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interpretatio latina - Notes du mont Royal

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APPENDIX. 695<br />

„Strofenbau. Hier mufs die rfaytfamische Rteeenperiode, um in Verstandnifs und Ge-<br />

„fuhl einzugehn, nicht nur das Ohr mit den kraftigsten Tonen des scharfgemessenen<br />

„Chorgesangs, sondern zugleicfa das Auge mit des prachtvollen Reigens taktmafsigen<br />

,,Tanzbewegungen ansprechen. Ein Entrazeler des alten Kunstwerkes mufs <strong>du</strong>rcfa<br />

„die _ ewigen Elemente des Zeitverhaltes sich hinaufurbeiten zum Hochsten, wa»<br />

„rhythruische Kunst vermag; mit kundigem Geist und regsamer Fantasie mufs er,<br />

„als war* es in Olympia, horchen und schaun; sein innerer Sinn mufs, gleich dem<br />

„Musiker und dem Tanzmcister, Ungehortes und Ungesehenes vom Blatte lesen.<br />

„Einer Chorstrofe rhythmischer Satz ist ahnlich einem Tanzstiicke von drei<br />

„oder vier Theilen: jeder vorangehende Theil schliefst unvollkommen, der letzte en-<br />

„diget iu dem Grundton. Fast eben so wird die grofse rhythmische Periode in Kola<br />

„getheilt <strong>du</strong>rch bestimmte Schlufsfalle, da die ersten nur Halt macfaen, und der letzte<br />

„ausgeht. Die kleine Strofe der Lyriker hat Kola von einem Verse, die grofse<br />

„Chorstrofe von mehreren. Wiederum hat ein rhythmisches Kolon dort, so kurz<br />

„es auch ist, gewohnlich zwei Kommata, in welche ein Abschnitt den Vers zerlegt;<br />

„wogegen das lange Kolon der Chorstrofe naturlich mefarere, <strong>du</strong>rcb Abschnitte trenn-<br />

„bare Kommata von ganzen Versen umfassen mufs.<br />

,,Tn den lyrischen Strophen, wie Horaz sie bildete, sind die Abschnitte so ein-<br />

„f6rmig, dafs man die Kommata, etwa fiir ein lilliputiscb.es Format, in besondere<br />

„Zeilen absetzen konnte: Iam satis terris I nivis atque dirae —; Dissolve frigus, | li-<br />

„gna super foco — ; Nullam, Vare, sacra | vite prius | severis arborem. Selten wurde<br />

„<strong>du</strong>rch solche gleichformige Absetzung ein Wort gebrochen: Mercuri, facun|de<br />

„nepos Atlantis —; Arcanique fides | prodiga per| lucidior vitro. Selten auch se-<br />

„hen wir ein Komma in ein anderes, des namlicfaen oder des nachsten Kolons, sanft<br />

„iiberfliefsen: Dum longus inter | saeviat Ilion —; Aurum inrepertum, et | sic me-<br />

„lius situm —; Labitur xipa, | Iove non probante, u||xorius amnis —; Grosphe,<br />

„non gemmis { neque purpura ve||nale, nec auro —; Te greges centum | Siculaequ»<br />

„circum || mngiunt vaccae; | tibi tollit hinni || tum apta quadrigis —; Evincet ul-<br />

„mos; tum violaria, et || Myrtus, et omnis —. Die aolischen Lyriker, weifs man,<br />

„<strong>du</strong>rften haufiger iiber die Ruhepunkte der Regel fainwegscfaweben, als Horaz voi<br />

„seinem, noch auf Bave faorchenden Zeitalter sich getraute.<br />

„Was hier in des Einzelgesangs kleiner Strofe, das ungefahr geschah auch in<br />

„in der grofseren des Chorreigens. Ihre langen, nicfat aus Halbversen, sondern au»<br />

„ganzen, oft mehreren, bestehenden Kommata beobachteten bald den gewohnlicfaen<br />

vRuhepunkt, bald umspielten sie ihn frei nacfa kunstlerischem Bedarf; der Abscfanitt<br />

„konute verlegt werden, fur kraftigeren Ausdruclt, auch blofs fur reizende Mannig-<br />

„faltigkeit. Schon der gesangahnlich redende Hexameter, der regelmafsig im dritten»<br />

„Takt inne faalt: Arma virumque cano, | Troiae qui primus ab oris—, darf znrVer-<br />

„hutung der Einformigkeit zwiscfaen<strong>du</strong>rch in den vierten hinubergehn: Non rastro»<br />

„patietur faumus, | non vinea falcem —, noch mehr zu des Gedankens Erweiterung<br />

„und Verstarkung: Terrasque tractusque maris | caelumque profun<strong>du</strong>m. Wollte maa<br />

^,eine Reihe Hexameter fur ein schmales Format nach dem Abschnitte zertbeilen^<br />

„der erste Theil hatte bald drittehalb Takte bald viertehalb. So auch mufste maa<br />

„dem Lilliputer den saffischen Vers absetzen, am haufigsten, Iam satis terris, I nacfai<br />

„dem stehenden Abscfanitte, manchmal nacfa dem verlegten, Mercuri facunde ne-<br />

„pos, | und anders.<br />

„Eine so kleinlicbe Absetzung, zu leichterem Verstandnifs dieser Versartea

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