S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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onen konnte ich mich persönlich davon überzeugen und interessante Informationen<br />
erhalten. Die Meinungsäußerungen dieser Ex-Generale waren auch<br />
offener als die einiger sowjetischer Generalsveteranen, die vom sowjetischen<br />
Friedenskomitee zu internationalen Ost-West-Konferenzen entsandt wurden.<br />
Es war bei solchen Veranstaltungen manchmal frustrierend bis peinlich, wenn<br />
beispielsweise <strong>der</strong> sowjetische General Milstein Zahlen und Fakten zur sowjetischen<br />
Rüstung aus westlichen Quellen zitierte.<br />
Ein interessantes Gremium war auch die Gruppe Generale für den Frieden, mit<br />
<strong>der</strong> vom WRFF gute Kontakte gepflegt wurden. In ihr hatten sich Generale<br />
und Admirale außer Dienst aus Frankreich, den Nie<strong>der</strong>landen, Italien, Griechenland,<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, Polen, Portugal, Dänemark, <strong>der</strong> Türkei, Norwegen,<br />
Kanada, USA und Großbritannien zusammengefunden. Sachkundig<br />
und eingeweiht, wie sie waren, hat ihr Wort bedeutenden Einfluss auf die<br />
Friedensbewegung ausgeübt. In ihrem Memorandum anlässlich des 50. Jahrestages<br />
des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges schreiben sie: „Der Frieden<br />
lässt sich nicht mehr errüsten. Es bedarf folglich einer grundlegenden Neubewertung<br />
des militärischen Faktors <strong>der</strong> Sicherheit: Er muss durch Abrüstung<br />
auf ein ausschließlich für Verteidigungszwecke nutzbares vernünftiges Minimum<br />
reduziert und so umstrukturiert werden, dass er für einen Überraschungsangriff<br />
und an<strong>der</strong>e offensive Operationen nicht mehr taugt.“ 2 Das<br />
war eine Position, die unseren Intentionen voll entsprach.<br />
Es fällt auf, dass die DDR, die ja mit den Zielen <strong>der</strong> Gruppe übereinstimmte,<br />
nicht vertreten war. Und in <strong>der</strong> Tat, die NVA, und auch das Ministerium für<br />
Nationale Verteidigung <strong>der</strong> DDR, haben sich außerordentlich schwer getan,<br />
einen o<strong>der</strong> zwei kompetente hohe Offiziere a. D. in diese Gruppe zu delegieren.<br />
Ich kann heute noch nicht sagen, ob es Misstrauen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong><br />
sowjetischen Armeeführung waren, die sich ebenfalls quer legte.<br />
Bei <strong>der</strong> Militärakademie fiel <strong>der</strong> Wunsch nach Zusammenarbeit auf fruchtbaren<br />
Boden. Und dies vor allem deshalb, weil sich in <strong>der</strong> Militärakademie<br />
Gleichgesinnte gefunden hatten, die ihrerseits mit wissenschaftlich anspruchsvollen<br />
Arbeiten in die Friedensforschung eingriffen. Es war das Zusammenfallen<br />
von gleichgerichteten Interessen. Selbstverständlich war mir als<br />
Direktor des IPW und dann als Vorsitzen<strong>der</strong> des WRFF nicht entgangen,<br />
dass an <strong>der</strong> Militärakademie schon sehr früh begonnen worden war, und zwar<br />
vor allem von den Philosophen, theoretische Grundlagen für ein Umdenken<br />
2 Memorandum <strong>der</strong> Gruppe Generale für Frieden und Abrüstung, in: Forschung für den Frieden,<br />
Berlin, Heft IV/1989, S. 140.