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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Diese, im Systemansatz liegenden Defizite konnten auch dann nicht mehr<br />

ausgeglichen werden, als die sozialistische Staatenwelt in den 70er und 80er<br />

Jahren nach <strong>der</strong> Einführung einer neuen Militärdoktrin begann, militärische<br />

Macht nur noch so weit zu akzeptieren, wie sie <strong>der</strong> Friedenssicherung diente.<br />

Die zu hohe ökonomische Rüstung, die aufrechterhalten wurde, um die Systemauseinan<strong>der</strong>setzung<br />

erfolgreich zu führen, wurde zunehmend kontraproduktiv.<br />

Den Westen belastete sie mehr und mehr; den Osten engte sie in seinem<br />

politischen Spielraum so ein, dass die Systemnachteile immer offener zutage<br />

traten und zu gesellschaftlichem Stillstand, zu ökonomischer Stagnation<br />

und zu sozialem Rückschritt führten.<br />

Die Rüstung – und darin eingeschlossen die ökonomische Überrüstung – waren<br />

nicht die Ursache des gesellschaftlichen Verfalls; sie beschleunigte ihn<br />

aber in hohem Maße. Der politische Wille, das zu verhin<strong>der</strong>n, ließ sich unter<br />

den untauglichen Verhältnissen des realsozialistischen Systems in keinem <strong>der</strong><br />

Gesellschaftsbereiche mehr verwirklichen, schon gar nicht in <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Wir wissen heute: Nicht lebensfähige Gesellschaftssysteme lassen sich niemals<br />

revitalisieren, ihr dienende Militärsysteme auch nicht. Warum auch? Je<strong>der</strong><br />

Versuch wäre tödlich. Das unternimmt auch niemand, <strong>der</strong> ernst genommen<br />

werden möchte. Heißt das aber, dass man alle Bestrebungen ignorieren darf,<br />

die im realen Sozialismus unternommen worden sind, Antworten auf die unterschiedlichsten<br />

Fragen <strong>der</strong> Zeit zu finden, einschließlich <strong>der</strong>, die aus <strong>der</strong><br />

neuen Qualität des Wechselspiels von Ökonomie, Politik und Militärwesen<br />

resultierten? Die Antwort ergibt sich von selbst: nein.<br />

Von einer Militärökonomie <strong>der</strong> Kriegsfähigkeit zu einer<br />

Militärökonomie des entmilitarisierten Friedens<br />

Wir an <strong>der</strong> Militärakademie, vor allem die Mitarbeiter im Lehrstuhl Politische<br />

Ökonomie und Militärökonomie, haben nun versucht, diese objektiven<br />

militärökonomischen Prozesse wissenschaftlich zu begleiten – und das mit<br />

großem Engagement und mit gewissem Erfolg. Selbstverständlich war auch<br />

für uns nicht abzusehen, dass diese Bemühungen später ein so jähes Ende<br />

finden würden.<br />

Ab Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre entwickelte sich eine Lehrdisziplin Militärökonomie,<br />

die – zwar in sehr geringem Stundenausmaß – an allen Fakultäten bzw.<br />

Sektionen gelehrt worden ist. Streng genommen, versuchten wir damit dem<br />

Vermächtnis des Namenspatrons unserer Lehreinrichtung gerecht zu werden.<br />

Wer kennt nicht Friedrich Engels’ These: Nichts ist abhängiger von ökonomischen

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