschätzung der Zerschneidungswirkung<br />
verfügbar sind. Hinweise zum<br />
Schutz von Räumen vor Zerschneidung auf B<strong>und</strong>esebene<br />
waren b<strong>und</strong>esweit bisher lediglich der Karte der unzerschnittenen<br />
verkehrsarmen Räume (GLAWAK, 2001)<br />
<strong>und</strong> den bestehenden Schutzgebietsausweisungen (z. B.<br />
FFH-Gebiete, EU-Vogelschutzgebiete) zu entnehmen.<br />
Der SRU wiederholt <strong>und</strong> bekräftigt deshalb seine Empfehlung<br />
(SRU, 2002, Tz. 59), in der B<strong>und</strong>esverkehrsnetzplanung<br />
unzerschnittene verkehrsarme Räume ab einer<br />
Flächengröße von 100 km 2 prioritär zu schützen (s. a.<br />
Abschn. 5.5.2.2). Darüber hinausgehend ist zu erwägen,<br />
dass die Zerschneidungswirkung einer Straße nicht erst<br />
ab einer Kfz-Nutzung von 1000 Kfz/Tag beginnt. Insbesondere<br />
bei Betrachtungen auf Länderebene sollte deshalb<br />
eine weitergehende Differenzierung der unzerschnittenen<br />
verkehrsarmen Räume (vgl. PENN-BRESSEL,<br />
2005; SCHUPP, 2005) vorgenommen werden, wie dies in<br />
einigen Länden bereits praktiziert wird. Als Gr<strong>und</strong>lage<br />
kann dabei die Methode der effektiven Maschenweite zur<br />
Beurteilung des Ausmaßes der Landschaftszerschneidung<br />
(JAEGER, 2004; ESSWEIN et al., 2003) dienen.<br />
Ferner wurde inzwischen im Auftrag des B<strong>und</strong>esamtes<br />
für Naturschutz (BfN) in einer Initiativskizze ein Grobkonzept<br />
der für einen nationalen Biotopverb<strong>und</strong> relevanten<br />
Verbindungskorridore (Lebensraumkorridore für<br />
Mensch <strong>und</strong> Natur) erarbeitet (RECK et al., 2004). Lebensraumkorridore<br />
sollen danach zwischen 400 <strong>und</strong><br />
4 000 m breit sein <strong>und</strong> – analog dem niederländischen<br />
Entschneidungsprogramm – der Stabilisierung <strong>und</strong> Wiederausbreitung<br />
bzw. Arealsicherung schutzbedürftiger<br />
Arten sowie der naturgeb<strong>und</strong>enen Erholung dienen. Das<br />
Grobkonzept zeigt, in welchen Bereichen aus B<strong>und</strong>essicht<br />
bedeutsame Vernetzungsbeziehungen erhalten oder<br />
wieder hergestellt werden müssen. Das heißt, die skizzierten<br />
Lebensraumkorridore sollten als Entwicklungsbereiche<br />
(Freihalteräume) betrachtet werde. Konzept <strong>und</strong><br />
Karte sollten zukünftig kontinuierlich <strong>und</strong> großmaßstäbig<br />
weiterentwickelt werden. Dazu ist auch eine kohärente,<br />
alle relevanten Anspruchstypen repräsentierende Zielartenauswahl<br />
(<strong>und</strong> -analyse) notwendig. Anhand dieser<br />
Analyse <strong>und</strong> Auswahl können die ökologischen Anforderungen<br />
an die Lebensraumkorridore genauer <strong>und</strong> prüfbarer<br />
bestimmt <strong>und</strong> abgestuft für die weiteren Planungsebenen<br />
präzisiert werden. Eine erste, noch auf einer<br />
schwachen empirischen Basis beruhende Einschätzung<br />
der Bedeutung überregionaler Lebensraumkorridore für<br />
verschiedene Anspruchstypen, die auch Querungshilfen<br />
enthalten können, kann Tabelle 8-5 entnommen werden.<br />
Die Tabelle zeigt unter anderem, dass Lebensraumkorridore<br />
auch für die ungerichtete Ausbreitung <strong>und</strong> den Austausch<br />
zwischen Teilpopulationen von Metapopulationen<br />
214<br />
Maßnahmen in der Verkehrswege- <strong>und</strong> Raumplanung<br />
vieler Arten eine hohe Bedeutung haben. Mit Lebensraumkorridoren<br />
kann die bislang oft unterbewertete Transportfunktion<br />
vieler Säugetierarten, z. B. für Pflanzen, erhalten<br />
werden. Ebenso tragen Lebensraumkorridore dazu<br />
bei, dass Säuger durch ihre vielfältigen Verhaltensweisen<br />
Landschaft gestalten können <strong>und</strong> damit ein Mosaik von<br />
Lebensräumen erzeugen können, auf die ihrerseits andere<br />
Arten in ihrem Lebenszyklus angewiesen sind.<br />
Lebensraumkorridore bestehen in Anlehnung an das<br />
Konzept des gesamteuropäischen ökologischen Netzwerks<br />
(Pan European Ecological Network (PEEN),<br />
s. COE, 1999) aus einer Kombination von Landschaftskorridoren,<br />
Trittsteinen <strong>und</strong> zusätzlichen schmalen Verb<strong>und</strong>elementen<br />
(v. a. an technischen Barrieren) (RECK<br />
et al., 2004, S. 7). Das vorläufige Lebensraumkorridorkonzept<br />
beruht weit gehend auf den Biotopverb<strong>und</strong>planungen<br />
der B<strong>und</strong>esländer, auf Expertenkonzepten für verschiedene<br />
Anspruchstypen <strong>und</strong> auf b<strong>und</strong>esweiten GIS-<br />
Modellierungen zur Identifikation potenzieller Korridore<br />
für große Wirbeltiere, wie zum Beispiel für den Luchs.<br />
In einem weiteren F&E-Vorhaben des B<strong>und</strong>esamtes für<br />
Naturschutz werden derzeit die Anforderungen des<br />
§ 3 BNatschG zum Biotopverb<strong>und</strong> räumlich präzisiert.<br />
Das Vorhaben wird mit den B<strong>und</strong>esländern abgestimmt<br />
<strong>und</strong> die Biotopverb<strong>und</strong>konzepte der Nachbarstaaten werden<br />
grenzübergreifend mit dem Ziel integriert, einen<br />
europäischen Biotopverb<strong>und</strong> im Rahmen des PEEN zu<br />
etablieren. Methodisch baut das neue Konzept auf den<br />
Kriterien auf, die der Arbeitskreis „Länderübergreifender<br />
Biotopverb<strong>und</strong>“ der Länderfachbehörden für Naturschutz<br />
<strong>und</strong> des BfN für eine Gruppe ausgewählter, auf einen<br />
b<strong>und</strong>esländerübergreifenden Biotopverb<strong>und</strong> angewiesener<br />
Arten erarbeitet hat (BURKHARDT et al., 2003). Dabei<br />
wird auch eine Zielartenauswahl vorgeschlagen.<br />
Diese Auswahl greift allerdings noch zu kurz. Zu viele<br />
aus europäischer <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweiter Sicht besonders<br />
schutzwürdige Arten bleiben darin unberücksichtigt. Daher<br />
erscheint es angezeigt, den Biotopverb<strong>und</strong> frühzeitig<br />
um ein integriertes B<strong>und</strong>eslandschaftskonzept (siehe<br />
hierzu auch SRU, 2002, Tz. 273 f.) zu ergänzen, damit<br />
auch die national <strong>und</strong> international bedeutenden Arten(-gruppen)<br />
<strong>und</strong> Lebensräume (insbesondere FFH-Arten<br />
<strong>und</strong> Lebensräume), die nicht auf einen länderübergreifenden<br />
Verb<strong>und</strong> der Lebensräume angewiesen sind,<br />
sowie weitere Funktionen des Naturhaushaltes <strong>und</strong> der<br />
Erholung vollständig auf B<strong>und</strong>esebene repräsentiert sind<br />
<strong>und</strong> in Verkehrsplanungen berücksichtigt werden können.<br />
428. Nur für einen Teil der empfindlichen Arten können<br />
Querungshilfen tatsächlich eine angemessene Kompensation<br />
der Lebensraumzerschneidung bewirken. Deshalb<br />
muss die eindeutige Priorität auf der Vermeidung weiterer<br />
Zerschneidungen liegen. Die b<strong>und</strong>esweiten Lebensraumkorridore<br />
sowie die bereits bestehenden landesweiten<br />
Biotopverb<strong>und</strong>planungen sollten daher zukünftig in jeder<br />
<strong>Straßenverkehr</strong>splanung angemessen berücksichtigt werden.<br />
Hierzu sollte eine weitere Zerschneidung insbesondere<br />
der b<strong>und</strong>esweit bedeutsamen Lebensraumkorridore<br />
möglichst vollkommen vermieden werden. Ist dies aus<br />
gewichtigen Gründen nicht möglich, so sollten die