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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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155<br />

lange schon schwelendes und für die Existenz <strong>der</strong> DDR maßgebliches Problem<br />

handelte. 11<br />

Die Militärakademie berührte das Problem offensichtlich zu keiner Zeit, obgleich<br />

sie die Führungskräfte <strong>der</strong> Grenztruppen ausbildete. Es wäre zu erwarten<br />

gewesen, dass man sich, vielleicht angeregt durch die sich immer wie<strong>der</strong>holenden<br />

schweren Vorkommnisse an <strong>der</strong> Grenze, die zumindest sporadisch<br />

auch durch Pressemeldungen bekannt wurden, im Wissenschaftlichen Rat<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gremien <strong>der</strong> Akademie einmal gründlich mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Offiziere <strong>der</strong> Grenztruppen beschäftigt hätte. Das hätte zwingend zu dem<br />

Ergebnis führen müssen, die militärische Komponente <strong>der</strong> Ausbildung zu<br />

verringern, die polizeiliche zu erweitern und damit gegebenenfalls die Ausbildung<br />

an die Hochschule <strong>der</strong> Deutschen Volkspolizei zu verlegen. Das nach<br />

1985 vor allem durch die Sektion Gesellschaftswissenschaften <strong>der</strong> Akademie<br />

inspirierte Umdenken in <strong>der</strong> Frage Frieden, Krieg und <strong>Streitkräfte</strong> beflügelte<br />

natürlich auch jene Kräfte in den Grenztruppen, die eine exakte Trennung<br />

<strong>der</strong> Friedens- von den Gefechtsaufgaben erreichen wollten, aber Unterstützung<br />

fanden sie damals selbst durch den Lehrstuhl Marxistisch- leninistische<br />

Philosophie nicht. Auch hier wurde die Tragweite des speziellen DDR-<br />

Problems unterschätzt, das immerhin, um das noch einmal zu wie<strong>der</strong>holen,<br />

nicht unwesentlich zum Nie<strong>der</strong>- und Untergang <strong>der</strong> DDR beitrug.<br />

Eine rechtzeitige Umunterstellung unter das Ministerium des Innern hätte,<br />

wenn sie konsequent durchgeführt worden wäre, erhebliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

an <strong>der</strong> Grenze möglich gemacht. Das kann hier nur kurz angedeutet werden.<br />

Zunächst wäre die inzwischen überflüssige Doppelfunktion, und damit die<br />

Doppelbelastung des Grenzschutzorgans, weggefallen. Das hätte Kräfte für<br />

den täglichen Grenzdienst frei gemacht. Wollte man die Grenze aber ohne<br />

Schusswaffenanwendung sichern, so bedurfte es einer größeren Dichte an<br />

Kräften, zumindest solange die Festnahme eines jeden Grenzverletzers das<br />

Ziel blieb. Die Anwendung von Gefechtsbegriffen auf den täglichen Grenzdienst<br />

wäre durchgängig entfallen. Das polizeiliche Prinzip <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit<br />

in <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Mittel hätte eine Rolle spielen können und<br />

müssen. Auf den Einsatz von Wehrpflichtigen, die teils unzureichend ausgebildet<br />

waren, hätte man verzichten können. Die immer unsinniger werdende<br />

Trennung zwischen den im Grenzgebiet (Fünf-Kilometer-Sperrzone) ohnehin<br />

handelnden Kräften <strong>der</strong> Volkspolizei und den davor (Fünfhun<strong>der</strong>t-Meter-<br />

11 Siehe Th. Hoffmann, Das letzte Kommando, Herford, 1993, S. 40; H. W. Deim, Strategisches,<br />

operatives und taktisches Denken, in: W. Jablonsky, W. Wünsche, Im Gleichschritt?<br />

Zur Geschichte <strong>der</strong> NVA, Berlin 2001, S. 139.

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